Olpe. Die Olper Einzelhändlerin Tina Laarmann bangt in der Corona-Krise um ihre Geschäfte und startet einen Hilferuf. Es ist ihre „Letzte Hoffnung“.
Tina Laarmann möchte sich Gehör verschaffen. Denn die Lage ist ernst. So ernst, dass sie nun ein Paket namens „Letzte Hoffnung“ in ihrem Laden „Das Haus“ in Olpe verkauft. „Wir brauchen Unterstützung. Jetzt und nicht erst in zwei Monaten“, sagt sie. Der Einzelhandel im Kreis Olpe leidet unter dem verlängerten Lockdown und der Unsicherheit, wann es tatsächlich weitergeht. Tina Laarmann wird in der Not erfinderisch.
Olpe: Concept-Store „Das Haus“ startet Hilferuf
„Es musste etwas passieren“, sagt die 36-Jährige. Darum hat sie sich das Paket „Letzte Hoffnung“ einfallen lassen und einen Aufruf auf dem Instagramkanal ihres Ladens „Das Haus“ gestartet. „Wir brauchen eure Hilfe!“, heißt es dort. „Der Lockdown wurde verlängert und die Chancen, dass wir den Laden jemals wieder öffnen können, sinken mit jedem weiteren Tag der Schließung.“
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Das Paket „Letzte Hoffnung“ soll Tina Laarmann und ihrem Team helfen, die Corona-Krise zu überstehen. Es ist ein Schrei nach Unterstützung. „Das, was wir brauchen, ist Geld. Darüber redet niemand gerne, uns bleibt aber keine andere Wahl“, schreibt die Einzelhändlerin auf Instagram.
Olpe: „Letzte Hoffnung“ soll helfen, die Corona-Krise zu überstehen
100 Euro kostet das Paket „Letzte Hoffnung“, einen 30-Euro-Gutschein für „Das Haus“ bekommt man bei der Bestellung dazu. Es enthält unter anderem Öl, Essig, Nudeln und Pesto. Zwei Varianten sind verfügbar: einmal mit und einmal ohne Alkohol. „Wir wollten den Kunden etwas Schönes bieten. Außerdem kann jeder Feinkost gebrauchen“, sagt Tina Laarmann.
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Im Kreis Olpe und in Siegen-Wittgenstein liefert sie die Pakete selbst aus. „Es haben aber auch Menschen bestellt, die uns gar nicht kennen, zum Beispiel aus Berlin und Düsseldorf“, so die Olper Einzelhändlerin. Diese Bestellungen versendet sie per Post.
Olpe: Geschäft „Das Haus“ ist dankbar für Unterstützung
Insgesamt sind nach dem Aufruf rund 400 Pakete geordert worden. Am 11. Februar teilte Laarmann den Hilferuf auf Instagram. Die Resonanz war überwältigend. „Wir sind immer noch am packen“, erzählt sie.
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Viele ihrer Kunden haben ihr daraufhin auf Instagram aufmunternde Nachrichten geschrieben. „Als ich die Texte gelesen habe, habe ich manchmal geheult.“ Sie ist dankbar für die Unterstützung ihrer treuen Kunden und für die Hilfe von Fremden. „Der Instagram-Post hat weite Kreise gezogen“, so Tina Laarmann.
“Das Haus“ in Olpe: Corona-Krise nagt an Substanz
Der Zuspruch und das Paketepacken gibt ihr Kraft und neuen Mut, die Krise zu überstehen. Weiter durchzuhalten. Denn manchmal kommen auch ihr Zweifel: „Möchte ich wirklich mein Leben lang für Schulden arbeiten gehen? Soll ich mir den ganzen Haufen aufladen nur wegen Corona?“, fragt sie sich dann. Die Corona-Krise nagt an der Substanz der Olper Einzelhändlerin. „Man kann oft kaum noch klar denken.“
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Zwei Läden betreibet sie mit ihrem Mann Mark in Olpe: Seit sieben Jahren „Der Laden“ und seit zwei Jahren „Das Haus“. Allein „Das Haus“ ist 300 Quadratmeter groß. Trotz Lockdown fallen die Miete und die Kosten für die insgesamt zehn Mitarbeiter ihrer zwei Läden weiter an. Wenn einmal Hilfe kommt, ist sie mit langen Wartezeiten verbunden: „Das Kurzarbeitergeld habe ich 18 Tage nach dem Antrag bekommen“, sagt Tina Laarmann. Und auch bei den Corona-Hilfen würde vieles oft nicht realistisch betrachtet, zu viel am Umsatz ausgerichtet. „Es kommt zu wenig Unterstützung“, so Tina Laarmann.
Olpe: Hilfe für den Einzelhandel kommt nur schleppend
Sie und ihr Mann haben die Krise genutzt, um einen Onlineshop für „Das Haus“ auf die Beine zu stellen und ihre Waren über Instagram zu verkaufen. Natürlich können Bestellungen aber auch im Geschäft abgeholt werden. Doch die Existenzsorgen bleiben: Lieferanten können nicht bezahlt werden, Angestellte sind weiter in Kurzarbeit und die Winterware aus dem vergangenen Jahr möchte im Frühling niemand mehr haben. „Bisher hat uns vor allem die Feinkost den Arsch gerettet“, so Tina Laarmann. Vielen Menschen sei der ernste Lage nicht bewusst. „Wir Einzelhändler wissen nicht, was mit uns passiert.“
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Sie beklagt, dass die Einzelhändler in Olpe, aber auch bundesweit, nicht laut würden. Hilfe und Unterstützung müsste von allen gefordert werden. „Es geht nicht nur uns schlecht“, so Tina Laarmann. Auch wenn sie sich über die positive Resonanz ihres Instagram-Beitrags freut, würde man damit die Probleme nur weiter nach hinten verschieben. „Die Paket-Aktion hilft uns nur kurzfristig“, so die Einzelhändlerin. Es muss nachhaltige, langfristige Hilfe her.
Corona-Krise: Zukunft für den Einzelhandel weiter ungewiss
Doch die Ungewissheit bleibt. Tina Laarmann geht davon aus, dass der Lockdown nach dem 7. März verlängert wird, auch wenn sie es nicht hofft. „Einen Inzidenzwert von 35 erreichen wir niemals“, sagt sie. Man müsse stattdessen lernen, mit dem Virus zu leben.
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„Wir haben in unserem Laden ein gutes Hygienekonzept erarbeitet. Für mich spricht nichts gegen eine Wiedereröffnung.“ Doch wie und wann es tatsächlich weitergeht, steht in den Sternen. „Der stationäre Einzelhandel muss am Leben bleiben“, fordert Tina Laarmann. „Wir haben noch so viel vor.“
Info: „Letzte Hoffnung“ bis zum Ende des Lockdowns bestellbar
>> Mehr Infos gibt es im Internet unter www.dashaus.shop. Dort sind auch weitere Produkte aus dem Feinkost-, Fashion- und Einrichtungsbereich sowie andere Paketvarianten zu erwerben.
>> Das Paket „Letzte Hoffnung“ ist bis zum Ende des Lockdowns weiter bestellbar.
>> Über aktuelle Entwicklungen informiert Tina Laarmann auf dem Instagramkanal„dashaus_olpe“.