Attendorn. Die Corona-gebeutelte Gastronomie steht vor erneuten Regelverschärfungen. Warum Familie Tigges vom Restaurant Rinscheid „Taxifahrten“ übernimmt.

Kneipenwirte und Restaurantbetreiber müssen sich in Attendorn vermehrt mit uneinsichtigen und verärgerten Gästen auseinandersetzen, die aufgrund der strikten Corona-Vorgaben nicht eintreten dürfen – und an der Tür ihren Unmut äußern. Das größte Problem ist laut Stadtteil-Managerin Kristin Meyer, dass viele Gäste ihre Personalausweise vergessen würden. Doch ohne ,Perso’ oder Führerschein, mit denen sich die Gäste ausweisen müssten, gelte: Zutritt verboten!

Im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet die städtische Mitarbeiterin von verschiedenen Fällen, die zuletzt in Attendorn aufgetreten seien. Vom Stammgast, der in der Kneipe wohl bekannt sei und in vier von fünf Fällen auch Impfnachweis und Perso dabei habe – beim fünften Mal eines von beiden aber vergesse und schon draußen bleiben müsse. Oder vom Besucher, der von seinem Ausweisdokument ein Foto gemacht habe und dieses auf dem Handy vorzeige, was als „Zutrittskarte“ aber nicht ausreichend sei.

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Meyer kann das Dilemma für die pandemiegebeutelten Gastronomen nachvollziehen: „Es ist wirklich schade, dass die Gastronomen entgegen ihrer gelebten Willkommenskultur längst die Türsteher-Funktion übernommen haben.“ Doch den Betreibern bleibe nichts anderes übrig, als die engmaschigen Vorgaben umzusetzen, ansonsten drohten saftige Strafen.

Erst nach Neu-Listernohl, dann ins Schwalbenohl

Deswegen lässt Familie Tigges vom Restaurant Rinscheid am Waldenburger Weg auch niemanden herein, der sich nicht vollständig ausweisen kann. Mittlerweile übernehmen die Betreiber sogar kurzerhand den Chauffeur-Dienst, berichtet Brigitte Tigges im Gespräch mit dieser Redaktion: „Wir haben eine Kegelgruppe hier gehabt, da hatte ein Junge seinen Personalausweis vergessen. Mein Mann ist mit ihm nach Neu-Listernohl gefahren, um den Ausweis zu holen. Wir hatten eine Damen-Gruppe mit einer Frau hier, die ihr Handy nicht dabei hatte. Mein Mann ist mir ihr ins Schwalbenohl gefahren, um das Handy zu holen.“ Das seien Gäste, die unabsichtlich in die missliche Lage beim Eintreten der Gaststätte geraten seien. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass nicht alle Gäste mit Verständnis reagierten, wenn ihnen der Zutritt untersagt werde: „Wir wurden schon häufiger wüst beschimpft“, berichtet Brigitte Tigges.

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Dem Großteil der Gäste, die im Hotel und Restaurant auf der Burg Schnellenberg entspannen wollten, seien die aktuellen Corona-Regeln bekannt, sagt Thomas Bilsing. Und dennoch muss auch der Geschäftsführer des Hotelbetriebes an der Burg immer mal wieder Gäste vor der Tür abweisen. Da kämen zum Beispiel Gäste aus Rumänien und zeigten ihre Dokumente vor. „Aber woher soll ich denn wissen, ob der rumänische Personal- oder auch Impfausweis korrekt ist“, zuckt er mit den Achseln. Gäste, deren Ausweise schon monatelang abgelaufen seien, „durften wir nicht hineinlassen.“

Familien mit Kindern, die zwar einen Test hätten vorweisen können, der aber schon älter als 24 Stunden und damit abgelaufen gewesen sei – für Thomas Bilsing keine unbekannte Konstellation. Oder der Gast, dessen Handy plötzlich den Geist aufgebe und der dann seine CovPass-App nicht mehr vorzeigen könne - alles schon passiert. Und immer mit derselben Konsequenz: kein Zutritt.

Verschärfte Regelungen

Fakt ist: Einfacher und durchsichtiger wird es in den nächsten Wochen auch nicht. Denn erneut stehen durch die Omikron-Variante verschärfte Corona-Bestimmungen für die Gastronomie-Branche an. Geimpfte oder Genesene sollen ab Ende dieser Woche zusätzlich einen tagesaktuellen Test vorlegen. Es sei denn, sie sind bereits geboostert.

Stefan Kranz, Betreiber des Stadthallenrestaurants und des Gasthauses in die Niedersten Straße, fürchtet daher, dass seine Kunden fernbleiben. „Bei einigen wird es sicherlich der Zeitfaktor sein, dass sie nach der Arbeit keine Zeit mehr haben, noch eben schnell einen Test zu machen“, betont er. Dass dreifach Geimpfte keinen Test vorweisen müssten, alle anderen aber schon – für Kranz schwer nachvollziehbar. Am Ende müssten er und seine Kollegen aus der Branche an der Tür den Kopf hinhalten, wenn ein aufgebrachter Gast nicht hinein dürfe.