Hünsborn. Sven Henrich ist Pilot beim Luftsportverein Hünsborn. Den Flugzeugen vertraut er ganz, denn er pflegt sie. Und ist damit stiller Held des Vereins.

Das erste Mal Fliegen ist schon als Passagier aufregend. Wie ist das dann erst als Pilot? „Ich bin mit 14 das erste Mal selbst Segelflugzeug geflogen – zum Leid meiner Mama“, sagt Sven Henrich lachend. Das Gefühl war unbeschreiblich: „Ich hab es einfach nur genossen“, sagt der mittlerweile 34-Jährige. Das Fliegen ist seither seine Leidenschaft. Aber er ist nicht nur mit den Flugzeugen des Luftsportvereins Hünsborn unterwegs. Als Technikwart des Vereins kümmert er sich auch um deren Reparaturen und Wartungen. Für seine Vereinskollegen ist er der stille Held im Verein.

Luftsportverein Hünsborn: Sven Henrich will wissen, wie etwas funktioniert

„Mit drei Jahren war ich das erste Mal im Flugzeug. Mein Vater ist im Verein und hat mich auf den Flugplatz in Hünsborn mitgenommen“, erzählt Sven Henrich. Seit Kindheit an hat er dort viel Zeit verbracht. Immer, wenn er an den Wochenenden Zeit auf dem Flugplatz oder in der Luft verbringt, ist das auch heute noch für ihn wie ein kleiner Urlaub. „Der Verein ist wie eine große Familie“, sagt er. „Ich bin mehr oder weniger hier groß geworden.“

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Als dann irgendwann die Stelle des Technikwarts frei wurde, übernahm der Ingenieur diese Aufgabe. „Ich will wissen, wie etwas funktioniert“, erzählt er. Das handwerkliche Geschick wurde ihm in die Wiege gelegt: „Mein Papa ist Handwerker.“ Alles rund um Technik macht Sven Henrich Spaß. „Ich habe schon im Kindergarten immer an der Werkbank gestanden, um mit Hammer und Nägeln etwas zusammenzubauen.“

Luftsportverein Hünsborn: Vereinsmitglieder ziehen an einem Strang

Die Technologie und das Handwerk waren schon immer ein großer Teil seines Lebens. „Wir treffen uns regelmäßig in der Werkstatt auf dem Flugplatz. Da habe ich von Kind an gelernt, Flugzeuge zu warten“, so Henrich. Mit der Zeit wuchs sein Fachwissen an. Sven Henrich besuchte technische Lehrgänge, um auch eigenverantwortlich schrauben zu dürfen. „Wir machen hier eigentlich alles ehrenamtlich in Eigenleistung“, erzählt Henrich und betont: „Ich bin nicht der einzige, der im Verein viel tut. Es gibt viele andere, die mindestens genauso viel machen wie ich.“

Sven Henrich wartet beim Luftsportverein Hünsborn die Flugzeuge und repariert sie. Unterstützt wird er von einem Team aus Technikprofis.
Sven Henrich wartet beim Luftsportverein Hünsborn die Flugzeuge und repariert sie. Unterstützt wird er von einem Team aus Technikprofis. © WP | Ina Carolin Lisiewicz

Das Ganze sei zwar zeitintensiv, aber eben seine Leidenschaft. „Im Schnitt bin ich ein bis zwei Abende in der Woche hier, ungefähr zehn Stunden insgesamt.“ Wenn Flugzeugteile einmal kaputt gehen, sorgt er dafür, dass sie unter der Woche wieder repariert werden, damit sie an den Wochenenden für den Einsatz wieder intakt sind.

Unterstützt wird er bei seinem Ehrenamt von einem Team aus Technikprofis. Im Besitz des Vereins sind sieben Segelflugzeuge, ein Hochleistungssegelflugzeug mit ausfahrbarem Hilfsmotor, ein Reisemotorsegler, zwei Motorflugzeuge und ein Oldtimer.

Technikwart: Arbeiten bei knapp über null Grad in Vereinshalle

Bei den Wartungsarbeiten gibt es immer einen Vorgabenkatalog, der befolgt werden muss. „Man kontrolliert zum Beispiel die Steuerorgane und nimmt vorne die Innenverkleidung raus, um überall gucken zu können“, sagt Henrich. So könnte sich zum Beispiel eine Maus eingenistet haben, die Instrumentenschläuche angeknabbert hat. Alles muss überprüft und technisch intakt sein, damit der Flug sicher ist. „Größere Sachen würden wir in einen Luftfahrtechnischen Betrieb geben.“ Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es einmal zu einem Totalschaden kommen sollte.

