Kreis Olpe. Sascha Burghaus und Jannik Fischbach haben einen Film über das Leben in Südwestfalen 2030 gedreht. Dabei spielt ein Dorf in Schweden eine Rolle.
Wie lebt es sich in Südwestfalen im Jahr 2030? Welchen Stellenwert nimmt das Thema New Work ein, wie kaufen wir ein, wie erzeugen wir unseren Strom? Die beiden jungen Unternehmer Sascha Burghaus aus Drolshagen und Jannik Fischbach aus Olpe haben sich auf eine Reise durch Deutschland, Schweden und die Schweiz gemacht und Eindrücke gesammelt, wie das Leben abseits unserer Region aussieht. Aus ihren Eindrücken haben sie einen Film zusammengeschnitten. Er trägt den Namen „2030 – Unser Leben in Südwestfalen“ und feiert am 24. Januar Premiere im Olper Kino. Der Eintritt soll kostenlos sein. Wir sprachen mit Sascha Burghaus über dieses Projekt, das die beiden gemeinsam mit der Südwestfalenagentur auf die Beine gestellt haben.
Sascha, wie sieht das Leben in Südwestfalen, und damit bei uns im Kreis Olpe, im Jahr 2030 denn aus?
Sascha Burghaus: Ich glaube weder, dass wir 2030 über fliegende Autos reden noch, dass wir einen Weltraumbahnhof in Olpe haben. Ich glaube jedoch, dass uns die technologische Entwicklung und die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft näher zusammenbringen werden und, dass wir unsere Region bedeutend mehr schätzen lernen.
Wieso glaubst du das?
Ich nehme wahr, dass die Menschen im Kreis Olpe stark nach innen gerichtet sind und recht wenig nach außen über den Tellerrand hinausschauen. Die Beteiligung der Menschen in Südwestfalen an ihrer Zukunft bleibt in meinen Augen auf der Strecke und die Menschen bei uns werden noch viel intensiver darauf achten, was vor ihrer Haustüre passiert – aus Angst vor Trends und Themen, die nicht zu uns passen. Gleichzeitig haben wir eine „Anpack-Mentalität“, die uns in die Lage versetzt, schnell und effizient Themen in unserer Region auf den Weg zu bringen, sofern die Menschen darin einen Mehrwert erkennen.
Aber sollten wir nicht viel stärker in die Gegenwart schauen? Wir sollten doch nicht nur über unser Südwestfalen in 2030 nachdenken.
Das ist korrekt. Es wird viel über die Zukunft nachgedacht, das ist auch in Ordnung. Genauso wichtig ist es, dass wir heute vorzeigbare Ergebnisse präsentieren. Dann wird es uns in den nächsten Jahren besser gehen.
Lass uns konkret werden. Welche Ideen und Projekte sind Euch auf Eurer Reise über den Weg gelaufen, die sich auch in Südwestfalen realisieren ließen? Hast du ein Beispiel für uns?
Wir waren in einem kleinen Dorf in Schweden am Polarkreis zu Gast, mit wenigen hundert Einwohnern. Die Dorfbewohner haben sich einen eigenen, voll automatisierten Dorfladen eingerichtet, der ihnen jetzt rund um die Uhr Versorgungssicherheit auf kurzem Wege garantiert. Wir reden über solche Projekte auch hier in Südwestfalen schon viel, ich habe jedoch noch keinen Dorfladen gesehen, der genau so funktioniert. Die Regionen sind meiner Meinung nach sehr vergleichbar, weil beide sehr ländlich sind, vielleicht sind unsere Voraussetzungen sogar noch besser. Solche Projekte können auch unser Leben in Südwestfalen bereichern.
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Lass uns über den Film sprechen. Welche Themen behandelt ihr?
