Heggen. Die „Ahauser Kanzel“ an der L 539 in Finnentrop bietet einen tollen Blick auf den Ahauser Stausee. Es gibt nur ein Problem: die Erreichbarkeit.
Als Ludwig Rasche noch ein Kind war, da nahm in sein Vater, der eine kleine Pension betrieb, hin und wieder mit zu spannenden Erkundungsfahrten durch den Kreis Olpe. In erster Linie gedacht als Ausflugsservice für die Gäste, die Senior Rasche beherbergte. „Mein Vater sagte mir damals, ich soll streckenkundig werden“, erinnert sich der Erste Beigeordnete der Gemeinde Finnentrop an die zahl- und lehrreichen Ausflüge in seiner Kindheit zurück und muss dabei schmunzeln. Es ging mit dem Wagen zur Hohen Bracht, zum Biggesee – und mitunter auch zur Ahauser Kanzel.
33 Hektar groß
Der Ahauser Stausee, der als Ruhe- und Rastzone für Wasservögel ideal ist, wurde Ende 1930er Jahre angelegt und ist rund 33 Hektar groß. Er entstand durch den Anstau des angrenzenden Biggesees.
Der Ahauser Stausee befindet sich sowohl auf dem Gebiet der Stadt Attendorn als auch auf dem der Gemeinde Finnentrop und gehört heute dem Ruhrverband – genauso wie Bigge- und Listertalsperre.
Eine seit vielen Jahren mehr oder weniger vergessene Aussichtsplattform oberhalb des Ahauser Stausees, der in 1930er Jahren vorrangig zur Stromerzeugung angelegt wurde. Die Kanzel liegt völlig unscheinbar an der L 539 kurz vor der Abbiegung in das Industriegebiet Wiethfeld. Wer bei Tageslicht mit dem Auto von Finnentrop nach Attendorn fährt – oder in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist –, wird die Kanzel vermutlich entdecken.
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Und sich zu Recht fragen: Was für einen Sinn ergibt sie dort? Denn eine Möglichkeit, das Auto am Straßenrand abzustellen, um dann den Panoramablick zu genießen, gibt es nicht. Vermutlich sind Radfahrer, die sich auf der stark frequentierten Straße auspowern, die Einzigen, die überhaupt noch die Aussicht genießen können.
Kleine Parkstreifen am Rande
Das war früher anders. Als die Straße noch nicht ausgebaut und nicht ansatzweise so stark frequentiert war wie heute, befand sich ein hier kleiner Parkstreife, auf dem die Ausflügler ihr Auto abstellen konnten. So wie Senior Rasche, der von hier oben über die Entstehung und die Besonderheiten des Sees berichtete. Heute geht das nicht mehr. Eine kleine, in gutem Zustand befindliche Bank lädt zwar zum Verweilen ein und der Ausblick ist atemberaubend, nur hilft das niemanden, wenn es keine Zuwegung gibt und die Moos bewachsene Treppenanlage im kleinen Grünstreifen neben der Landstraße abrupt endet.
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Die Recherche zur Gesichte dieser Kanzel gestaltet sich schwierig, kaum jemand kann sich noch an damals erinnern. Fakt ist: Die Parzelle, auf der die Kanzel thront, gehört dem Landesbetrieb Straßen.NRW. Und nicht, wie zunächst gedacht, dem Ruhrverband, der Gemeinde oder dem Grafen von Spee aus dem das Schloss Ahausen. Der weiß zumindest, dass es ein paar Heggener besonders gut meinen und die Kanzel in Schuss halten. Ein bisschen Licht ins Dunkel bringt ein Bericht von Hubert Dohle mit der Überschrift „Der Ahauser Stausee“, der in der Zeitschrift des Heimatbundes Gemeinde erschienen ist.
Zufrieren beobachtet
Dort heißt es: „Mit dem Bau der neuen Straße (...) wurde am 1. Oktober 1934 begonnen (...). Dort, wo die neue Straßenführung ihren höchsten Punkt erreichte, am sogenannten Falkenstein, schaffte man auf dem großen Felsbrocken eine Aussichtsplattform, im Volksmund ‘Kanzel’ genannt. Von dort ist der See wie aus der Vogelperspektive zu übersehen.“ Mit der Straße von damals ist die L 539 natürlich nicht mehr zu vergleichen. Ende der 1990er Jahre, erinnert sich Ralf Stötzel, sei er mal auf der Kanzel gewesen, um von hier das Zufrieren des Sees zu dokumentieren. „Damals gab es ja noch keine Drohnen“, betont der Betriebsstellenleiter des Ruhrverbandes, der den Ahauser Stausee verantwortet. So viel blieb ihm aber bis heute im Gedächtnis:. „Der Ausblick war gigantisch.“
Und damit die Aussichtsplattform nicht völlig in Vergessenheit gerät, hat die Gemeinde ihr zu Ehren eine Straße im Industriegebiet „Auf der Kanzel“ getauft.