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„Sven zaubert hier schon das ein oder andere hinter den Kulissen zusammen, sodass es dann Anfang des Jahres wieder funktioniert“, sagt Henrichs Vereinskollege Jan Hille. Im April beginnt in der Regel die Saison auf dem Flugplatz – wenn das Wetter mitspielt. Oft arbeitet das Technikteam im Winter dann bei frostigen Temperaturen in der Halle des Vereins. „Bei knapp über null Grad stellen wir uns einen kleinen Heizstrahler dorthin, damit man sich die Finger wenigstens ab und an etwas wärmen kann“, so Henrich. Fliegen wollen viele – bis das geht, ist aber viel Arbeit hinter den Kulissen nötig.

Pilot vom Luftsportverein Hünsborn: „Beim Fliegen verspüre ich immer ein Gefühl von Freiheit.“

Sven Henrich liebt seinen Job als Technikwart, wenn auch das Fliegen vielleicht ein klitzekleines Stückchen mehr. Ein eigenes Flugzeug hat er nicht. Neben denen des Vereins kann er sich regelmäßig ein Kunstflugzeug, die „LO 100“, vom ehemaligen Vizeweltmeister im Segelkunstflug, Hubert Jänsch, ausleihen. „Das ist ein altes Schätzchen, Baujahr 1955, rein aus Holz gebaut“, erzählt der gebürtige Siegenerer. „An so Oldtimern habe ich auch Spaß.“ Mit der „LO 100“ fliegt er als Kunstflieger Loopings, Auf- und Abschwünge oder Rückenflüge. Auf den Magen schlägt ihm das nicht: „Ich kann auch vorher noch einen Döner essen. Das ist kein Problem“, sagt er und lacht.

Oft bieten sich Sven Henrich beim Fliegen atemberaubende Ausblicke. 
Oft bieten sich Sven Henrich beim Fliegen atemberaubende Ausblicke.  © Privat | Privat

Viele Jahre lang flog er nur Segelflugzeuge, in den vergangenen Jahren kamen Motorflugzeuge und die „LO 100“ dazu. Sven Henrich genießt die Zeit über den Wolken: „Beim Fliegen verspüre ich immer ein Gefühl von Freiheit. Ich kann die Sorgen am Boden vergessen.“ Gerade beim Segelflugzeugfliegen würde man die Kraft der Natur nutzen: „Das ist schon faszinierend, dass man dadurch viele Stunden in der Luft und hunderte Kilometer weit fliegen kann.“ Manchmal würde auch ein Vogel eine Weile neben ihm her reisen.

Pilot in Hünsborn: Respekt vorm Fliegen nie verlieren

Ein Unfall ist Sven Henrich noch nie passiert. „Ich hoffe auch, das bleibt dabei.“ Angst habe er keine, aber den Respekt vorm Fliegen solle man nicht verlieren. „Man muss schon immer wachsam sein.“ Sein längster Flug dauerte rund acht Stunden. „Da bin ich 730 Kilometer geflogen – an der Zugspitze vorbei.“ Auch für kleinere Urlaube hat er die Vereinsflugzeuge schon genutzt: „Wenn man mal einen Tag oder ein Wochenende mit einem Vereinsflugzeug wegfliegen möchte, kann man sich das als Mitglied einfach blocken“, erklärt er.

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Die Vereinsmitgliedschaft ermöglicht es ihm, Flugzeuge zu fliegen, die sich der Normalbürger nicht leisten kann. „Auch Gastflüge sind bei uns für jedermann möglich“, betont Sven Henrich, der sich mit Gästen auch regelmäßig in die Höhe begibt. Flieger-Nachwuchs ist in Hünsborn immer willkommen.

Info: Luftsportverein Hünsborn

Verein: Luftsportverein Hünsborn e. V.

Gründungsjahr: 1955

Flugplatz: Flugplatz Hünsborn, Fliegerhorststraße 50, 57482 Wenden-Hünsborn


Mitglieder:
142

Kontakt:

Homepage:www.lsvh.de

Alle Teile der Serie finden Sie im Internet unter www.wp.de/stillehelden.