Heggen. Den Mitarbeitern der Firma Baussmann im Gewerbegebiet Wiethfeld der Gemeinde Finnentrop bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Auto anzureisen.

Ein Gewerbegebiet ohne eigene Bushaltestelle? Klingt unvorstellbar, ist in der Gemeinde Finnentrop aber bittere Realität. Denn tatsächlich fahren sämtliche Busse am Industriegebiet Wiethfeld in Heggen, an der Landstraße 512 zwischen Attendorn und Finnentrop gelegen, komplett vorbei. „Das ist ein absoluter Standort-Nachteil und erschwert uns die Nachwuchssuche enorm. Es gibt nach wie vor viele Arbeitnehmer, auch bei uns, die ohne Auto zur Arbeit kommen würden“, ärgert sich Winfried Baussmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens in zweiter Generation, der mit rund 100 Beschäftigten seit zwei Jahren im Wiethfeld Befestigungstechnik für den Holz- und Hochbau herstellt.

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Und sein Betrieb leidet nicht allein unter der fehlenden Busanbindung, auch Unternehmen wie Eibach Federn haben im Wiethfeld ihre Hallen, so dass Winfried Baussmann beim schnellen Durchzählen auf mehrere hundert Arbeitnehmer kommt, denen gar nichts anderes übrig bleibt, als mit dem Auto oder in Fahrgemeinschaften zur Arbeit zu kommen. Den Mangel kennt auch Bürgermeister Achim Henkel (CDU). Ihm liegt eine Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr genauso auf dem Herzen. „Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir dieses Gebiet in den nächsten Jahren noch erweitern wollen“, sagt er. Es werden perspektivisch also noch mehr Arbeitnehmer ins Wiethfeld kommen.

VWS sieht keinen Mangel

Mit den Verkehrsbetrieben Westfalen-Süd (VWS), zuständig für den Busverkehr im Kreis Olpe, habe er schon Gespräche in dieser „komplizierten“ Geschichte geführt, bislang allerdings ohne Ergebnis. Und es sieht auch nicht so aus, als würde sich etwas tun. Stephan Degen, Leiter Verkehrswirtschaft bei den Verkehrsbetrieben, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Ich sehe keinen Mangel, da die Anbindung des Industrieparks Wiethfeld an den ÖPNV weder im Nahverkehrsplan 2016 für den Kreis Olpe noch im Bebauungsplan der Gemeinde Finnentrop enthalten ist.“ Daher seien seitens der VWS auch keine Planungen im Gange, um das Wiethfeld schnellstmöglich an den ÖPNV anzubinden. „Eine Anfrage an mich von Firmen aus dem Industriepark Wiethfeld besteht auch nicht“, ergänzt Degen.

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Zu den rund 100 Mitarbeitern von Baussmann gehören wie selbstverständlich auch Menschen mit Behinderungen der Abteilung Attendorn der Werthmann-Werkstätten. Drei von ihnen besitzen sogar einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz, teilweise schon seit vielen Jahren. Weitere Werthmann-Beschäftigte haben über eine Art Langzeitpraktikum die Möglichkeit, Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt zu sammeln. Sie haben das Glück, dass sie mit Hilfe eines privaten Fahrlinienbetreibers morgens zur Arbeit gebracht und nachmittags wieder abgeholt werden. Die Kosten für diese Fahrten übernehmen die Werkstätten zusätzlich. Doch sollten sie eines Tages sozialversicherungspflichtig übernommen werden, müssten auch sie auf den öffentlichen Bus umsteigen. Sie könnten das Ticket aufgrund ihrer Mobilitätseinschränkung sogar vergünstigt bekommen.

Weder Fuß- noch Radweg

Doch was hilft es, wenn der Bus zweieinhalb Kilometer vom Wiethfeld entfernt im Kernort Heggen hält – und es entlang der Landstraße weder Fuß- noch Radwege gibt. „Eine Anbindung an den ÖPNV wäre daher auch für uns hilfreich, denn wir haben Mitarbeiter, die ganz allein mit dem Bus anreisen könnten. Dies wäre ein Beitrag zur Inklusion“, würde sich Andreas Mönig, seit 2007 Leiter der Werthmann-Werkstätten, über eine Busanbindung freuen. Zumal dies die schon jetzt wunderbare Zusammenarbeit zwischen der Firma Baussmann und den Werkstätten noch weiter festigen würde. Doch die Erfolgsaussichten sind derzeit mau. Sehr mau. Und somit bleibt das Gewerbegebiet auch in näherer Zukunft ohne Anbindung an den ÖPNV.