Sondern. Andreas Hennes ist Ballonfahrer aus Sondern. Er fährt mit dem Metten-Ballon, wenn das Wetter passt. Wir waren bei einem Start dabei.
Der kleine Heliumballon steigt geschwind empor. Andreas Hennes blickt ihm hinterher. So lange, bis sich das orange Gummi kaum noch von dem blauen Himmel abzeichnet. Er ist zufrieden. Der Bodenwind ist optimal, um heute zu starten. Nur eine leichte Brise weht. Andreas Hennes ist Aeronaut. Er steht auf einer Wiese in Sondern. Vor ihm liegt sein Heißluftballon, ausgebreitet in voller Länge. Wie ein gigantisches, 25 Meter langes Reptil liegt das Luftschiff im Gras. „Packt hier vorne mal mit an“, ruft er seinem Team zu. Jetzt startet er den Propeller. Die Luft lässt das Reptil erwachen, die Ballonhülle bläht sich langsam auf. Die wartenden Fahrgäste blicken noch immer dem kleinen Heliumballon hinterher – in dem Wissen, gleich selbst abzuheben.
Keine Bremsen, kein Steuerknüppel
Andreas Hennes ist 60 Jahre alt und schon lange in der Luftfahrt tätig. Mit 14 Jahren tritt er einem Segelclub bei, erwirbt seine ersten Flug-Lizenzen. Später sitzt er auf dem Tower des Siegerlandflughafens, heute ist er Sachbearbeiter für Luftaufsicht bei der Bezirksregierung Münster – und eben Ballonfahrer. Seit 1998 steuert er Heißluftballone, mittlerweile gehört ihm der Metten-Ballon, der blau-rote Ballon mit den Wurst-Dosen. „Das war damals etwas Neues für mich, keine Bremsen und kein Steuerknüppel“, sagt Hennes. „Man muss sich eben auf die Natur einlassen können.“
Kaum ein anderer Sport ist so wetterabhängig wie die Ballonfahrt. Schon Tage vorher hat der gebürtige Saalhauser die Wetterprognosen im Blick, dennoch kann die eigentliche Planung erst am gleichen Tag erfolgen. Dementsprechend spontan müssen auch die Fahrgäste sein, die Warteliste ist lang. Aber es müssen eben alle Bedingungen erfüllt sein. Kein Gewitter, kein Regen, kein zu starker Bodenwind, keine zu hohen Temperaturen. „Ich muss immer etwa 80 Grad mehr heizen als die Außentemperatur hat“, erklärt er. „Alles, was über 100 Grad Hüllentemperatur ist, schadet dem Ballon. Ballonfahren ist eigentlich ein Wintersport. Je kälter, desto besser.“
Heute begleiten Andreas Hennes drei Fahrgäste. Es war ein Geburtstagsgeschenk für einen Familienvater. Sie lauschen den Sicherheitsanweisungen. Die Brillen müssen vor der Landung abgenommen werden, festhalten ist angesagt, wenn sich der Ballon der Erde nähert. Und zwar mit beiden Händen. „Das kann schon mal ordentlich rumpeln“, erklärt Hennes. „Aber wenn man sich festhält, passiert auch nichts.“ Der Pilot landet den Ballon und nicht anders herum. Dennoch ist er vom Wind abhängig. Andreas Hennes hat schon einige Landungen hinter sich. Gut gegangen sind sie alle. Allerdings waren auch ein paar eher ungewöhnliche Landeplätze dabei. Auch mal mitten im Dorf oder auf einer Straße. „Einmal sind wir im Bauhof gelandet“, erinnert er sich. „Der war allerdings zu der Zeit abgeschlossen, so dass wir erstmal nicht mehr raus kamen.“
Der Himmel wurde dunkel
Andreas Hennes kann sich noch gut an seine erste Fahrt erinnern. August 1999 auf der Warsteiner Montgolfiade. „Ich hatte Schiss“, erinnert sich Hennes und lacht. Mittlerweile war er schon auf einigen Großveranstaltungen. Auch in Amerika. Unter anderem war er 2005 in New Mexiko. Mehr als 1000 Ballone gingen an den Start. „Der Himmel wurde mit einem Schlag dunkel“, erzählt er.
Die Rotoren in dem Kaltluft-Propeller drehen sich immer noch. Die Ballonhülle drückt sich unter dem Luftstrom immer mehr vom Boden ab, der Ballon zeigt sich schon beinahe in voller Größe. Es ist fast so weit. Andreas Hennes greift zum Propan-Gasbrenner. „Wir wollen los“, ruft er den Fahrgästen zu und lächelt. Er freut sich. Denn jetzt gleich beginnt der schönste Teil seiner Arbeit. Die Fahrt mit dem Wind, die Ruhe, die weite Sicht über das Sauerland. Geschwind steigen die Gäste in den Korb. Dann steigt der Ballon. Die Metten-Dosen zeichnen sich noch lange vor dem Blau des Himmels ab.