Olpe. Laiki Stavrou betreibt die Gaststätte „Samos“ in Olpe. In seiner Heimat Griechenland gibt’s schon eine Impfpflicht. Er findet das unmoralisch.

Steigende Infektionszahlen, höhere Inzidenz, mehr Beschränkungen: Der Corona-Kurs droht sich zu wiederholen. Erst am Montag ist NRW in die Inzidenzstufe 1 hochgerutscht, die mit strengeren Regeln einhergeht. Das ist noch weit entfernt von einem Lockdown, wie ihn der Kreis Olpe bis ins Frühjahr hinein erlebt hat. Doch solange die Impfquote nicht in den Bereich der Herdenimmunität vordringt, bleibt der Inzidenzwert der politische Maßstab. Eine Impfpflicht – zum Beispiel für bestimmte Berufsgruppen oder auch für den Kultur- oder Gastronomiebetrieb – wird diskutiert, scheint aber nicht viele Befürworter zu haben. Zumal die Kontrolle gerade für kleine, familiengeführte Betriebe nahezu unmöglich ist.

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Wer soll die Impfpflicht in der Gastronomie kontrollieren?

Laiki Stavrou, Inhaber der Gaststätte „Samos“ in Olpe, ist es wichtig, dass sich seine Gäste sicher fühlen. In seinem Heimatland Griechenland gilt bereits eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal und auch für Gäste in den Gastronomie-Innenbereichen. Den Zwang hält er aber für nicht zielführend. „Wir leben in einer Demokratie, in der jeder für sich selbst entscheiden kann. Außerdem: Wie will ich das kontrollieren? Muss ich dann Security am Eingang einsetzen? Terminals installieren, die den QR-Code einscannen? Und was kostet das?“, fragt sich der 66-jährige Gastronom.

Sein Sohn Christos Stavrou (32) glaubt nicht, dass sich eine Impfpflicht in Deutschland durchsetzen wird. „Es wurde von Anfang an gesagt, dass es keine Impfpflicht geben wird. Das erinnert ein bisschen daran, als man damals gesagt hat: ‘Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten’ – und sie dann doch gebaut wurde. Sowas kann sich die deutsche Politik nicht wieder erlauben.“

Griechische Regierung versucht Impfbereitschaft zu „erkaufen“

In Griechenland, so erzählen Vater und Sohn, wolle man eine hohe Impfquote zusätzlich dadurch erreichen, indem man 18- bis 25-Jährigen eine Prämie in Höhe von 150 Euro auszahlt. Das Geld kann dann für Reisen und Kulturveranstaltungen ausgeben. Über 130.000 Berechtigte haben bereits den sogenannten „Freedom Pass“ beantragt. „Das wird quasi als Ausgleich für den langen und harten Lockdown im Land vermarktet, ist letztendlich aber ein Lockmittel“, erklärt Christos Stavrou. Die Regierung versuche damit indirekt die Impfbereitschaft zu erkaufen. „Unmoralisch“, findet Laiki Stavrou.

Die Familie Stavrou – dazu gehören Vater Laiki, Mutter Stavroula Karamba, Sohn Christos und Tochter Vasiliki – gehört aber keineswegs zu den Impfverweigerern. Ganz im Gegenteil: Alle sind bereits durchgeimpft. „Als Selbstständiger ist das meine Pflicht. Um mich, aber vor allem um mein Umfeld zu schützen“, so Laiki Stavrou. Zum Glück seien seine Familie oder enge Freunde von einer Corona-Erkrankung verschont geblieben. Trotzdem habe die Pandemie und der Lockdown auch sie persönlich getroffen. „Im letzten Jahr ist die Frau eines Familienangehörigen in Griechenland plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben. Und wir durften nicht ausreisen, um Abschied zu nehmen. Das war schlimm“, erinnert sich Laiki Stavrou.

Keine Zweiklassengesellschaft zwischen Geimpften und Ungeimpften

Im Gespräch mit seinen Gästen habe der 66-jährige Gastwirt den Eindruck, dass die Impfbereitschaft hoch sei. Aber es gebe eben auch solche, die Bedenken haben. Vor Nebenwirkungen, vor Impfschäden oder weil ihnen die Zulassung zu schnell erfolgte. „Diese Menschen kann ich nicht aus der Gastronomie ausschließen. Dann hätten wir eine Zweiklassengesellschaft. Oder eben Kneipen für Geimpfte und Kneipen für Ungeimpfte“, betont Christos Stavrou.

Wichtig sei, dass sich die Menschen wieder frei fühlen und das Thema Corona irgendwann mal beendet sei. Wie das genau funktionieren solle, das wisse keiner. Laiki Stavrou: „Wenn Politiker etwas machen, meckern die Leute, und wenn sie nichts machen, meckern sie auch.“