Kreis Olpe. Tierschützer im Kreis Olpe setzen sich für eine Kastrationspflicht bei streunenden Katzen ein. Doch die Politik sieht keinen Handlungsbedarf.
Erneut wurde im Kreis Olpe ein Antrag zur Schaffung einer Katzenschutzverordnung für Freigängerkatzen in privater Haltung im Kreistag abgelehnt. Und das obwohl im gesamten Kreis Olpe eine wildlebende Streunerkatzenpopulation heranwächst, die krank ist und extrem leidet, wie Tierschützer jetzt im Rahmen einer Videokonferenz mit SPD-Politikern und -Politikerinnen verdeutlichten. Um dem tierischen Elend beizukommen müsste eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für die Tiere politisch verankert werden.
Schätzungsweise rund 4000 streunende Katzen im Kreis Olpe
In der Videokonferenz schilderten Vertreterinnen und Vertreter von NABU, Kreisjägerschaft, Katzenhilfe des Kreises Olpe e.V. und Tierschutzverein für den Kreis Olpe die zunehmende Herausforderung. Franz-Josef Göddecke, Vorsitzender des NABU Kreisverbandes Olpe, wies darauf hin, dass besonders unkastrierte und wildlebende Katzen eine große Gefahr für heimische Vögel, besonders Bodenbrüter darstellen, die auf der Suche nach Nahrung ganze Nester plündern. Karl-Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Olpe und Hegeringleiter der Gemeinde Wenden bestätigte diese Beobachtung: „Im eigenen Revier und in den Revieren meiner Kolleginnen und Kollegen treten vermehrt streunende, verwilderte Katzen auf, die eine Gefahr für die Waldbewohner darstellen. Ich schätze die Population auf 3500 bis 4000 Streunerkatzen hochgerechnet auf das gesamte Kreisgebiet.“
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Betroffen von dieser Zunahme sind vor allem der Tierschutzverein Olpe und die Katzenhilfe mit den Ehrenamtlichen Susanne Knappstein, Viola Zimmermann und Stefanie Heider aus Olpe. „Das Problem an den Streunerkatzen ist, dass alle mit verschiedenen Krankheiten wie Würmern, Giardien, Flöhen und Katzenschnupfen infiziert sind und sich rasant vermehren“, so die Tierschützerinnen. Zurzeit betreuen sie zusammen 300 Katzen im gesamten Kreisgebiet. Das Kernproblem: Katzenbesitzer lassen ihre unkastrierten Hauskatzen frei laufen, welche sich dann mit verwilderten Katzen paaren. Auch kommt es häufig vor, dass Katzenbesitzer ihre unkastrierten Katzen aussetzen, mit dem gleichen Ergebnis. Alle Beteiligten waren sich einig, dass man durch eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht diesem Problem beikommen könne. „Die Registrierungspflicht ist wichtig, damit verantwortungslose Katzenbesitzer für das Leid, das sie den Tieren antun, zur Rechenschaft gezogen werden können“, forderte Stefanie Heider vom Tierschutzverein Olpe.
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Tierschutzverein Olpe ist am Limit
Christin-Marie Stamm, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD und Jan Wichterich, sachkundiger Bürger der SPD, wunderten sich über die Ablehnung des Antrags für eine Kastrationspflicht im Kreis Olpe. „Der Verwaltung liegen die gleichen Daten vor, trotzdem ignorieren sie das Problem“, so beide unisono. „Eine Schande“, nannte es Viola Zimmermann vom Tierschutzverein. Ohne die Unterstützung aus Hilchenbach, Siegen und sogar Köln könnten die kranken Katzen nicht mehr versorgt werden, gab sie zu bedenken. „Wir sind am Limit, alle Pflegestellen sind voll!“
Von April bis Mitte Juni 2021 wurden bereits 50 Kitten gefangen und befinden sich auf Pflegestellen Ehrenamtlicher. Des Weiteren wurden 27 Katzen und 16 Kater kastriert und wieder freigelassen. Momentan werden an 45 verschiedenen Orten im Kreis Olpe wilde Kolonien gefangen. Die Katzenhilfe und der Tierschutzverein finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Der Kreis Olpe sei, was die Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für die Tiere angeht, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Angrenzende Städte und Gemeinden wie Siegen, Brilon, Köln oder der Oberbergischer Kreis haben die Kastrationspflicht bereits eingeführt.
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Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari zeigte sich besorgt über das Katzenleid im Wahlkreis: „Tierschutz ist ein Staatsziel und Tiere sind keine Ware, sondern Lebewesen.“ Dabei gab sie in ihrer Rolle als Kinderärztin zu bedenken, dass von den unbehandelten Katzen auch ein gesundheitliches Risiko für Kinder bzw. Menschen ausgehen könne. Deswegen zeigte Baradari kein Verständnis für die Ablehnung einer Expertenanhörung im zuständigen Fachausschuss, zu der auch das Veterinäramt angehört werden sollte.