Attendorn. Mitarbeiter des Attendorner Ordnungsamtes verwarnen Wolfgang Haase, weil sein Hund angeblich ins Beet gemacht hat – und er alles liegen ließ.

Wolfgang Haase (68) ist fassungslos. Und sauer. Auf die Mitarbeiter des Attendorner Ordnungsamtes, die auf ihn zugestürmt seien, „als hätte ich gerade eine Bank ausgeraubt“, findet der Rentner für das, was ihm vor einigen Wochen an der Niedersten Straße in Attendorn passiert ist, bis heute keine plausible Erklärung. Seine Geschichte endet mit einem Verwarngeld in Höhe von 35 Euro. Und startete mit einem alltäglichen Ritual.

Der 68-Jährige geht an einem Montagnachmittag im März mit seinem Hund Tammy, ein knapp zweijähriger Havapoo, spazieren. Direkt vor der Volksbank an der Niedersten Straße in Attendorn bleibt Tammy stehen und setzt zum „Häufchen machen“ in dem kleinen Beet an. Der Senior beteuert: Ein richtiges Geschäft macht sein Hund nicht. Dafür scharrt sein Liebling mit den Pfoten und wirbelt ein bisschen Erde auf, die auf dem Bürgersteig landet. Mit seinen eigenen Füßen schiebt Wolfgang Haase die Erde zurück. Also eigentlich gar nichts passiert, behauptet der 68-Jährige.

Nicht zurück zum „Tatort“

Die Kollegen des Ordnungsamtes, die den Vorfall mitbekommen, sehen das aber komplett anders. „Ihnen fiel auf, wie Herr Haase die Hinterlassenschaften seines Hundes im Pflanzbeet mit dem Fuß mit Erde überdeckte und weiterging“, erklärt Ordnungsamtsleiterin Danica Struck auf Nachfrage. Nach dieser Feststellung sei der Rentner von ihren Kollegen angesprochen und mit einem Verwarngeld belegt worden.

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Haase wiederum fühlte sich überrumpelt und erklärt, die Ordnungsamtsmitarbeiter seien ihm mit dem Auto regelrecht hinterhergejagt. „Die sind mit einer Geschwindigkeit gefahren, da habe ich zuerst gedacht, welche Idioten sind denn da unterwegs?“ Ebenso unverständlich für den Rentner: Trotz seines Angebotes weigern sich die Ordnungshüter, gemeinsam mit ihm an den „Tatort“ zurückzukehren. Was sie im Übrigen auch nicht müssen.

Der überrumpelte Senior wird verwarnt und seine Frau zahlt wenig später, des Friedens Willen, die 35 Euro. Doch als Schuldeingeständnis will Wolfgang Haase diese Überweisung nicht verstanden wissen. Ganz im Gegenteil. Er sieht sich im Recht und klagt: „Das ist reine Abzocke. Ich habe tagelang nicht schlafen können und mich bei der Stadt beschwert. Doch mein mündlicher Einspruch wurde abgelehnt.“ Für die Stadt ist der Fall indes erledigt. Weil der Hundehalter, wenn auch widerwillig, gezahlt habe, habe er die Verwarnung anerkannt, sagt Danica Struck.

Es geht ihm ums Prinzip

Dabei gehe es Wolfgang Haase nicht um die 35 Euro, sondern um das Prinzip. Immer wieder sei die Stadt vermüllt und werde vom Vandalismus heimgesucht, sieht Haase die Aufgaben der Ordnungshüter viel eher darin, diesen Randalierern auf die Schliche zu kommen – anstatt sich wegen eines angeblichen Hundehaufens aufzuspielen.

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Danica Struck indes verteidigt ihre Mitarbeiter, sie hätten lediglich ihren Job getan. Sie macht deutlich: „Hundehalter sind verpflichtet, Verunreinigungen unverzüglich zu entfernen und dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich glaube, die Hundekotproblematik ist hinlänglich bekannt. Niemand tritt als Passant gerne in einen Hundehaufen. Oder man bedenke die Mitarbeiter des Baubetriebshofes, die mit der Pflege der Grünanlagen betraut sind“.

Das sieht Haase, der sich als ordentlicher und umweltbewusster Mensch beschreibt, im Übrigen genauso. Was er überhaupt nicht leiden könne, seien Hunde-Besitzer, die die Hinterlassenschaften ihrer Tiere einfach liegen lassen. Das würde er niemals tun – und habe er auch an besagtem Nachmittag im März nicht getan.