Kreis Olpe. Die Landwirte aus dem Kreis Olpe ziehen eine durchwachsene Bilanz beim Erntedank-Pressegespräch. Trockenheit und Hitze setzen den Bauern zu.
Die Weide hinter dem Bauernhof der Familie Stuff ist wieder grün. Noch vor ein paar Wochen sah es hier ganz anders aus. „Die Trockenheit hat uns ganz schön auf Trab gehalten. Um die Wasserversorgung unserer Herden sicherzustellen, haben wir fast täglich Wasserfässer auf die Flächen gefahren“, berichtete Landwirt Matthias Stuff beim traditionellen Erntedank-Pressegespräch des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes auf dem Hof der Familie im Hohl 7 bei Rhode. Das kostet neben dem Wasser auch teuren Diesel und bringt im heißen Sommer Reifenabrieb auf die Wege.
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„Das Grünland hat sich erstaunlich schnell nach dem Regen erholt und steht zum Teil dicht wie auf einem Golfplatz“, hat auch Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, festgestellt. Aber die „nicht enden wollende Trockenheit und Hitze“ der letzten Monate hat tiefe Spuren hinterlassen. So muss Matthias Stuff, der mit seiner Ehefrau Annette den Hof in dritter Generation im Nebenerwerb betreibt, „seit Anfang August zufüttern“. Zwar sind auch auf den 60 Hektar Grünland der Familie Stuff die braunen Wiesen wieder grün geworden, aber der Regen ist viel zu spät gekommen.
Aufwendig zugefüttert
„Die Vegetation hat um diese Zeit nicht mehr die Kraft, das verlorene Wachstum aufzuholen. Wir mussten selbst unsere Weidetiere zufüttern, das ist aufwendig und teuer“, sind die Probleme für den Landwirt, der hauptberuflich als Leiter Technischer Dienst im Mutter-Kind-Haus in Olpe arbeitet, nicht geringer geworden. Im Gegenteil: Auch in diesem Sommer hatte er mehr Arbeit als im Winter, wenn seine 45 Mutterkühe der französischen Rasse „Charolais“ im Stall stehen.
Vorsicht Giftpflanze
Das Jakobskreuzkraut mit seinen gelben Blüten sieht schön aus, ist aber im Futter hochgradig giftig. Die einheimische Giftpflanze wächst vor allem auf extensiv genutzten Weiden sowie an Wegrändern und wird immer mehr zur Gefahr für Nutztiere, auch für Bienen.
„Ich ziehe jedes Jahr stundenlang Pflanzen raus“, berichtete Landwirt Matthias Stuff beim Erntedank-Pressegespräch auf seinem Hof.
Im benachbarten Kreis Siegen-Wittgenstein werden laut Georg Jung, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, sogar große Ausrupfaktionen gestartet.
Seit 1987 hat sich der ehemals klassische Milchviehbetrieb auf die Mutterkuhhaltung spezialisiert. Nach acht bis neun Monaten werden die auf dem Hof geborenen Kälber auf einer Aktion zur weiteren Mast verkauft. Bis dahin leben sie auf einer der im Schnitt nur einen Hektar großen Grünlandflächen, die nicht gedüngt oder gespritzt werden, und halten mit den anderen Rindern die Landschaft offen.
Für die heimische Landwirtschaft zog Michael Richard eine durchwachsene Erntebilanz. Zwar verlief der Start der Grasernte beim ersten und zweiten Schnitt sehr erfreulich. Richard: „Ab Mai war dann komplett Schluss. Wir konnten nichts mehr ernten und sind heilfroh, dass 2021 so ein üppiges Jahr war und wir auf die Vorräte zurückgreifen konnten.“ Beim Mais gab es vielerorts sogar eine „Noternte“.
Politsche Großwetterlage
Erfreulich aus Sicht der Erzeuger sind die gestiegenen Milch- und Getreidepreise. „Das war auch nötig, sonst könnten unsere Familienbetriebe die gestiegenen Produktionskosten für Energie und Dünger gar nicht auffangen“, verwies Michael Richard, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, auf die Folge der „politischen Großwetterlage“. Dazu gehörten die explodierenden Brennholzpreise, während bei Bauholz überhaupt nichts mehr laufe. Richard, der auf seinem Betrieb in Lennestadt-Petmecke auch Bauernwald bewirtschaftet, ist angesichts „der Hochzeit des Borkenkäfers“ überrascht, das überhaupt noch Fichten diesen knochentrockenen Sommer überlebt haben. Große Sorgen bereitet ihm die erheblich gestiegene Waldbrandgefahr.
„Zum Glück konnten viele Landwirte mit ihren großen Wasserfässern die Feuerwehren unterstützen.“ Matthias Stuff kennt jede seiner 45 Mutterkühen mit Namen, sie heißen Margret, Wilhelmine oder Lilli. Der Landwirt im Nebenerwerb würde gerne in die alten Gebäude und Ställe investieren.
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Aber das kostet viel Geld und noch ist auch nicht klar, ob die Agrarwissenschaft studierende Tochter den Hof der Familie einmal übernehmen wird. Aber eines steht für Stuff fest. „Wenn der Wolf kommt, endet die Weidehaltung. Dann habe ich keine Ruhe mehr im Stall.“ Der Wolf ist in Deutschland ein streng geschütztes Tier, macht sich der Landwirt aus Rhode nichts vor. Aber das Raubtier gehöre nicht in ein eng besiedeltes Gebiet. Gegen vorbeiziehende einzelne Wölfe hat auch Michael Richard nichts. „Wenn wir hier ein Rudel haben, dann ist es mit der Weidehaltung vorbei“, pflichtete er seinem Kollegen bei, stellte aber klar: „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, nur regulieren.“ So wie den Fuchs.
Christine Droste, die Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Olpe, hat vor kurzem mit einer Bekannten im Schwarzwald telefoniert. Die lässt ihre Schafe wegen der Wolfsgefahr gar nicht mehr auf die Weide und behält sie im Stall.