Kreis Olpe. Tierschützer möchten eine Kastrationspflicht für streunende Katzen im Kreis Olpe durchsetzen. Doch die Politik zweifelt an einer Überpopulation.
Freilaufende Katzen, die sich ungebremst vermehren, sind ein Problem. Viele Tiere sind krank, leiden, verenden mitunter qualvoll. Auch die Population im Kreis Olpe hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen – zumindest lässt sich das an den Daten der Tierschutzvereine im Kreis ablesen. Seit mittlerweile zehn Jahren setzen sich die Katzenhilfe des Kreises Olpe sowie der Pfötchenclub Olpe deswegen für die Einführung einer Katzenschutzverordnung ein. Bislang ohne Erfolg. Mit einer am Donnerstagnachmittag übergebenen Petition an Landrat Theo Melcher soll wieder auf die Situation aufmerksam werden.
„Die Aussage aus dem Kreistag, dass es kein Problem mit freilaufenden Katzen hier gibt, hat uns so geärgert, dass wir dagegen angehen wollten“, erklärt Susanne Knappstein von der Katzenhilfe im Kreis Olpe. Kurz nach der Kreistagssitzung am 28. Juni 2021, in der der SPD-Antrag auf eine Kastrationspflicht abgelehnt worden war, starteten die ehrenamtlichen Tierschützer eine Online-Petition. Bislang haben über 2000 Menschen die Petition unterzeichnet. In den nächsten Sitzungen – der Kreisausschuss kommt am 13. September zusammen, der Kreistag am 4. Oktober – soll dann noch mal über die Kastrationspflicht diskutiert und entschieden werden.
Bei der Übergabe im Landratszimmer bedankte sich Theo Melcher zwar für das Engagement der Ehrenamtlichen, konnte aber nur wenig Hoffnung auf eine Kehrtwende machen. „Um eine Kastrationspflicht durchsetzen zu können, muss es eine Überpopulation geben, von der Krankheiten ausgehen. Aber die Tierärzte des Veterinäramtes konnten die Hochrechnungen nicht nachvollziehen.“ Die Zahlen, auf die sich die Tierschützerinnen berufen, stammen nicht nur aus ihren eigenen Beobachtungen, sondern auch von Franz-Josef Göddecke, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Olpe, sowie Karl-Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Olpe und Hegeringleiter der Gemeinde Wenden. Sie gehen von einer Population zwischen 3500 und 4000 Streunerkatzen, hochgerechnet auf das gesamte Kreisgebiet, aus.
Freilaufende und verwilderte Katzen paaren sich
Das Kernproblem: Katzenbesitzer lassen ihre unkastrierten Hauskatzen frei laufen, welche sich dann mit verwilderten Katzen paaren. Oft sind sie mit Würmern, Giardien, Flöhen und Katzenschnupfen infiziert, leiden und sterben daran. Die ehrenamtlichen Tierschützerinnen gehen den Hinweisen von wilden Katzen nach und lassen sie auf eigene Vereinskosten kastrieren. Zurzeit betreuen sie rund 300 Katzen im Kreis Olpe und kommen damit an ihre Belastungsgrenze. „Wir mussten auch schon welche an Hilchenbach übergeben, weil wir am Ende unserer Kräfte sind. Das ist ein Armutszeugnis für den Kreis Olpe“, stellte Viola Zimmermann vom Pfötchenclub Olpe klar.
Die Tierschützerinnen berufen sich auf den Paragraph 13b des Tierschutzgesetzes, in dem der Bund den Ländern und Kommunen freistellen kann, eine Kastrationspflicht einzuführen, um der Überpopulation von streunenden Katzen entgegenzuwirken. Landrat Melcher sieht in der Einführung einer Katzenschutzverordnung eher einen appellativen Charakter. „Die Frage ist: Wer soll das kontrollieren? Dafür bräuchten wir Fachkräfte und müssten die Veterinärbehörde aufstocken, was mit Kosten verbunden wäre.“ Trotz der Unterstützung von über 2000 Menschen, die die Petition unterschrieben haben, rechnet Stefanie Heider vom Pfötchenclub Olpe nicht mit einem positiven Signal am 13. September und 4. Oktober. „Aber wir kämpfen weiter.“