Kreis Olpe. Während viele Gastronomen von einem sehr guten Sommer sprechen, leiden andere unter Personalmangel. Immer neue Coronaregeln bedeuten Mehrarbeit.

Ausgebuchte Hotelbetten und Ferienwohnungen, gut gefüllte Restaurants. Die Gastronomie im Kreis Olpe blickt auf einen guten Start nach dem Ende des Gastronomie-Lockdowns zurück. Und die Betriebe hoffen, dass die steigenden Inzidenzen jetzt nicht den Spätsommer verhageln.

Anja Führt vom Hotel Landhaus Lenneper-Führt mit 15 Doppelzimmern und einer Ferienwohnung in Kirchhundem-Selbecke ahnte Anfang Juni, als die Beschränkungen für die Gastronomie nach und nach aufgehoben wurden, noch nicht, wie die Gäste reagieren würden. Umso positiver fällt ihre erste Sommer-Bilanz aus. „Bei uns ist der Sommer supergut gelaufen. Als wir wieder öffnen durften, unter bestimmten Voraussetzungen, ist der Betrieb sofort wieder angelaufen, im Hotel und auch im Restaurant.“ Die Zimmer waren an den Wochenenden voll belegt und auch in der Woche sehr gut ausgelastet, in den Ferien mit Familien mit Kindern, aber auch mit Aktivurlaubern, die zum Wandern oder Radfahren gebucht hatten. „Wir sind wirklich zufrieden. Jetzt müssen wir mal sehen, wie es weitergeht“, sagt Anja Führt.

Hoffen auf Verständnis der Gäste

Denn ab Freitag, 20. August, müssen alle Gäste, also auch die Restaurantgäste eines der 3Gs nachweisen, also geimpft, genesen oder in den letzten 48 Stunden getestet sein. Bisher mussten dies nur die Hotelgäste. „Wir müssen das nicht mehr protokollieren, aber kontrollieren“, so Anja Führt. „Das ist schon umständlich, sich von jedem Gast den Status zeigen zu lassen, also aufs Handy gucken oder den Impfpass kontrollieren.“

+++ Das könnte Sie interessieren: Kreis Olpe: Urlaub, aber wo? Die Expertentipps +++

Die Gastronomin hofft auf das Verständnis ihrer Gäste. Aber es könnte natürlich die Harmonie im Lokal stören. „Manche werden vielleicht empfindlich reagieren, gerade die, die sich nicht impfen oder nicht testen lassen wollen.“ Für die Wirte sei dies alles andere als schön. Andererseits wollten natürlich alle, dass die Gastronomiebetriebe geöffnet bleiben und es weitergehe. „Die letzten eineinhalb Jahren haben schon Nerven gekostet, das war nicht lustig für uns alle.“

Chaos im ersten Moment

Die neue Fassung der Coronaschutzverordnung hat bei Jens Boenicke, Inhaber des Campingplatzes Hof Biggen in Attendorn, am Mittwochmorgen Chaos hinterlassen – wieder neue Spielregeln, wieder nur wenige Tage Zeit für die Umsetzung. Drei wesentliche Punkte hat er für sich und seinen Campingbetrieb ausgemacht. Erstens: Von den drei „G“s waren bislang die Dauercamper ausgenommen – davon steht nun nichts mehr in der Verordnung. „Das heißt, wir müssen ab Freitag auch alle Jahrescamper kontrollieren, die normalerweise mit einem automatisierten Chip bei uns ein- und ausfahren.“ Die geschätzt rund 250 Dauercamper würde er nun anschreiben mit der Bitte, dass diese ihm ihren 3G-Nachweis per Mail zukommen lassen.

+++ Lesen Sie hier: Rund um Helden: Themenwanderweg eröffnet im Herbst +++

Punkt zwei: Die Kontaktnachverfolgung entfällt. „Darüber bin ich froh, denn der Mehraufwand war nicht unerheblich. Zumal wir unendlich viele Zettel ausfüllen mussten, weil unser Internet nicht immer das Beste ist und die Luca-App nicht immer funktioniert.“

Und drittens: In der Schutzverordnung heißt es: „Schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit Schülerausweis gelten aufgrund ihrer Teilnahme an den verbindlichen Schultestungen als getestete Personen.“ Soweit, so gut. Aber: Gilt das für Schulkinder aus ganz Deutschland, geschweige denn für Gäste mit Kindern aus anderen Ländern, auch wenn die derzeit nur selten zu den Gästen gehören?

Trotz dieser noch offenen Fragen ist Boenicke zufrieden mit der aktuellen Auslastung und dankbar, dass die Gäste zusätzliche Wartezeiten beim Einchecken ohne Murren hinnehmen und sich an die Spielregeln auf dem Camping-Gelände halten. Er ist sicher: „Der Campingurlaub ist und bleibt eine der sichersten Urlaubsformen.“

Aus 75 werden 35 Mitarbeiter

„Man hat zwar noch Zimmer, aber kein Personal“, bringt Emmelinde Wacker die Situation im Sporthotel Landhaus Wacker in Brün auf den Punkt. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter habe man verloren. Es waren 75, jetzt sind es nur noch 35. „Wegen der Kurzarbeit sind sie in andere Berufe gegangen. Viele haben gebaut und brauchen das Geld.“ Man suche händeringend Köche und Auszubildende.

+++ Lesen Sie hier: Wenden: 60 Bewerber für 18 Grundstücke in Brün +++

Wegen der Personalprobleme müsse die Zahl der Gäste (das Hotel hat 200 Betten) reduziert werden: „So um die 80 ist noch zu bewältigen. Darüber wird es verdammt eng. Wir haben auch schon vielen absagen müssen.“ Am vergangenen Wochenende habe man noch 130 Gäste im Haus gehabt, die vorher reserviert hätten. Mit Aushilfen sei das gerade noch zu schaffen gewesen. Ein großes Lob zollt Emmelinde Wacker ihren Mitarbeitern: „Da ist einer für den anderen da. Jeder springt sofort ein. Wir sind sehr zufrieden, dass die Mitarbeiter so zum Hotel stehen und auch loyal sind.“

Die 3-G-Regel begrüßt Emmelinde Wacker: „Da hat man die Sicherheit, öffnen zu können.“ Ab 1. Oktober wird es im Sporthotel Landhaus Wacker aber nur 2 G geben: geimpft und genesen: „Tests wären ein wahnsinniger Mehraufwand für die Mitarbeiter.“ Dies sei bei der Personalnot nicht zu schaffen.