Kreis Olpe. Die Künstliche Intelligenz kann innerhalb von Sekunden Texte schreiben und Aufgaben lösen. Bald könnte es Teil vom Unterrichtsalltag sein.
Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist auch an den Schulen im Kreis Olpe angekommen. Seit Wochen ist ChatGPT im Unterrichtsalltag ein zentrales Thema. Das Programm ist ein textbasiertes, lernfähiges Dialogsystem – mit vielen Möglichkeiten für Lehrer und Schüler. So können beispielsweise innerhalb von Sekunden ganze Klassenarbeiten zu einem Thema gestellt und geschrieben werden. Wie bewerten Lehrer aus dem Kreis Olpe ein derartiges System? Ist es eine Erleichterung oder womöglich eine Gefahr?
ChatGTP: Praktisch für die Unterrichtsvorbereitung
Christoph Gunter, Lehrer für die Fächer Deutsch und Geschichte an der Bigge-Lenne-Gesamtschule in Finnentrop, hat erste Erfahrungen mit ChatGPT gemacht – und ist grundsätzlich angetan. „Mega praktisch“ sei es für Lehrer, wenn es um die Unterrichtsvorbereitung geht, denn: „Es hilft uns, Unterricht zu gestalten und zeigt uns Möglichkeiten auf, wie wir zum Beispiel eine Stunde zum Thema Lyrik beginnen können.“ Für die Schüler könne es eine echte Hilfe sein, schwierige Sachverhalte in einfache Texte münden zu lassen.
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Doch bei aller Hilfe müsse man aufpassen, weiß Gunter und nennt ein konkretes Beispiel aus seinem Unterrichtsalltag: Er ließ seine Schüler im Deutschunterricht ein Gedicht analysieren, drei, vier Texte wurden vorgelesen und anschließend mit der Analyse von ChatGPT zur selben Aufgabenstellung abgeglichen. Gunter: „Dabei merkten wir deutlich, dass ChatGPT ein großer Datenschatz zu diesem Gedicht fehlte und sich die Maschine falscher Quellen bediente, am Ende also nur Quatsch dabei herauskam.“ Deswegen gilt auch für Gunters Kollegin Anke Vietor, Digitalisierungsbeauftragte an der Gesamtschule: ChatGPT nutzen, aber kritisch hinterfragen „und nicht blind irgendetwas abschreiben“.
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Pia Weber ist Lehrerin am Städtischen Gymnasium Olpe und befasst sich seit einiger Zeit detailliert mit dem Thema ChatGPT. Sie ist sicher, dass künstliche Intelligenz auch im schulischen Betrieb nicht aufzuhalten sein werde: „Grundsätzlich fasziniert mich dieses Thema, positiv wie negativ. Es ist mit Vorsicht zu genießen. Als das Thema vor wenigen Monaten in den Blickpunkt geriet, sind wir an unserer Schule offen damit umgegangen. Ein Verbot ist keine Lösung.“
Pia Weber nennt ein simples Beispiel für den Einsatz im Kollegium: „Wenn ich kurzfristig einen Kollegen in einer Klasse 6 in Mathematik vertreten müsste, beauftrage ich ChatGPT, mir zehn Bruchrechnen-Aufgaben für eben eine Klasse 6 zu liefern, und in wenigen Sekunden habe ich sie auf dem Bildschirm.“ Benötige sie ein Arbeitsblatt zum Thema Ökosystem für die Oberstufe, liefere die KI das ebenfalls, brauche sie es für die Mittelstufe, bekomme sie es in einfacherer Version. Alles in Sekunden. „Als Lehrer kann ich also beliebige Arbeitsblätter erstellen lassen in unterschiedlichen Varianten, Lückentexte zum Beispiel, Texte mit Fragen, für alle Fächer, für alle Disziplinen.“
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Auf die Frage, inwieweit ChatGPT bereits bei ihren Schülern angekommen sei, sagt Weber: „Einige tun das, sie nutzen es beispielsweise gerne für Textzusammenfassungen bei einer Lektüre.“ Das gelte für alle Fächer. Weber: „Das löst Ihnen genauso eine Textaufgabe in Mathematik, mit dem korrekten Weg.“ In Deutsch, so die Lehrerin weiter, „kann ein Schüler seinen Aufsatz eingeben und das System fragen, ob er gelungen ist und, wie er ihn verbessern kann.“ Selbst eine mit scharfer Ironie gewürzte Satire sei für ChatGPT kein Problem: „Das schreibt Ihnen alles.“
Kritikfähigkeit gegenüber dem System entwickeln
Pia Weber warnt aber davor, ChatGPT zu überschätzen: „Wir wissen alle, dass das Internet nicht fehlerfrei ist.“ Zudem übernehme das System Vorurteile: „Die Welt ist voller Vorurteile, und das spiegelt sich dort wider.“ Erst vor wenigen Tagen habe sie eine Online-Fortbildung mit KI-Spezialisten absolviert: „Dort ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass alles, was das System ausspuckt, kontrolliert werden muss. Man kann nicht einfach blindlings allem vertrauen. Noch ist unsere menschliche Kompetenz gefragt.“ Diese Kritikfähigkeit gegenüber dem System gelte es, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln.
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Das Städtische Gymnasium Lennestadt ist Teil des nationalen Excellence-Netzwerks von Schulen mit Sekundarstufe II, die gleichzeitig durch ein mathematisch-naturwissenschaftlich-technisches Profil auffallen (MINT). Dementsprechend gehören breitaufgestellte digitale Angebote zum Schulalltag – und in absehbarer Zeit auch KI. „Die Kollegen sind für dieses Thema sensibilisiert, einige haben auch schon Fortbildungen dazu besucht. Manche sind davon zurückgekommen und haben gesagt, dass es schon erschreckend ist, was Programme wie ChatGPT können“, sagt Birgitta Pieters und lacht. Ihrer Ansicht nach biete ChatGPT aber auch viele Vorteile, die Prozesse vereinfachen können. Es sei gut möglich, dass KI im nächsten oder übernächsten Schuljahr im Unterricht genutzt werde. „Dazu bedarf es jedoch noch pädagogisch-didaktischer Maßnahmen“, so Pieters.
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Am GymSL werden bereits in der Oberstufe – zum Beispiel in Mathematik – und im Abitur digitale Klausuren geschrieben „Für diese Fälle haben wir Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das heißt, dass nur die für die Aufgaben erforderlichen Programme freigeschaltet sind. Der Internetzugang ist gesperrt“, erklärt Pieters. Ob Schüler bei Hausarbeiten bereits KI benutzt haben, sei schwierig nachzuweisen. Aber: Es sei schon vorgekommen, dass Lehrer bei der Korrektur Plagiate identifiziert hätten – und die Leistung dann als „ungenügend“ gewertet wurde.