Finnentrop. Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Nun sollen Hol- und Bringzonen eingerichtet werden und mehr Kinder zu Fuß gehen.
Weder Lehrer noch Schulleiter werden grundsätzlich verhindern, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht fahren. Was gut gemeint ist, sorgt vielerorts für chaotische Verkehrssituationen vor allem am frühen Morgen. Nämlich genau dann, wenn die Elterntaxis scharenweise versuchen, ihren Nachwuchs bis vor die Schultür zu manövrieren, damit die Kinder sicher in der Klasse ankommen. Genau dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr – auch in Finnentrop.
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Was also können die Beteiligten – Eltern, Lehrer, Schulleiter, aber auch Politik und Schulträger – tun, damit die Gefahr gebannt wird? Im Kern gibt es zwei Lösungen. Erstens: die Einrichtung sogenannter Hol- und Bringzonen, gerne auch „Elterntaxi-Haltestellen“ genannt, in einem Radius von maximal 500 Metern um die Schulen. Und zweitens: eine Schulwegsicherung, die garantiert, dass mehr Kinder zu Fuß zum Unterricht gehen. Klingt einfach, kann aber durchaus kompliziert sein und geht vor allem ins Geld.
Verschiedene Maßnahmen möglich
Doch in der Gemeinde Finnentrop soll an diesen beiden Stellschrauben gedreht werden. Noch vor den Sommerferien im Juni soll im Umfeld einer Grundschule, die noch ausgewählt wird, die erste Hol- und Bringzone eingerichtet werden. Das zumindest wünscht sich Jens Leven vom Büro Bueffee aus Wuppertal, das im Auftrag der Gemeinde, die Schulträgerin ist, ein schulisches Mobilitätsmanagement ausarbeitet. „Wir müssen jetzt am Ball bleiben“, ermutigte der Fachmann in der jüngsten Ratssitzung nicht nur Verwaltung und Politik, sondern auch Schulleiter und Lehrer, die als Zuhörer anwesend waren, die Möglichkeiten auszuschöpfen.
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Der Schulträger wird in Zukunft nicht umherkommen, eine ordentliche Summe in die Hand zu nehmen, um solche Zonen einzurichten. Vor allem aber wird es kosten, Zebrastreifen oder Mittelinseln auf die Straßen zu bringen oder Schilder aufzustellen, wo sie sinnvoll sind und mehr Schutz für die Schulkinder bieten. Dass dabei verschiedene Akteure, vor allem die Straßenbaulastträger mitspielen müssen und nicht überall solche Verbesserungsmaßnahmen (rechtlich) möglich sind, ist auch Leven klar. Ein Zebrastreifen außerhalb geschlossener Ortschaften auf Hauptverkehrsstraßen sei eben nicht erlaubt, weiß er. Es kann aber schon helfen, wenn an gefährlichen Straßenecken eine Hecke zurückgeschnitten wird oder verlässlich Schüler- und Buslotsen im Einsatz sind. Im gesamten Gemeindegebiet hat das Wuppertaler Büro, das die Schulen und die Eltern durch Befragungen in Vergangenheit an dem gesamten Projekt beteiligte und die Ergebnisse auswertete, mehr als 60 Problemstellen identifiziert.
Pädagogische Begleitung wichtig
Wenn mehr Kinder ohne Chauffeur-Dienst zur Schule kommen, hilft dies auch dem eigenen Verhalten im öffentlichen Verkehrsraum, ist der Erste Beigeordnete Ludwig Rasche überzeugt: „Die Kinder, die jeden Morgen mit dem Auto gebracht werden, können sich kaum im Verkehr bewegen, weil sie es nie richtig gelernt haben. Sie können Gefahrensituationen kaum einschätzen. Nicht zu vergessen der soziale Aspekt. Wenn man mit Klassenkameraden zusammen zur Schule geht, stärkt dies die Gemeinschaft“, sagte er kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion. Und auch aus Sicht der Schulleiter seien verschiedene Verbesserungsmaßnahmen begrüßenswert.
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Lehrer und Schulleiter nimmt Jens Leven in die Pflicht, denn: „Gerade an den Grundschulen ist eine begleitende, pädagogische Arbeit unerlässlich. Am Ende müssen wir es schaffen, mit solchen Maßnahmen die Akzeptanz bei den Eltern zu bekommen. So etwas muss an den Schulen leben.“ Politik und Verwaltung werden in Zukunft entscheiden müssen, wie und wann die Problemstellen entschärft werden. Klar ist: Das kostet Zeit und Geld, ist aber zweifelsfrei sinnvoll, um die Kinder auf dem Weg zur Schule besser zu schützen.