Wir haben uns mit den Themenfeldern Lebensmittelversorgung, Stromerzeugung, Lernen und Arbeiten beschäftigt. Ein Beispiel: Wir waren zu Gast auf einem Bauernhof im Märkischen Kreis, auf dem wird die solidarische Landwirtschaft praktiziert. Dort sind die Kunden an der Lebensmittelgewinnung beteiligt, und zwar in Form eines Genossenschaftmodells. Das heißt, die Kunden werden wöchentlich an den Ernten beteiligt und können bei der Produktion mitwirken. Der Genossenschaftsgedanke spielt auf diesem Hof eine bedeutsame Rolle. Jetzt ist die Frage, wie kommen die Kartoffeln, Kürbisse und Co. in die Haushalte? In Schweden haben wir dann, wie schon angedeutet, den voll digitalisierten Dorfladen besucht, wo die Bewohner sich rund um die Uhr mit lokalem Obst und Gemüse selbst eindecken können. Wir müssen jetzt eine Synergie herstellen zwischen dem, was schon da ist, also beispielsweise einem Bauernhof mit Genossenschaftsmodell, und dem, was wir beispielsweise in Schweden kennengelernt haben. Ein voll digitalisierter Dorfladen in den Händen der Bewohner wäre doch genau so ein Modell, das wir hier in Südwestfalen angehen könnten.
Wie ist der Film denn aufgebaut?
Wir haben Projekte, die es bei uns in der Region schon gibt, mit solchen wie zum Beispiel in Schweden verglichen. In unserer Moderation haben wir dann die Vor- und Nachteile solche Projekte vorgestellt und uns immer die Frage gestellt, wie wir solche Ideen nach Südwestfalen bekommen. Im Fokus unseres Films stehen die Menschen, die durch ihren Erfindergeist und ihre Anpack-Mentalität Ideen in die Tat umgesetzt haben. Ich gebe gerne noch ein zweites Beispiel, ohne zu viel Inhalt vom Film zu verraten: Der Dorfladen aus Schweden muss natürlich mit Strom versorgt werden. Die Dachfläche ist zu klein für PV, und niemand möchte ein Windrad mitten im Dorf stehen haben. Also hat uns ein Schweizer Unternehmer, den wir auf unserer Reise kennengelernt haben, eine neue Version der Windturbine vorgestellt. Sie ist leiser, effektiver und unauffälliger als ein Windrad. Diese Turbine könnte den Dorfladen mit Strom versorgen. Ein Projekt, das vielleicht auch in Südwestfalen auf Interesse stößt.
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Wen sprecht ihr mit diesem Film an?
Wir haben unsere Nachbarn und die Besucher des Olper Schützenfestes immer im Blick gehabt. Wir müssen an der Biertheke erklären können, worum es geht. Wir sprechen jedermann an, wir haben es nicht für Funktionsträger oder Behörden gemacht, sondern für die Menschen, die in Südwestfalen gerne leben und gespannt auf die Zukunft bei uns schauen.
Was ist aus deiner Sicht die größte Herausforderung für Südwestfalen?
Meiner Meinung nach findet der Zukunftsdialog oft hinter verschlossenen Türen oder an der Sprache der Menschen vorbei statt. Deswegen müssen wir es schaffen, Zukunft anfassbar zu gestalten. Diejenigen, die innovative Ideen haben, sollten nicht mit Bürokratie belastet werden, sondern ihnen sollten wir die Chance geben, sich zu verwirklichen. Wenn jemand, und da komme ich auf mein Beispiel zurück, einen Dorfladen eröffnen will, dabei die eigenen Anwohner beteiligt, den Strom schnell und günstig über eine moderne Turbine erzeugt, dann wäre das genau so ein innovatives Projekt, das uns in Südwestfalen nach vorne bringt.
Zur Person:
Sascha Burghaus ist 25 Jahre jung, kommt gebürtig aus der Kreisstadt, lebt allerdings in der Rosestadt. Er machte auf der Hakemickeschule in Olpe seine Mittlere Reife und machte sich dann selbstständig in der Personalentwicklung. Sascha Burghaus ist verheiratet. Jannik Fischbach ist ebenfalls 25 Jahre jung, er kommt gebürtig aus Oberveischede, lebt allerdings in Olpe. In Rhode betreibt er sein eigenes Filmstudio.
Fischbach war auf der Gesamtschule in Eckenhagen, wo er sein Abitur machte. Er studierte anschließend Medienwissenschaften an der Uni in Siegen und machte sich zu der Zeit selbstständig.