Attendorn. Der Investor ITG plant den Bau eines neuen Einkaufszentrums in Attendorn. Das Gebäude soll begrünt werden und eine Photovoltaikanlage erhalten.
Der Bau des neuen Einkaufszentrums am Bahnhof hat die Gemüter in Attendorn seit Bekanntwerden der Pläne vor mittlerweile gut drei Jahren erhitzt. Seitdem stehen sich Befürworter und Skeptiker gegenüber. Der Attendorner Stadtrat hatte sich im vergangenen Jahr jedoch mehrheitlich hinter die Pläne des Düsseldorfer Investors ITG gestellt, der auf dem ehemaligen Busbahnhof ein zweieinhalb-geschossiges Gebäude mit dem Namen Wall-Center errichten wird, in dem – Stand heute – die Drogeriemarktkette Müller, ein Lebensmittelvollsortimenter – vermutlich Hit oder Edeka –, eine Apotheke und möglicherweise eine Café-Bar einziehen werden. Zudem entstehen rund 145 ebenerdige Parkplätze, samt der gesetzlich ab 2025 vorgeschriebenen E-Ladestation und Fahrradstellplätze.
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In der öffentlichen Wahrnehmung spielte das Wall-Center zuletzt kaum eine Rolle, was mutmaßlich mit dem aktuellen Planungsstand zu begründen ist, denn: „Wir befinden uns immer noch in dem Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans“, erklärt Stephan Raida, Projektverantwortlicher der ITG. Ein Verfahren, an dem die Öffentlichkeit beteiligt wurde und jetzt die Auswertung der zahlreichen Stellungnahmen durchgeführt wird. Den Schritt der öffentlichen Beteiligung musste die Stadt, die Baurecht schafft, coronabedingt wiederholen. Erneut sind massig Anregungen im Rathaus eingetrudelt und die Verantwortlichen nun mit der Sichtung beschäftigt. Es geht beispielsweise um Anregungen zur Einhaltung von Sichtverhältnissen aus dem Einkaufszentrum auf privaten Wohnraum in direkter Umgebung, um die Einhaltung von Immissionen, um die Anlieferung und andere Themen.
Wohnraum nicht umsetzbar
Dass diese Anregungen Früchte tragen, lässt sich an einem konkreten Beispiel ablesen: Die Stadt Attendorn will bekanntlich bis 2030 klimaneutral werden. In diesem Kontext einen „Betonklotz“ ohne Begrünung oder erneuerbarer Energien zu bauen – kaum denk- und erklärbar. Deswegen haben Stadt und Investor laut eigener Aussage reagiert. Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen im Attendorner Rathaus, klärt auf: „Im vorhabenbezogenen Bebauungsplan sind Maßnahmen zur Dach- und Fassadenbegrünung und zum Einsatz von Dachflächen-Photovoltaikanlagen festgesetzt. Die Verpflichtung, Hecken und Einzelbäume zur Grundstücksbegrünung zu pflanzen, ergänzen diese Maßnahmen.“ Den Wunsch vieler Attendorner, im Obergeschoss zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, erteilt Raida eine Absage. Aus zweierlei Gründen: Zum einen sei dies aus statischen Gründen nicht machbar, zum anderen müsste der Investor in einem solchen Fall zusätzliche Stellplätze abstellen. „Doch dafür ist einfach nicht genug Parkraum vorhanden“, so Raida. Im obersten Geschoss entstehen daher „nur“ Sozial- und Abstellräume.
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Während die Mitarbeiter im Rathaus mit der Sichtung und Einordnung der Einwände befasst sind, ist die ITG aktuell schwerpunktmäßig mit der Planung der Anlieferzone für Müller und Hit oder Edeka beschäftigt. Die Lkw werden von der Straße Am Zollstock kommend vorwärts auf den Bereich der Ladezone einfahren, um dann rückwärts bis zur eigentlichen Entladung zu rollen. Weil Müller, Hit und Edeka jedoch mit unterschiedlichen Anlieferkonzepten arbeiten, ergeben sich zwangsläufig unterschiedliche Frequenzen, die ITG nun in Absprache mit den interessierten Mietern durchspricht, um die gewonnenen Erkenntnisse gutachterlich überprüfen zu lassen. Für den Fall, dass Mitbewerber den Klageweg gehen sollten, was der Investor nicht ausschließen kann. Völlig unklar ist bis heute, wann die ersten Bagger anrücken. Das hängt neben dem langwierigen Genehmigungsverfahren auch davon ab, wie sich Zins- und Baukosten entwickeln, wie Handwerker und Materialien verfügbar sind – und ob es zu Klagen kommt.
Noch keine Lösung für Kik
Unklar ist bis heute auch die Zukunft des Textildiscounters Kik, für den kein Platz mehr im Wall-Center ist, nachdem der Unternehmer Dornseifer, der wenig Interesse an einem weiteren Mitbewerber in unmittelbarer Nähe zu seinem Markt im Allee-Center hat, ein Grundstück auf der überplanten Fläche erworben hatte. Die Stadt führt Gespräche mit Kik und sucht nach einem geeigneten Ausweichobjekt, bislang allerdings ohne Erfolg. „Wir werden eine Lösung finden, notfalls anfänglich eine Übergangslösung“, ist Kristin Meyer, Amtsleiterin für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus, überzeugt. Doch auch hier gilt: Bis eine Entscheidung gefällt ist, wird noch viel Zeit ins Land gehen.