Attendorn. Täglich kommen neue Flüchtlinge aus der Ukraine in die Hansestadt. Und trotz der enormen Hilfsbereitschaft wächst im Rathaus die Verzweiflung.

In vielen Rathäusern herrscht seit Beginn des Ukraine-Krieges Land unter. Täglich kommen neue Flüchtlinge in den Kommunen an, sei es über einen offiziellen Verteilschlüssel oder auf privatem Wege. Völlig erschöpft und nicht selten traumatisiert strömen diese Geflohenen zu allererst in die Rathäuser, um hier nach einer Unterkunft zu fragen und Gelder nach dem Asylbewerberflüchtlingsgesetz zu beantragen. Das ist in Attendorn nicht anders als in vielen anderen Kommunen.

Und trotz der enorm hohen Hilfsbereitschaft der Attendorner Bürger, die privaten Wohnraum zur Verfügung stellen, kommt die Stadt immer mehr an ihre Grenzen. Obwohl bislang rund 70 Wohnungsangebote bei Christiane Plugge eingegangen sind, vom einzelnen Zimmer bis zur Ferienwohnung, sucht die Sozialamtsleiterin händeringend nach weiteren Bürgern, die helfen wollen und können und Zimmer oder Wohnungen anbieten – befristet oder auf Dauer.

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Denn allein in dieser Woche kommen und kamen außerhalb der offiziellen Zuweisungen etwa 30 neue Flüchtlinge mit Hilfe privater oder auch unternehmerischer Initiativen in die Hansestadt. Nach dem Verteilschlüssel, der sich gefühlt stündlich ändert, müsste die Stadt 40 weitere Personen aufnehmen. In den städtischen Unterkünften ist der Platz mittlerweile nahezu ausgeschöpft. Das heißt: Die Stadt braucht privaten Wohnraum – und zwar sofort.

Passgenaue Suche

Die Crux bei der Sache ist, dass die Stadt sehr genau hinschaut bei der Wohnungsvergabe und die Unterkünfte passgenau auf die Belange der Flüchtlinge und der Eigentümer zuschneidet. Dass diese Vorgehensweise durchaus Schwierigkeiten mit sich bringt, daraus macht Plugge gar kein Geheimnis: „Jeder Vermieter hat bestimmte Wünsche. Manche Vermieter wollen keine Raucher bei sich haben, einige Wohnungen sind beispielsweise nicht für Kinder geeignet oder nicht barrierefrei“, nennt die Sozialamtsleiterin Beispiele. Ihre einfache Rechnung: Je größer das private Wohnungsangebot ist, desto höher die Chance, die passende Wohnung für die ukrainische Flüchtlingsfamilie zu finden.

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Die Stadt selbst tritt nicht nur als Vermittler, sondern auch als Mieter auf und bezahlt den Eigentümer auf Grundlage des Mietspiegels. Dafür wird ein entsprechender Vertrag aufgesetzt. Als Wohnungsgeber will die Stadt im Übrigen auch nach dem 1. Juni aktiv bleiben, wenn die meisten Flüchtlinge das Geld nicht mehr von der Stadt (über das Asylbewerberflüchtlingsgesetz), sondern vom Jobcenter bekommen. Allerdings müssen sich die Geflohenen, die sich ein halbes Jahr visafrei in Deutschland bewegen würden, dafür auch registrieren lassen.

Zwei Bufdis gesucht

Die Stadt sucht noch zwei Bufdis (Bundesfreiwilligendienst), die im Sommer im Rathaus anfangen möchten und die sich hauptsächlich um die Flüchtlingsbetreuung kümmern. Interessenten können sich bei Sozialamtsleiterin Christiane Plugge (02722 / 64111) melden oder über die städtische Homepage (www.attendorn.de) gehen. Auf der Internetseite finden auch all diejenigen, die Wohnraum zur Verfügung stellen möchten, die entsprechenden Informationen. Ansprechpartner sind zudem Katrin Luers (02722 / 64104, k.luers@attendorn.org) und Marius Pulte (64110,
m.pulte@attendorn.org)

Bei all diesen Sorgen sind es am wenigsten die Flüchtlinge selbst, die Plugge Bauchschmerzen bereiten: „Die Ukrainer sind total bemüht, hier schnell Fuß zu fassen. Die Kinder sollen sofort in die Schulen bei uns und viele Flüchtlinge suchen nach Arbeit.“ Bei der Vermittlung helfen soll ab Mitte Mai eine junge Frau aus dem zerstörten Land, die in der Ukraine englisch und deutsch studiert hat, nach Beginn des Krieges nach Attendorn geflohen ist und hier als Dolmetscherin anfängt. Sicherlich wird sie dann auch bei der so dringend benötigten Wohnungsvermittlung helfen können.