Attendorn. Das Impfzentrum in Attendorn wurde am Mittwochabend zu einer Impf-Lounge mit Live-DJ und Cocktails. Das zog vor allem viele junge Menschen an.
Bunte Lichter wirbeln über den Boden und an den Wänden entlang. Aus den Lautsprechern dröhnt House-Musik, die DJ Kiss an seinem Mischpult zusammen mixt. DRK-Helfer und junge Leute mit einem Pflaster am Oberarm tanzen durch den Raum, mit einem Cocktail in der Hand und einem Lächeln unter der Maske. „Hier seid ihr richtig!“, ruft DJ Kiss durchs Mikro. „Gemeinsam fürs Impfen, schön, dass ihr da seid!“
161 Menschen innerhalb von vier Stunden geimpft
„Als wir davon gehört haben, wollten wir unbedingt dabei sein“, sagt Sophie Börsken, die mit ihrer Schwester gekommen ist. Gemeint ist das Impfzentrum in Attendorn, das sich am Mittwochabend kurzerhand in eine Impf-Lounge mit Live-Musik, Cocktails und guter Laune verwandelt hat. Die Aktion sollte vor allem junge Menschen ab 16 Jahren ansprechen und zum Impfen motivieren. Mit Erfolg. „Wir haben 161 Menschen geimpft“, sagt Stefan Spieren, ärztlicher Leiter des Impfzentrums des Kreises Olpe, am Donnerstagmorgen. „Das ist schon viel mehr als in den Tagen davor.“ Denn die Impfbereitschaft habe in den vergangenen Tagen spürbar nachgelassen. Immer weniger Termine wurden gebucht oder auch bereits bestehende Termine nicht wahrgenommen bzw. verschoben.
Mit der Impf-Lounge habe das Team des Impfzentrums in Zusammenarbeit mit dem Kreis eine entspannte Atmosphäre schaffen wollen, in der den Impflingen ein gutes Gefühl vermittelt werden soll. „Wir wollten etwas Besonderes anbieten, womit man die jungen Leute erreicht. Und das schafft man nicht unbedingt, indem man eine x-beliebige Playlist abspielt, sondern mit einem Live-DJ. Ich kenne zumindest kein Impfzentrum in Deutschland, das so etwas anbietet“, meint Spieren.
Statt Zweitimpfung beim Hausarzt nun im Impfzentrum
Das dachten sich auch Sophie (18) und Nicola (19) Börsken. Gut eine Stunde Fahrtzeit haben die Schwestern aus Menden auf sich genommen. Ihre ältere Schwester hatte auf Instagram gesehen, dass eine Impf-Party in Attendorn steige und den beiden daraufhin sofort geschrieben. „Wir hätten zwar nächsten Mittwoch unsere Zweitimpfung beim Hausarzt bekommen“, erzählt Sophie, „aber den sagen wir jetzt wieder ab, weil wir das hier unbedingt mitnehmen wollten.“ Mit einem alkoholfreien Cocktail stoßen sie auf ihre erfolgreiche Biontech-Impfung an. Sie haben sich für einen „Solero“ entschieden, ein Mix aus Maracuja-, Orangen- und Zitronensaft sowie einem Schuss Vanillesirup. Der wird hier passenderweise als „Biontech“ ausgeschenkt.
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Ein paar Schritte weiter steht Laura Rosenbusch mit ihrer Mutter, die Impfunterlagen und der halbleer getrunkene Cocktail-Becher vor ihnen auf dem Tisch. Lauras Augen leuchten im blau-grünen Disco-Licht, die FFP2-Maske kann ihr Lächeln nicht verdecken. Ab und zu nippt sie an ihrem Astrazeneca-Cocktail, die alkoholfreie Variante von Sex on the Beach. „Ich wollte mich schon länger impfen lassen, wollte aber auch niemanden etwas wegnehmen, der eine Impfung nötiger hat als ich“, sagt die 17-Jährige aus Attendorn. Mit der wegfallenden Priorisierung und der immer größer werdenden Impfstoffmenge war sie jetzt aber auch endlich an der Reihe – und überglücklich darüber. „Die Aufklärung, die Impfung, der ganze Ablauf, alles ist super gelaufen hier. Ich bin super froh, dass ich jetzt geimpft bin.“ Am 16. August wird sie ihre Zweitimpfung bekommen. Davor wird die 17-Jährige allerdings noch zwei Wochen Urlaub mit ihrer Familie genießen. Es geht nach Zandvoort, der Caravan ist bereits gemietet.
Auch Impf-Aktion für Ältere geplant
Stefan Spieren und sein Team sind zufrieden mit der Aktion. Dass das Konstrukt des starren Impfzentrums aufgelockert wurde. Deswegen sei eine Wiederholung durchaus möglich. „Wir würden aber auch noch gerne für Ältere etwas Besonderes bieten“, verrät er. So wird es am kommenden Sonntag von 11 bis 13 Uhr ein Frühschoppenkonzert des Musikvereins „Hoffnung“ Hünsborn geben. Zwischen alkoholfreiem Bier und Brezeln können sich Interessierte dann impfen lassen. Spieren: „Je mehr Leute wir mit diesen Aktionen erreichen können, desto besser.“