Olpe. Trotz Ukraine-Krieg feiert Prinz Georg Karneval in Olpe. Die Stimmung ist allerdings gedrückt. Erinnerungen an den Golfkrieg 1991 werden wach.

Die Stimmung ist getrübt. Zum zweiten Mal in Folge können die Karnevalisten nicht so ausgelassen feiern, wie sie es gewohnt sind und lieben. Und auch, wenn die Lockerungen aktuell mehr ermöglichen: Die Unbekümmertheit fehlt. Wenn Menschen bei dem Krieg in der Ukraine ihr Leben verlieren, wirkt es pietätlos, sich gedankenverloren dem närrischen Treiben hinzugeben. Georg II. Schulte, neuer Karnevalsprinz in Olpe, kann diesen moralischen Spagat nachvollziehen. Und trotzdem: Die Karnevalssession 2022 möchte er nicht komplett ignorieren.

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Golfkrieg 1991: Saddam Hussein besetzt Kuwait

„Ich kann die Aussage der Jungfrauen des Kölner Dreigestirns nachvollziehen: Dass man sich nicht von Menschen bestimmen lassen möchte, die Freiheit und Frieden mit Füßen treten. Dass sie nicht bestimmen dürfen, ob man feiern darf oder nicht“, meint Schulte. Ob die Absage der großen Karnevalszüge wie in Köln und Düsseldorf gerechtfertigt seien, vermag er nicht zu sagen. Er bleibt diplomatisch. „Ob richtig oder falsch: Für beide Seiten gibt es Gründe.“ Klar sei aber, dass die Feierstimmung gedrückt bleibe.

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Bei dem 52-Jährigen aus Altenkleusheim kommen Erinnerungen an das Jahr 1991 hoch. Das Jahr, als der Rosenmontagszug in Köln und der Straßenkarneval wegen des Golfkriegs abgesagt wurde. Der Diktator und Kriegsverbrecher Saddam Hussein hatte im August 1990 Kuwait besetzt. Daraufhin stellte der damalige US-Präsident George Bush dem irakischen Machthaber ein Ultimatum: Seine Truppen sollten bis zum 15. Januar 1991 zurückgezogen werden. Saddam Hussein hielt an seiner Invasion fest – zwei Tage später begann die Operation „Desert Storm“.

Die USA und ihre Verbündeten bombardierten die irakische Hauptstadt Bagdad. Über 350 Soldaten der Alliierten wurden dabei getötet. Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung wurden mehr als 500.000 irakische Soldaten und Soldatinnen in dem Krieg eingesetzt, mutmaßlich mehrere zehntausend von ihnen kamen bei dem Einsatz ums Leben.

100.000 Teilnehmer bei der Friedensdemo in Köln mit Hymne der „Bläck Fööss“

Trotz der Absage des Rosenmontagszugs versammelten sich am 11. Februar 1991 zunächst rund 3000 Menschen am traditionellen Zugstartpunkt an Sankt Gereon. Sie waren verkleidet als Skelette, trugen Sensen und Totenköpfe. Am Ende schätzte die Polizei, dass etwa 100.000 Menschen an der Mischung aus Friedensdemonstration und Rosenmontagszug teilgenommen haben. Das Lied „Mir klääve am Läävve“ von den „Bläck Fööss“ wurde damals zur inoffiziellen Hymne. Darin heißt es – ins Hochdeutsch übersetzt: „Denn wir Kölschen, wir kleben wie der Teufel am Leben. Uns Kölschen nimmt keiner, egal was auch wird, den Spaß zum Lachen, die Lust etwas zu machen, wir kleben am Leben, uns tritt keiner klein.“ Die Botschaft der „Bläck Fööss“, die schon vor über 30 Jahren die Stimmung in der Bevölkerung aufgriff, ist auch heute noch aktuell. „Durch Corona haben wir die Freude am Feiern total aus den Augen verloren“, meint Prinz Georg.

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Er sei davon gleich doppelt betroffen, denn als 1. Vorsitzender des Schützenvereins Altenkleusheim konnte er auch zwei Jahre lang keine Schützenfeste mehr ausrichten. Mit dem Ukraine-Krieg wird die Feiersehnsucht wieder weiter in den Hintergrund geschoben. Und trotzdem ist sie da.

„Wir machen schon ein bisschen was – wenn auch nicht in dem Maße, wie wir es eigentlich gewohnt sind“, sagt Prinz Georg. Zum Auftakt an Altweiber sei man mit dem Elferrat in der Olper Gaststätte „Samos“ gewesen und habe dort gesungen, geschunkelt, gelacht. Auch am Samstag sei man mit der Elferratskappe losgezogen, wieder ins „Samos“. „Rosenmontag ist nichts geplant. Am Dienstag überlegen wir noch, was wir machen könnten. Normalerweise findet dann der Prinzenauszug statt, bei dem sich der Prinz entkleiden muss. Das finden wir in der aktuellen Lage allerdings unangebracht“, betont Prinz Georg.

Corona und Krieg – es sind schwierige Zeiten. Vielleicht sind sie noch herausfordernder für Tollitäten. Bei allen Unwägbarkeiten bleibt Prinz Georg aber optimistisch: „Wir haben Hoffnung für das nächste Jahr.“