Attendorn. Die Attendorner SPD greift die Volksbank Bigge-Lenne massiv an und wirft dem Investor vor, eine ungehemmte Preisentwicklung in Gang zu setzen.
Der Streit um das geplante neue Baugebiet in Petersburg spitzt sich weiter zu. Die Attendorner SPD wirft der Volksbank Bigge-Lenne in einem Schreiben an unsere Redaktion vor, dass die Bank die künftigen Baugrundstücke zu deutlich überteuerten Konditionen auf den Markt bringen wolle. „Dass die Volksbank eine ungehemmte Preisentwicklung in Gang setzt, ist einer heimischen, genossenschaftlich orientierten Bank unwürdig“, spart der SPD-Fraktionsvorstand nicht mit Kritik.
Zur Erinnerung: CDU, Grüne, FDP und UWG hatten zuletzt im Stadtrat gegen die Stimmen der SPD durchgeboxt, dass die Stadt einen städtebaulichen Vertrag mit der Volksbank ausarbeiten müsse. Der Investor selbst würde gerne im übernächsten Jahr so weit sein, dass die ersten Häuser im Petersburg gebaut werden können.
160 Euro plus X
Der Streit dreht sich vor allem um den Bodenrichtwert, der in Petersburg aktuell bei 110 Euro/Quadratmeter liegt. Die Volksbank wird den Quadratmeter aus wirtschaftlichen Gründen jedoch für deutlich mehr Geld an den Häuslebauer verkaufen – die Rede ist von 160 Euro plus X. „Bodenrichtwerte bilden die Vergangenheit ab, weil sich der Gutachterausschuss an den Verkaufsfällen der Vorjahre orientiert. In Petersburg hat es seit über zehn Jahren keine derartigen Verkaufsfälle mehr gegeben, weshalb der Bodenrichtwert aktuell bei 110 Euro liegt. Für diesen Preis kann heute niemand, auch die Stadt Attendorn nicht, das Baugebiet erschließen“, erklärte Folkert Matrose, Bereichsleiter Unternehmensentwicklung, jüngst in einem Interview mit dieser Redaktion.
Der Investor hatte einen Gutachter um eine Einschätzung gebeten und die Rückmeldung erhalten, „dass sich die Marktpreise inzwischen auch in Petersburg weiterentwickelt haben und Bodenrichtwerte nicht das aktuelle Marktgeschehen abbilden können“.
+++ Lesen Sie hier: Attendorn: Endgültiges Aus für Rettungswache am Krankenhaus +++
Für die Sozialdemokraten ist es jedoch ein Unding, dass sich die Volksbank nicht am Bodenrichtwert orientieren wird, zumal die Stadt ihre eigenen Grundstücke im benachbarten Neu-Listernohl für 120 bis 125 Euro/Quadratmeter verkauft habe. „Die Bauwilligen werden bei einem Grundstück von 600 Quadratmetern also noch einmal rund 30.000 Euro, zuzüglich Zinsen und Nebenkosten wohl rund 50.000 Euro, mehr aufwenden müssen, damit sowohl Eigentümer als auch die Volksbank ordentliche Profite machen können“, kritisiert die SPD und legt gleich nach: „Man muss kein Prophet sein, um zu verstehen, dass die deutlich steigenden Grundstückspreise in Petersburg auch auf andere Lagen in Attendorn durchschlagen werden, um das bisherige preisliche Verhältnis wiederherzustellen.“
Volksbank reagiert enttäuscht
So würden Grundstückspreise von weit über 200 Euro in Ennest keine Utopie mehr sein. „Wie soll die Stadt anderen Grundstückseigentümern und Investoren noch eine Deckelung der Grundstückspreise vorschreiben, wenn sie es bei der Volksbank nicht getan hat? Unsere Bürger können ihren Traum vom Eigenheim nur noch mit einer immer dickeren Brieftasche verwirklichen.“ Anders sieht es beispielsweise Grünen-Fraktionschef Wendelin Heinemann, der in einem Brief an unsere Redaktion unter anderem schrieb: „Für die Grünen ist es kein Drama, eine seriöse und fachkundige Genossenschaftsbank im Boot zu haben. Diverse Bauprojekte hat die Volksbank erfolgreich umgesetzt.“
Bauflächen anderswo im Stadtgebiet einsparen
Weitere Kritik der SPD: Die Volksbank nehme billigend in Kauf, dass durch eine Vergrößerung des Baugebiets Petersburg über die im Flächennutzungsplan genehmigte Fläche hinaus anderswo Bauflächen eingespart werden müssen. Ein dritter geplanter Bauabschnitt für rund 35 Grundstücke ist nämlich noch nicht für Bauzwecke vorgesehen. „Damit die Volksbank in Petersburg maximalen Gewinn machen kann, müssen in anderen Dörfern Bauflächen eingespart werden“, kritisieren die Sozialdemokraten.
Die Volksbank selbst reagiert irritiert und enttäuscht auf das SPD-Schreiben. Vorstandsmitglied Michael Griese erklärt: „Anstatt einen demokratisch gefassten Beschluss zu akzeptieren, hat die SPD nun das sachliche Maß verloren und attackiert mit Halbwahrheiten und Verdrehungen unsere Bank. Dies ist auch deshalb enttäuschend, weil wir in den vorangegangenen Gesprächen Einblick in weite Teile unserer Kalkulationen gegeben haben und der SPD-Vorstand es deshalb besser wissen sollte. Unsere Bank hat sich in ihrer 140-jährigen Geschichte immer zum Wohle der Menschen in der Region eingebracht. Lebenslange Kundenbeziehungen zeugen von einem vertrauensvollen und fairen Miteinander.“ Doch von einem solchen Miteinander sind Volksbank und SPD mittlerweile meilenweit entfernt.