Attendorn. Einkaufszentrum in Attendorn: Am Freitag ist die Phase der öffentlichen Beteiligung geendet. Einige Stellungnahmen sind im Rathaus eingetrudelt.
Nach dem einstimmigen Votum des Rates hat die Stadt Attendorn ihren Flächennutzungsplan für die Zwecke des geplanten Wall-Centers am Bahnhof abgeändert und dabei die Umwandlung einer Mischbaufläche in eine Sonderbaufläche „großflächiger Einzelhandel“ beschlossen. Wie bereits mehrfach berichtet, will der Düsseldorfer Investor Immobilien Treuhand GmbH (ITG) u. a. auf dieser Grundlage auf dem Gelände des ehemaligen Busbahnhofs ein neues Einkaufszentrum bauen. Als Mieter sollen dort unter anderem die Drogeriemarktkette Müller und ein Lebensmittelfachgeschäft einziehen.
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Ein Vorhaben, das die Stadtverwaltung seit jeher verteidigt, allerdings auch einige Skeptiker hervorruft. So fürchten sich weiß Gott nicht alle, aber doch einige Einzelhändler, Dienstleister und Privatpersonen aus dem Stadtzentrum vor den Auswirkungen, die das neue Einkaufszentrum mit sich bringen könnte. Eine Sorge ist die schon häufig thematisierte und auch gutachterlich prognostizierte Umsatzumverteilung, vor allem in den Sortimenten Nahrung/Genuss und Gesundheit/Körperpflege.
Die künftigen Mieter
Zusätzlich zum Müller-Markt und zum Lebensmittelfachgeschäft sollen laut Planungen des Investors eine Apotheke, eine Cafébar und der bereits bestehende Textilfachmarkt Kik ins Wall-Center einziehen.
Vereinfacht ausgedrückt fürchten einige Gewerbetreibende, dass „ihre“ Kunden in Zukunft am Wall-Center „abgefangen“ werden und den Weg in die Innenstadt nicht mehr antreten.
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Bis Freitag nun hatten die Bürger rund einen Monat lang die Möglichkeit, nicht nur die gesamten Planungsunterlagen im Rathaus einzusehen, sondern auch Stellungnahmen zu dem Gesamtprojekt im Rathaus einzureichen. Natürlich unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der Coronasituation.
Wer also das Rathaus zwecks Einsicht der Unterlagen betreten wollte, musste vorher entweder anrufen oder an der Klingel schellen und wurde dann reingelassen.
„Nehmen Sie Abstand“
Laut Baudezernent Carsten Graumann sind solche Einwendungen auch in erhöhter Anzahl eingetrudelt, unter anderem von Nicole Kost (Wein – und Spirituosen Fachgeschäft) und von Apotheker Christian Springob. „Ich lehne das Vorhaben (...) ab und bitte Sie, insbesondere zum Schutz unserer attraktiven Innenstadt die Pläne nicht weiter zu verfolgen“, schreibt Springob und begründet dies unter anderem mit dem Coronavirus.
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Denn: „Auf bis dato nicht absehbare Zeit werden hier nur wenige oder keine Einnahmen generiert, das ist existenzbedrohend. Treten zusätzlich die Umverteilungen ein, wird es zu Geschäftsschließungen kommen“, warnt der Apotheker.
Weiterhin verweist er in seinem Schreiben darauf, dass die im Wall-Center geplanten Sortimente „in Attendorn bereits reichlich vorhanden“ seien und wirklich fehlende Angebote wie Tierzubehör und Babybedarf nicht ins Auge gefasst würden. Er wirft dem Investor zudem vor, nur auf die „maximale Rendite“ ausgerichtet zu sein.
Mit einem emotionalen Schreiben wendet sich auch Nicole Kost an die Stadt. Aufgrund von Corona sei die Situation für den Einzelhandel per se schon existenzbedrohend und die Zukunft mehr als ungewiss, deshalb sei es gerade jetzt der denkbar schlechteste Zeitpunkt, die Planungen des großen Einkaufszentrums unweit des Allee-Centers voranzutreiben.
Entscheidung kommende Woche
„Die im Wall-Center angedachten Sortimenter sind doch genau die, die uns im Moment schon mit allem versorgen, was wir brauchen, also Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken. Wir sind heute für diese Leistung aus tiefstem Herzen dankbar. Das sind Menschen, die mehr als jemals zuvor ihren Einsatz für uns leisten. Und hier in Attendorn schaffen es genau diese Anbieter mehr als ausreichend. Wir brauchen keinen weiteren dieser Anbieter, die in der Zukunft unseren Geschäften das Leben schwer machen werden“, betont die Inhaberin des Wein- und Spirituosengeschäftes und verweist auf die zurzeit gelebte Solidarität untereinander.
Laut Graumann würde die Verwaltung die eingegangenen Unterlagen nun sichten und in der kommenden Woche entscheiden, wie man damit vor dem Hintergrund der aktuellen Situation umgeht.