Kirchhundem. Nach dem Veto von Straßen NRW gegen Tempo-30 in der Flaper Straße in Kirchhundem wollen die Eltern nicht aufgeben. So stehen die Chancen.
Der erste Schock war schnell verdaut. Am Dienstagabend hatte Bürgermeister Björn Jarosz informiert, dass der Landesbetrieb Straßen NRW die Einrichtung einer Tempo 30 auf der L 728 ablehnen werde. Ab Mittwoch glühten die Drähte der Elternvertreter in alle Richtungen. Nach den Gesprächen sieht Michael Hartmann, Schulpflegschaftsvorsitzender der Grundschule am Kreuzberg, der Entscheidung, ob auf der Flaper Straße im Bereich der Fußgängerampel und des Abzweigs zur Grundschule eine Tempo 30-Zone eingerichtet wird, wieder zuversichtlicher entgegen.
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Der Kreis Olpe als Verkehrsbehörde hatte die Einrichtung der Zone schon angeordnet. Doch dann kam das Veto des Landesbetriebs Straßen NRW aus Netphen. Dieser beruft sich laut Gemeinde auf die Rechtslage, dass Tempo 30-Zonen nur bei Schulen erlaubt sind, die an einer Straße liegen. Und das sei in Kirchhundem, wo das Schulgebäude etwa 100 Meter zurück versetzt am Kreuzberg steht, nicht der Fall.
Auslegungssache
„Die Frage ist, so Michael Hartmann, wann eine Schule anliegend ist oder nicht. Das ist Auslegungssache“, so der Schulpflegschaftsvorsitzende. Diese Sache wird beim Landesbetrieb Straßen NRW in Netphen anders ausgelegt als beim Kreis Olpe, der die Tempo 30-Zone bereits angeordnet hatte, oder im Stadtgebiet Schmallenberg im Hochsauerlandkreis, wo in der Wormbacher Straße (L 737) eine temporäre Tempo-30-Zone existiert. Dort gibt es zwei Schulen. Zuständig ist hier der Landesbetrieb Straßen NRW Regionalniederlassung Sauerland Hochstift in Meschede. „Es kann ja nicht sein, dass die Thematik dort anders ausgelegt wird als bei uns“, so Michael Hartmann. Zumal es auf der Rothenberger Straße in Hilchenbach, ebenfalls L 728, auch eine Tempo 30-Zone gibt. Vertreter des Landesbetriebs Straßen NRW in Netphen waren gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Weniger Tempo würde auch zu weniger Lärm führen, heißt es aus der Anliegerschaft.
Wichtiger als die rechtliche Auslegung ist die reale Situation. Nach Schulschluss machen sich die Schüler in Pulks auf den Heimweg über einen abschüssigen Weg, der in einem unübersichtlichen Kurvenbereich auf den schmalen Bürgersteig an der Flaper Straße führt.
Briefe von Schülerlotsen
Passiert ist hier noch nichts - aber fast. Im letzten Jahr habe sich eine Schülerlotsin nur durch einen Sprung zur Seite vor der Kollision mit einem Auto retten können, so Hartmann. Einige „Erlebnisse“ haben die Schülerlotsen der Schule aufgeschrieben. „Für die Schülerlosten und die Kinder fahren die Autos viel zu schnell“, schreibt Julia, Klasse 4. „Letztes Mal ist ein Auto bei rot über die Ampel gefahren, obwohl grün war“, so Leon. Michael Hartmann: „Es gibt im Gesetz durchaus Abwägungsmöglichkeiten“. Die _Kirchhundemer hoffen, dass die Entschärfung der gefährlichen Situation und der Schutz von Kindern mehr Gewicht hat als das „Recht auf freie Fahrt“. Entscheiden wird darüber nach den Osterferien wohl die Bezirksregierung in Arnsberg. Hartmann: „Wir wollen dann eine schnelle Klärung haben.“
Geklärt ist auf jeden Fall, dass die Gemeinde Kirchhundem an der Gefahrenstelle dauerhaft einen Geschwindigkeitsmesser installieren wird. Dort erscheint je nach Tempo der vorbeifahrenden Fahrzeuge ein grünes, lachendes oder ein rotes, trauriges Smiley-Gesicht. Die Anlage ist bereits durch die Gemeinde bestellt worden, der Stromanschluss schon installiert.