Attendorn. Die Planungen für die Indoor-Mall am Attendorner Bahnhof laufen auf Hochtouren. Der Investor will noch dieses Jahr den Bauantrag stellen.
Bis zum Jahr 2022 wird die Attendorner Innenstadt ihr Äußeres großzügig verändern. Das ist kein Geheimnis. Kloster- und Rathausplatz an der Kölner Straße werden aufgewertet, genauso wie der Alte Markt ein paar Meter weiter. Der triste Schützenpark an der Stadthalle weicht einem attraktiven Bürgerpark. Und im Alten Bahnhof entsteht bekanntlich ein Bürgerhaus samt Gastronomie und Jugendzentrum für Jung und Alt. So weit, so bekannt. Wenn die Attendorner übernächstes Jahr ihr 800-jähriges Stadtjubiläum feiern, werden sie aber auch in den Genuss kommen, in einer zweiten kleinen „Indoor-Mall“ einzukaufen. Denn nur einen Steinwurf vom Allee-Center entfernt, auf der Fläche des ehemaligen Busbahnhofes und des heutigen Parkplatzes am Kreisverkehr, baut die Immobilien Treuhand GmbH (ITG) aus Düsseldorf ein zweites Einkaufszentrum. Der Name: Wall-Center.
Bis die Bagger zwischen Bahnhofsstraße und „Am Zollstock“ anrollen, ziehen zwar noch ein paar Monate ins Land, dafür stehen die Pläne und ersten Mieter des neuen Versorgungszentrums am Bahnhof bereits fest. Das Zauberwort lautet großflächiger Einzelhandel.
Denn neben einer Apotheke (120 Quadratmeter Verkaufsfläche) und einer kleinen Cafébar siedelt sich im Wall-Center die Drogeriemarkt-Kette Müller (Verkaufsfläche rund 1250 Quadratmeter) an. Als Ergänzung zum bereits bestehenden Drogerie-Markt Rossmann am Südsauerlandmuseum. Genauso bekommen die Stadt und ihre Bürger ein neues Lebensmittelfachgeschäft, das sich weder Aldi, Lidl noch Rewe schimpfen und sich auf einer Verkaufsfläche von mehr als 2000 Quadratmeter ausbreiten wird. „So viel kann ich verraten: Es wird kein Discounter sein, sondern ein Lebensmittelsupermarkt, der seine Kompetenzen im Frischebereich hat“, verrät Stephan Raida, Projektverantwortliche der ITG, auf Nachfrage – ohne einen konkreten Namen zu nennen.
Parkdeck für 160 Autos
Nicht zu vergessen der bereits bestehende Textilfachmarkt „Kik“, der ebenso mit einzieht. Alles zusammen wird, gemeinsam mit einem ebenerdigen Parkdeck für rund 160 Autos, unterkommen.
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„Für die Attendorner Bürger erhoffen wir uns mehr Auswahlmöglichkeiten beim Einkaufen. Außerdem wollen wir die Hansestadt als Einzelhandelsstandort stärken und uns nicht damit abfinden, dass die Attendorner mehr Geld in der Nachbarschaft lassen als die Nachbarn bei uns“, wirbt Bürgermeister Christian Pospischil für das Großbauprojekt, das wesentlicher Bestandteil des Innenstadtentwicklungskonzeptes ist. Großen Wert legen sowohl die Stadt als auch der Düsseldorfer Investor darauf, dass durch den Bau des Wall-Centers den bereits vorhandenen Wettbewerbern in der Stadt keine nennenswerte Konkurrenz droht. „Wichtig für das Projekt ist, dass wir neue Marktanbieter in Attendorn bekommen, die das Einkaufserlebnis verbessern und Vielfalt schaffen. Also Magnet-Betriebe, die Publikum anziehen“, betont Carsten Graumann. Eine zweite Rossmann-Filiale oder ein weiterer Aldi-Markt blieben daher außen vor. „Uns liegt die Versorgungssicherheit am Herzen. Wir wollen die vorhandene Kaufkraft in Attendorn binden und verhindern, dass wir genau diese verlieren. Das kann uns nur durch neue Marktteilnehmer und eine attraktive Innenstadt gelingen“, ergänzt Graumann.
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Naturgemäß erhofft sich der Bauamtsleiter gewisse Synergieeffekte, die durch den Umbau des Alten Bahnhofes, dem Allee-Center und der Nähe zur Innenstadt entstehen sollen. Und: Die Gutachter einer Auswirkungsanalyse kommen zu dem Schluss, dass zentrale Versorgungsbereiche von Nachbarkommunen, etwa in Plettenberg oder Finnentrop, aufgrund geringer Umsatzumverteilungen kaum beeinträchtigt werden. Weshalb die Stadt auch nicht mit Klagen der Nachbarkommunen rechnet. Christian Springob, Vorsitzender der Attendorner Werbegemeinschaft, wollte sich auf Nachfrage noch nicht zu dem großen Bauvorhaben äußern – was daran liegt, dass der Werbegemeinschaft das Projekt offiziell noch gar nicht vorgestellt worden sei.
Flächennutzungsplan abändern
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Der Ball liegt aktuell bei der Stadt und der Politik. Denn bevor die Bagger anrollen können, muss der gültige Flächennutzungsplan geändert, wofür es die Genehmigung der Bezirksregierung Arnsberg braucht, und ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Beides soll bis Mitte September geschehen. Laut Stephan Raida plant die ITG zudem, noch in diesem Jahr den Bauantrag zu stellen.
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Keine Sorgen machen sich Stadt und Investor bei der Verkehrsführung auf das Gelände des neuen Wall-Centers. Kunden werden künftig vom Kreisverkehr aus an das neue Gebäude heranfahren, anders als der Lieferverkehr. Die großen LKW werden nämlicj über eine separate Zufahrt von der Straße „Am Zollstock“ auf das Gelände geführt, dort finden sie auch genügend Platz zum rangieren. Und: Der Eingang zum neuen Einkaufszentrum liegt, wenn man so will, rückwärtig zur Straße, also in Richtung Niederste Straße und somit hin zur Innenstadt.
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Ein Großteil der Fläche befindet sich im Besitz der Hansestadt (bzw. der Tochtergesellschaft VVG), die man natürlich an die Immobilien Treuhand GmbH verkaufen wird. Darüber hinaus benötigte Grundstücke wird der Investor von anderen privaten Eigentümern erwerben. Die Höhe der Investitionskosten blieb uns der Investor noch schuldig.