Attendorn. Auf 290 Hektar könnten bis zu 18 neue Windräder in Attendorn entstehen. Trotz Kritik an den Standorten ist sich die Politik überraschend einig.

Das Landschaftsbild werde überall beeinträchtigt, kündigte Tancu Mahmout von der VDH Projektmanagement GmbH am Montagabend im Bauausschuss Attendorn an. Das Unternehmen aus Erkelenz wurde zuvor beauftragt, neue Konzentrationszonen für Windräder im Stadtgebiet Attendorn aufzustellen. Die Flächen, die im bislang rechtswirksamen Flächennutzungsplan vorgesehen waren, würden damit neu angeordnet werden. Auffällig ist jedoch, dass sich so gut wie die gesamte empfohlene Potenzialfläche von knapp 290 Hektar im Repetal befindet.

Zum Hintergrund: Die Bundesregierung hat im Juli das sogenannte „Wind-an-Land-Gesetz“ (WaLG) beschlossen, das im Februar 2023 in Kraft treten wird. Damit soll der Ausbau von Windenergieanlagen an Land erhöht und beschleunigt werden. Ziel ist es, bis Ende 2032 2 Prozent der Bundesfläche und 1,8 Prozent aller Flächen in Nordrhein-Westfalen als Windenergiegebiete auszuweisen. Aktuell sind bundesweit nur 0,8 Prozent der Flächen als Windenergiegebiete ausgewiesen. Vor dem Hintergrund der Energiekrise – auch im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine – möchte die Bundesregierung mehr Tempo machen. Für die einzelnen Kommunen bedeutet das, dass sie Flächen in Zukunft nicht mehr für die Windenergie ausschließen können – es sei denn, sie haben im Rahmen der Überleitungsregelung ihre Konzentrationszonen für Windenergie geplant und der dadurch entstandene Flächennutzungsplan ist bis zum Februar 2024 wirksam geworden.

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Dementsprechend hat die Stadt Attendorn zusammen mit der VDH Projektmanagement GmbH eine Standortuntersuchung durchgeführt und unter Beachtung des gesamten Stadtgebietes ein Konzept erarbeitet. In einem mehrstufigen Prüfverfahren wurde untersucht, ob bzw. auf welchen Flächen die gebündelte Errichtung von Windenergieanlagen mit möglichst geringem Konfliktpotenzial realisierbar ist. Nach Abzug der harten sowie der weichen Tabuzonen verblieben Potenzialflächen im Umfang von 513 Hektar. Diese Potenzialflächen wurden nochmals im Detail untersucht, ob sie grundsätzlich für eine Windenergienutzung geeignet sind. In diesem Schritt wurde ebenfalls abgewogen, welche Gründe für und gegen die Ausweisung einer Potentialfläche als Konzentrationszone sprechen. Abschließend mussten eben jene Konzentrationszonen dahingehend geprüft werden, ob der Planung der Windenergie substanziell Raum gegeben wird.

Attendorn Windkraft
Attendorn Windkraft © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Die VDH Projektmanagement GmbH hat durch ihre Analyse vier geplante Konzentrationsflächen festgestellt, die allesamt im Süden bzw. Süd-Osten des Grenzstadtgebietes liegen.

1. Fläche Berlinghausen

Die Potentialfläche besteht aus insgesamt zwei Teilflächen mit einer Gesamtgröße von 99,94 Hektar. Theoretisch wäre diese Fläche für die Errichtung von etwa 7 Anlagen geeignet. Allerdings wird hier mit einem Freihaltebereich von 1000 Meter um einen Schwarzstorchhorst kalkuliert. Dementsprechend reduziert sich die Gesamtfläche um etwa 20 Hektar. Insgesamt wären dann noch 5 bis 6 Anlagen möglich. Das durchschnittliche Windaufkommen liegt in 125 Metern Höhe zwischen 5,50 und 6,50 Metern pro Sekunde und ist nach Aussage des Gutachtens somit ausreichend.

2. Fläche Rieflinghausen

Die Potentialfläche besteht aus insgesamt drei Teilflächen mit einer Gesamtgröße von 77,4 Hektar. Damit könnten hier 5 Windräder gebaut werden. Das durchschnittliche Windaufkommen liegt zwischen 5,50 und 6,25 Metern pro Sekunde, wobei die höheren Werte ausschließlich im südlichen Bereich der größeren Teilfläche an der Stadtgebietsgrenze gemessen wurden.

3. Fläche Jäckelchen

Die Potentialfläche besteht aus drei Teilflächen, wobei die oberste Teilfläche wegen ihres Zuschnittes nicht geeignet ist für den Bau eines Windrades. Auf den anderen beiden Teilflächen mit einer Gesamtgröße von 20,43 Hektar könnte – wegen der Nähe zu der geplanten Fläche bei Rieflinghausen – ein Windrad entstehen. Allerdings könnte die Errichtung durch die starken Geländeneigungen vor allem entlang der L 880 sowie durch die Bremge, die das Gebiet durchquert, erschwert werden.

4. Fläche Mecklinghausen

Mit einer Gesamtfläche von 110,88 Hektar ist sie die größte Potentialfläche. Laut Analyse wäre die Fläche für die Errichtung von etwa 6 Anlagen geeignet.

Mit insgesamt rund 290 Hektar, die als Konzentrationszonen geplant sind, wären ca. 3 Prozent des Stadtgebiets Attendorn als Windenergiegebiet ausgewiesen – und damit deutlich mehr als die für NRW geforderten 1,8 Prozent. Das liege daran, dass ländliche Städte wie Attendorn Ballungszentren wie Köln oder das Ruhrgebiet, in denen nicht so viele Windenergiebereiche ausgewiesen werden könnten, ausgleichen müssten, erklärte Tancu Mahmout.

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Auch wenn die Entwicklung schwerpunktmäßig ins Repetal gehe, so sei es doch gut und wichtig, dass man tatsächlich die gesamte Fläche der Stadt Attendorn untersucht habe, bekräftigte Rolf Schöpf (CDU). „Das ist eine Argumentationshilfe gegenüber den Bürgern.“ Unabhängig davon, werde das Ergebnis aber so oder so beklagt werden, meinte Bernd Strotkemper (SPD). Andererseits gebe es kein Alternativen zu einem beschleunigten Ausbau. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir uns dezentral mit Energie versorgen. Gerechtigkeit spielt hier keine Rolle“, so Strotkemper. Selbst Matthias Pröll (Grüne), der in Helden dementsprechend nah an den geplanten Konzentrationszonen wohnt, befürwortete den überarbeiteten Teilflächennnutzungsplan: „Als Heldener mache ich sicherlich keine Luftsprünge. Aber das Verfahren ist transparent und ich kann es nachvollziehen.“

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Bei einer Enthaltung wurde der Teilflächennutzungsplan beschlossen. Dieser soll nun öffentlich ausgelegt werden.