Attendorn. Seit dem 1. Februar läuft der städtische Corona-Fonds für Dienstleiter, Einzelhändler und Gastronomen. Der Bedarf ist offensichtlich groß:

Die Stadt Attendorn hat mit ihrem eigenen Corona-Fonds, den Gastronomen, Dienstleister und Einzelhändler aus der Hansestadt zum Beispiel für kleinere Werbemaßnahmen oder für die Verbesserung von Dienstleistungen abrufen können (wir haben berichtet), den Nagel auf den Kopf getroffen. „Wir werden mit Anträgen, zum Teil schon mit vollständigen Unterlagen, regelrecht überflutet“, erklärte Kristin Meyer, die im Rathaus die Koordination übernimmt, im Stadtrat am Mittwochabend.

In den ersten zehn Tagen – der Fonds läuft seit dem 1. Februar – seien von 46 Antragsstellern Unterlagen mit einem Gesamtvolumen von knapp 70.000 Euro (Stand Mittwochabend) eingegangen, erklärte sie. Dabei stehen im städtischen Haushalt für den Fonds „nur“ 50.000 Euro bereit. Eine Summe, mit der die Stadt vorne und hinten nicht auskommen wird.

Infos im Internet

Informationen zum Corona-Fonds der Stadt Attendorn samt der Richtlinie und dem Antragsformular finden Interessierte auf der Homepage der Stadt: www.attendorn.de

Der Fonds ist eine freiwillige Leistung der Stadt und läuft bis Ende dieses Jahres. Gestartet ist er am 1. Februar.

„Zumal schon jetzt zahlreiche weitere Anträge angekündigt sind“, ergänzt Meyer. Ein Indiz dafür, dass bei vielen Betroffenen die von Bund und Länder versprochenen Hilfsgelder gar nicht oder nur spärlich fließen und sie daher die finanzielle Spritze der Stadt dankend annehmen. Die Stadt bezahlt pro Antrag, der förderfähig ist und gewährt wird, maximal 2000 Euro. Die Antragssteller müssen zudem bei Kosten von über 1000 Euro Vergleichsangebote einholen und nach Abschluss des Projektes einen kurzen Bericht samt Originalrechnungen und Zahlungsbelege als Kostennachweis vorlegen.

Welcher Antrag hat Priorität?

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Die zentrale Frage sei laut Bürgermeister Christian Pospischil nun: Wie geht’s weiter? Sein Vorschlag: Stadt und Politik sollten im nächsten Sitzungsblock im März „die Steuerung konkretisieren“. Soll heißen: Die Richtlinien des Fonds müssten überarbeitet werden, um eine bessere Auswahl, wem welcher Antrag gewährt wird, treffen zu können. Schon jetzt ist beschlossen: Diejenigen, die förderlinienkonform zwei Anträge eingereicht haben, müssen sich entscheiden, welcher Antrag Priorität hat – der andere wird zurückgestellt. „Wir wollen, dass möglichst viele Menschen partizipieren“, erklärt Meyer. Weil ein Großteil der Anträge dahin geht, Gelder für Werbemaßnahmen (in Printmedien) zu beantragen, soll genau dieser Punkt laut Pospischil nicht mehr förderfähig sein.

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Zudem sollten nur noch Betroffene, die im Haupterwerb in der Gastronomie oder im Einzelhandel tätig sind, den Fonds bedienen dürfen. „Wir wollen helfen, durch diesen Fonds Existenzen zu sichern. Da muss sich derjenige, der nebenbei Deko verkauft, leider hinten anstellen“, betonte Pospischil im Stadtrat und warnte im selben Atemzug davor, dass der Corona-Fonds zu einem Fass ohne Boden wird, wenn man nicht eingreifen würde.

CDU-Fraktionschefin hat Bauchschmerzen

Mit den vorgeschlagenen Änderungen der Richtlinie nach so kurzer Zeit, die der Stadtrat zunächst absegnen müsste, konnten sich Wendelin Heinemann (Grünen) und Birgit Haberhauer-Kuschel (CDU) nicht anfreunden. „Ist es wirklich klug, dass nur noch Menschen im Vollerwerb den Fonds abrufen können. Der Weltladen würde dann zum Beispiel herausfallen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Verein noch einen Antrag stellen wird“, sagte Grünen-Fraktionschef Wendelin Heinemann. Und sein Pendant bei der CDU, Birgit Haberhauer-Kuschel, betonte: „Ich habe Bauschmerzen, wenn wir im Nachhinein anfangen, bestimmte Kriterien wieder auszuschließen. Es sind noch viele Fragen offen.“

Auf Antrag der SPD-Fraktion wird die Politik im März über eine Aufstockung des Corona-Fonds beraten. Klar ist aber: Sollte der Fonds aufgestockt werden, müsste an andere Stelle im städtischen Haushalt gespart werden.