Attendorn. Das Betreiber-Ehepaar Berisha zieht vorerst die Reißleine und lässt das Wirtshaus geschlossen. Corona und 2G-Plus-Regel zehrt an den Nerven.

Das Betreiber-Ehepaar des Benediktiner Wirtshauses an der Niedersten Straße in Attendorn, Mentore und Bujar Berisha, zieht vorerst die Reißleine: Bis Ende Januar bleibt die beliebte Gaststätte, die 2018 im ehemaligen Post-Gebäude eröffnet hat, geschlossen. Die Corona-Infektionszahlen, die aufgrund der Omikron-Ausbreitung seit einigen Tagen auch im Kreis Olpe deutlich nach oben gehen, und die erneut verschärften Regelungen für die Gastronomie sind laut der Vollblut-Gastronomen der Grund für die vorübergehende Schließung.

„Wir wollen mit dieser Entscheidung in erster Linie unsere Gäste, aber auch unsere eigenen Mitarbeiter schützen“, erklärt Bujar Berisha auf Nachfrage dieser Redaktion. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass den wenigsten Bürgern derzeit der Sinn danach stehe, dem Wirtshaus einen Besuch abzustatten. Und das nicht erst seit gestern, sondern schon seit Wochen. Größere Veranstaltungen wie Weihnachts- oder Jubilarfeiern wurden allesamt abgesagt – „im Wirtshaus hatten wir eine Stornierungsquote von 95 Prozent“, betont der Wirt.

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Und ab Donnerstag kommen erneut verschärfte Regeln, die vor allem die Gastronomie betreffen: Dann gilt in Gaststätten nämlich die 2G-Plus-Regel. Das bedeutet, dass auch geimpfte oder genesene Gäste einen negativen, tagesaktuellen Test vorzeigen müssen. Ausgenommen sollen von dieser Regelung allerdings dreifach geimpfte Personen sein, erklärt NRW-Minister Hendrik Wüst (CDU).

Gäste sind verwirrt und verunsichert

„Wir werden ständig angerufen und gefragt, welche Regeln nun in der Gastronomie gelten würden“, kann Bujar Berisha vor dem Hintergrund sich ständig ändernder Rahmenbedingungen nur noch mit dem Kopf schütteln. „Verständlicherweise sind unsere Gäste verunsichert und verwirrt. Hinzu kommt, dass viele Leute zurzeit den Gang in die Gastronomie aus Angst vor einer Ansteckung vermeiden.“

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Je weniger Gäste, desto weniger Einnahmen – die Rechnung ist einfach und insofern macht der Wirtshaus-Chef auch keinen Hehl daraus, dass die vorübergehende Auszeit auch wirtschaftliche Gründe habe. Seine Mannschaft – inklusive Aushilfen arbeiten 13 Angestellte bei ihm – baut nun entweder alte Urlaubstage ab oder geht vorübergehend in die Kurzarbeit. Kein Grund für die Schließung seien Anfeindungen von Kunden, die Berisha und sein Team nicht hineinbitten dürfen, weil sie beispielsweise ihren Ausweis vergessen haben. „Diese Leute, die wir nicht reinlassen durften, haben vielmehr mit Verständnis reagiert.“ Allerdings seien es nur Einzelfälle gewesen.

Dehoga-Chef kann es nachvollziehen

Bernhard Schwermer, Betreiber vom Rhein-Weser-Turm in Kirchhundem und Dehoga-Kreisvorsitzender, kann die Entscheidung der Familie Berisha „komplett nachvollziehen“, wie er auf Anfrage dieser Redaktion sagt. Aus den eigenen Erfahrungen weiß er: „Wir haben bei uns viele Gäste, die doppelt geimpft sind und spontan bei uns einkehren wollen, häufig sind es Wanderer. Die haben, verständlicherweise, jetzt keinen Bock mehr darauf, kurzfristig auch noch einen Schnelltest zu machen und nehmen daher vom Besuch Abstand.“ Die erneut verschärften Regelungen würden die Gastronomie mal wieder ins Mark treffen.

Die Betreiber des Wirtshauses in Attendorn hoffen nun darauf, dass sich die Corona-Lage in absehbarer Zeit wieder beruhigen wird. Der Plan sehe, Stand heute, vor, dass das Wirtshaus im Februar wieder öffnet. „Bis dahin müssen wir jedoch abwarten, was Bund und Länder sagen und ob es wieder Lockerungen für die Gastronomie geben kann“, so Berisha. Ansonsten droht eine längere Wirtshaus-Abstinenz.