Kreis Olpe. Die kommunalen Steuern und Abgaben weichen schon innerhalb des Kreises Olpe stark voneinander ab. Wo ist es günstig? Und wo zahlt man am meisten?
Alle Städte und Gemeinden im Kreis Olpe haben ihre eigenen Vorzüge: Wer gerne shoppen geht, ist in Olpe gut aufgehoben. Wer nicht genug Wald um sich haben kann, fühlt sich in Kirchhundem wohl. Und wer am Ende des Jahres am meisten Geld in der Tasche haben will, sollte es vielleicht in Lennestadt oder Wenden versuchen – könnte man beim Blick auf die kommunalen Steuern und Abgaben meinen.
Die von uns erdachte Familie Mustermann kommt in diesen beiden Kommunen am besten weg, in Finnentrop oder Drolshagen zum Beispiel fallen die Kosten für sie um einiges höher aus. Doch der Vergleich hat Schwächen, wie der Blick ins Detail zeigt.
Grundsteuer B
Besonders schwierig ist ein Vergleich bei der Grundsteuer B, die bei den Mustermanns in ihrem freistehenden Einfamilienhaus aus dem Jahr 2016 mit 100 Quadratmeter Wohn- und 400 Quadratmeter Grundstücksfläche etwa 200 bis 500 Euro im Jahr ausmachen kann.
Die höchsten Hebesätze gibt es in Kirchhundem (560 Prozent) und Drolshagen (547), die niedrigsten in den besonders wohlhabenden Kommunen Attendorn (315) und Wenden (390). Welche Summe am Ende auf dem Steuerbescheid steht, hängt daneben aber auch vom Einheits- und Grundsteuermesswert ab, der von Haus zu Haus unterschiedlich ist und vom Finanzamt festgelegt wird. Eine Rolle spielt dabei der geschätzte Wert des Grundstücks. Der höhere Hebesatz der Gemeinde Kirchhundem wird zum Teil also dadurch ausgeglichen, dass ein vergleichbares Grundstück dort günstiger ist als in Attendorn. Für unsere Musterimmobilie die ortsgenauen Messwerte zu berechnen, lehnt die Oberfinanzdirektion auf Nachfrage ab: „Bei dieser Ermittlung werden viele individuelle Faktoren und Besonderheiten vor Ort berücksichtigt.“
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Nach den Haushaltsplänen zahlen die Einwohner der Stadt Drolshagen mit durchschnittlich 186 Euro die höchsten Summen für die Grundsteuer B. Es folgen Olpe (171 Euro pro Kopf), Kirchhundem (170 Euro), Finnentrop (166 Euro), Lennestadt (156 Euro), Wenden (138 Euro) und Attendorn (124 Euro).
Wasser und Abwasser
Bei einem Wasserverbrauch von 140 Kubikmeter im Jahr kommen die Mustermanns in Wenden am günstigsten weg, wo es in allen Ortschaften Wasserbeschaffungsverbände gibt. Der Durchschnittspreis für Wasser und Abwasser liegt dort bei 578 Euro.
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In Kirchhundem ist er mit 1040 Euro fast doppelt so hoch. Die Waldgemeinde hat in diesem Fall einen Wettbewerbsnachteil: Durch die ausgedehnte Fläche muss ein riesiges Kanalnetz unterhalten werden – und das kostet.
Niederschlagswasser
Die Gebühren für Niederschlagswasser fallen bei der Gesamtrechnung kaum ins Gewicht, die Unterschiede zwischen den Kommunen liegen im niedrigen zweistelligen Bereich.
Abfall
Drei Mülltonnen stehen bei den Mustermanns hinterm Haus – für Restmüll, Bio-Abfall (beide 120 Liter) und Papier (240 Liter). Am teuersten ist diese Ausstattung in Finnentrop, wo pauschal 57,60 Euro pro Person berechnet werden. Dafür erhalten die Mustermanns aber automatisch auch eine doppelt so große Restmülltonne. Am niedrigsten sind die Abfallgebühren in Wenden (168 Euro).
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Sparpotenzial weisen die Kämmerer von Lennestadt und Drolshagen aus: Kämen die Mustermanns auch mit einer 80-Liter-Tonne für den Restmüll klar, würden sie rund 30 Euro einsparen. Drolshagen hat auch eine kleinere Bio-Tonne mit weiteren Einsparmöglichkeiten im Angebot.
Straßenreinigung und Winterdienst
Die Kosten halten sich überall in Grenzen, in Attendorn, Finnentrop und Wenden werden gar keine Gebühren erhoben. „Es wird unterstellt, dass diese in der Grundsteuer B enthalten sind“, erklärt Kämmerer Thomas Munschek. Würde die Gemeinde die Kosten für Straßenreinigung und Winterdienst per Gebühr einziehen, könnte der Grundsteuer-Hebesatz im Gegenzug auf 357 Prozent gesenkt werden.
Ganztagsbetreuung
Sohn Ben besucht die Grundschule und weil beide Elternteile arbeiten, nimmt er das Angebot des Offenen Ganztags wahr. Für seine Eltern ist das in vielen Wohnorten der größte Kostentreiber aller kommunalen Abgaben. Die höchsten OGS-Beiträge werden in Drolshagen erhoben (1200 Euro pro Jahr), in Kirchhundem (480 Euro) und Lennestadt (495 Euro) sind die Kosten für die Mustermanns nicht einmal halb so hoch. Das macht den OGS-Betrieb zum Zuschussbetrieb, der Fehlbetrag muss aus dem Haushalt, also über die allgemeinen Steuereinnahmen, ausgeglichen werden.
Nachdem die Gemeindeprüfanstalt die Stadt Lennestadt für diese Praxis bereits ermahnt hatte, wurde dort erst vor wenigen Wochen ein neues Bezahlmodell für den Offenen Ganztag beschlossen. Damit würden die Kosten für die Mustermanns um rund 70 Euro pro Jahr steigen.
Nicht miteingerechnet sind jeweils die Kosten für das Mittagessen.
Kindergarten
In welcher Ortschaft die vierjährige Tochter Mia in den Kindergarten geht, ist für das Portemonnaie ihrer Eltern am Ende nicht entscheidend, denn dafür sind nicht die Städte und Gemeinden, sondern der Kreis zuständig.
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1416 Euro müssten die Mustermanns für die ersten sechs Monate dieses Jahres entrichten, seit dem 1. Juli ist der Kindergartenbesuch für Mia beitragsfrei, weil die letzten beiden Jahre vor der Einschulung angebrochen sind.
Hundesteuer
Der Golden Retriever Luna ist Familie Mustermann alles Geld der Welt wert. Besonders hundefreundlich steht Attendorn da, mit einer Hundesteuer von 48 Euro pro Jahr. Am anderen Ende der Liste stehen Drolshagen (74 Euro), Finnentrop und Lennestadt (jeweils 72 Euro).