Attendorn/Olpe. Die Ermittlungen im Fall des versteckten Mädchens in Attendorn laufen. Weitere Vernehmungen geplant. Der aktuelle Stand im Überblick.

„Still ruht der See“ könnte man glauben, was die Geschichte des Attendorner Mädchens angeht, das nach derzeitigem Ermittlungsstand sieben seiner acht Lebensjahre allein mit seiner Mutter und deren Eltern in einem Attendorner Einfamilienhaus gelebt hat (unsere Zeitung berichtete). Doch hinter den Kulissen arbeiten die Behörden eifrig weiter, einerseits, um die Geschehnisse aus der sauerländischen Hansestadt aufzuarbeiten, andererseits, um zu vermeiden, dass sich solches Geschehen wiederholen kann.

Denn nach wie vor versteht kaum jemand, wie es der Mutter und den Großeltern gelingen konnte, das Mädchen so lange Zeit an allen Behörden vorbei vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Wie berichtet, hatte die Frau sich und ihr Kind offiziell in Attendorn abgemeldet mit dem Hinweis, nach Italien zu ziehen. Dort hatte sie aber offenbar nie gewohnt; der schon bei der Geburt des Mädchens getrennt von der Frau lebende Vater, der sich vor Gericht das Umgangsrecht mit seiner Tochter erstritten hatte, blieb offenbar in dem Glauben, Frau und Kind lebten in Italien.

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Das Kreisjugendamt

Beim Jugendamt des Kreises Olpe hat eine grundlegende Aufarbeitung der Umstände begonnen, wobei die Behörde stets betont, alles in ihrer Macht Stehende getan zu haben. So waren mehrere anonyme Hinweise verfolgt worden, die aber nach Ansicht des Kreisjugendamts niemals ausgereicht hätten, um beispielsweise das Haus gegen den Willen der Großeltern zu betreten und so zu prüfen, ob das Kind sich dort aufhielt.

Zum neuen Jahr wird sich indes beim Kreisjugendamt spürbar etwas verändern: Vier von sechs neu geschaffenen Sozialarbeiter-Stellen werden besetzt, sodass sich die Arbeit künftig auf mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt und so intensiver betreut werden kann. Wie die Kreisverwaltung mitteilt, treten zwei zusätzliche Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter ihre Stellen zum 1. Januar an, je eine weitere Fachkraft zum 1. Februar bzw. zum 1. März. Die Bemühungen, auch die beiden noch nicht besetzten Stellen vergeben zu können, laufen weiter. Die Ausschreibung ist auf der Homepage des Kreises weiterhin aktiv und kann von Interessenten abgerufen werden.

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Die Justiz

Die Staatsanwaltschaft Siegen setzt ihre Ermittlungen bzw. Vernehmungen fort. Nach Informationen von Staatsanwalt Rainer Hoppmann als Pressesprecher der Siegener Behörde sind für Mitte Dezember weitere Vernehmungen anberaumt. Dabei soll es sich um zwei Mitarbeiter des Jugendamtes handeln, die als Zeugen aussagen sollen.

Das Mädchen

Eine Einbeziehung des achtjährigen Mädchens, dem als Opfer eine entscheidende Rolle im späteren Gerichtsverfahren zukommen könnte, ist allerdings nur in Kooperation mit dem vom Gericht bestellten Ergänzungspfleger, Rechtsanwalt Thomas Trapp aus Finnentrop, möglich. Trapp war in dieser Woche telefonisch nicht erreichbar.

Während das Kreisjugendamt die Rolle eines Vormundes, also eines Erziehungsberechtigten für das tägliche Leben des Kindes einnimmt und sich u. a. um die Frage der Pflege und Unterbringung bei einer Pflegefamilie kümmert, kommt der Ergänzungspfleger ins Spiel, wenn es um das juristische Strafverfahren geht. Im Klartext: Die Frage muss beantwortet werden, ob es im Sinne des Kindeswohles verantwortbar ist, das Mädchen zum Fall zu vernehmen. Gegebenenfalls kann es auch um die Frage gehen, ob das Kind psychologisch begutachtet werden kann.

Das achtjährige Mädchen befindet sich nach derzeitigem Stand weiterhin in einer Pflegefamilie.