Finnentrop. Seit November ist der ehemalige Polizeichef der Wache Attendorn/Finnentrop Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop. So tickt der „Neue“ im Rathaus:

Anfang kommender Woche feiert Achim Henkel (CDU) ein erstes „Mini-Jubiläum“: Der 54-jährige Bamenohler hat dann seine ersten 100 Tage als neuer Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop überstanden. Unbeschadet, wohl bemerkt. Wir sprachen mit dem Nachfolger von Dietmar Heß über die ersten gut drei Monate in Amt und Würden.

Herr Henkel, am Dienstag sind die 100 Tage voll. Wird’s gefeiert?

Achim Henkel: (muss lachen) Ganz ehrlich und in aller Bescheidenheit: Das ist wirklich kein Grund zum Feiern und kein besonderer Tag. Es war auch nicht mein Ziel, in den ersten 100 Tagen die Welt zu verändern. Insofern nehme ich das wahr, mehr aber auch nicht.

Blicken wir trotzdem zurück. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?

Zur Person

Achim Henkel ist 54 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Töchter. Er wohnt in Bamenohl.

Vor seiner Zeit als Bürgermeister hat Henkel die Polizeiwache in Attendorn geleitet. Sein Nachfolger dort ist Elmar Beckmann.

In seiner Freizeit besucht Henkel die Fußballspiele der SG Finnentrop/Bamenohl.

Sehr positiv. Es war und ist eine unglaublich abwechslungsreiche Zeit. Als Diplomverwaltungsfachwirt sehe ich mich für diese Aufgabe gut gewappnet und ich habe ein gutes Netzwerk in der Gemeinde, immerhin mache ich seit vielen Jahren Kommunalpolitik. Und trotzdem fallen mir immer wieder Themen vor die Füße, die für mich komplett neu sind und in die ich mich erstmal einarbeiten muss. Selbstverständlich stoße ich dabei an Grenzen.

Zum Beispiel?

Die Abhängigkeit von anderen Behörden oder auch die Vorgaben, die uns beispielsweise durch Regional- und Landesplanung wenig Spielraum lassen. Ich kann mir nicht immer alles so aussuchen, wie es für die Gemeinde am besten wäre, zum Beispiel beim Thema Entwicklung neuer Wohnbauflächen.

Wie genau sahen diese ersten 100 Tage im Bürgermeister-Leben von Achim Henkel aus?

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Am Anfang musste ich, natürlich in Absprache mit meinem Team, erste Personalentscheidungen treffen. Und dann war die Verabschiedung des Haushaltes für dieses Jahr ein bestimmendes Thema. Zum Glück war der Haushalt bestens vorbereitet. Dass wir nach vielen Jahren mal wieder einen einstimmigen Haushalt beschlossen haben, zeigt mir, dass sich die intensiven Gespräche auch mit den drei Fraktionen ausgezahlt haben.

Klingt nach einer kurzlebigen Zeit…

Das war sie auch, total. Die Zeit ist vergangen wie im Fluge. Es gab Tage, da hatte ich fünf, sechs, sieben Termine.

Sie waren zuvor Polizeichef in Attendorn. Wo sehen Sie die größte Gemeinsamkeit zu Ihrer jetzigen Aufgabe?

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In den Gesprächen mit den Mitarbeitern. Ich stelle immer wieder fest, dass die Probleme ähnlich sind, wenn es zum Beispiel um die Bedingungen am Arbeitsplatz geht.

Wo sind die größten Unterschiede?

Zum einen habe ich noch nie so nah an meinem Wohnort gearbeitet. Ich fange zwar etwas später an, dafür kann ich mittags, wenn die Terminlage es zulässt, auch mal nach Hause zum Essen fahren. Das habe ich während meiner Zeit in Attendorn eigentlich nie getan. Und dann sind viele Termine deutlich später, zum Beispiel die politischen Ausschüsse oder Ratssitzungen. Das hatte ich als Kommunalpolitiker auch, nur heute muss ich solche Sitzungen, die ich teilweise auch leite, intensiver vorbereiten. Der allergrößte Unterschied ist schließlich die Themenvielfalt. Ich beschäftige mich heute mit der Feuerwehr, morgen mit der Sparkasse, übermorgen mit der neuen Heizanlage und nächste Woche mit den Schulen.

Wie beschreibt Achim Henkel den Führungsstil des neuen Bürgermeisters der Gemeinde Finnentrop?

Das sollten andere tun. Ich habe keinen speziellen Stil, sondern gehe die Aufgabe einfach an.

Anders gefragt: Wie wollen Sie mit Ihrer Verwaltung, der Politik und den Bürgern zusammenarbeiten?

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Ich treffe keine Entscheidungen im stillen Kämmerlein, sondern suche den Dialog und hoffe auf gemeinsame Entscheidungen, die häufig in Kompromissen enden. So muss es auch sein. Mir ist wichtig, dass unsere Diskussionen und Wege zu Entscheidungen sachlich und fair ablaufen. Ich glaube, dass wir gerade dabei sind, eine vertrauensvolle Atmosphäre in der Zusammenarbeit aufzubauen.

Wie wollen Sie die Gemeinde Finnentrop weiterentwickeln?

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Da gibt es viele, viele Themen. Ein Beispiel ist der Glasfaserausbau. In vier Jahren möchte ich das abgeschlossen und die letzten weißen Flecken beseitigt haben. Wir sind auf einem guten Weg in Sachen Schulstandortsicherung. So werden wir zum Beispiel in Rönkhausen durch einen Neubau den dringend benötigten Raumbedarf decken. Wir investieren in unsere Infrastruktur und haben beispielsweise eine ganze Reihe von Baumaßnahmen allein im Kernort Finnentrop vor der Brust. Bei all diesen Themen vergessen wir die Dörfer nicht. Wir werden schon zeitnah mit einem Dorfflächenentwicklungskonzept in die Politik gehen. Und zwar mit der Frage: Wo können wir Wohnbauflächen noch entwickeln? Und ganz wichtig ist, dass wir weitere Gewerbeflächen, zum Beispiel im Wiethfeld, ausweisen. Maßvoll, aber mit der nötigen Entschlossenheit. Dabei sollten wir uns die Möglichkeit interkommunaler Zusammenarbeit offenhalten.

Apropos Zusammenarbeit. Die Sparkasse oder die Musikschule sind gute Beispiele dafür, dass die Gemeinde mit Partnern zusammenarbeitet, die nicht aus dem Kreis Olpe kommen. Wollen Sie die „innerkreisliche“ Zusammenarbeit wieder intensivieren?

Ich bin nicht angetreten, um Dinge zurück abzuwickeln, die gut laufen. Die Musikschule Lennetal läuft gut. Für die Mitarbeiter unserer Sparkasse war es gut und richtig in den Verbund mit Meschede und Schmallenberg einzutreten. Wir sind hier nicht der Juniorpartner. Was gut läuft, werde ich nicht aufkündigen.

Wovon hängt eine zweite Kandidatur als Bürgermeister ab?

Da denke ich überhaupt nicht dran, das wird vielleicht ein Jahr vorher Thema. Ich werde abwarten, ob die Politik mich noch will, ob ich noch will und noch gesund bin. Das ist Zukunftsmusik. Vom Alter aus betrachtet liegt eine zweite Kandidatur auf der Hand, ansonsten wäre ich mit 59 ein junger Pensionär. Das strebe ich sicherlich nicht an.