Gerlingen. Interessengemeinschaft „Besser leben in Gerlingen“ hat zwei konkrete Routen erarbeitet. Sie sollen in einer Machbarkeitsstudie geprüft werden.
Eine Ortsumgehung für das vom Verkehr so arg gebeutelte Gerlingen ist ein Dauerbrenner. Schon seit ewiger Zeit ist sie im Gespräch. Doch den Worten sind noch nie Taten gefolgt. Das soll sich jetzt ändern. Aufgeschreckt durch die Ansiedlung des Amazon-Verteilzentrums im Gewerbegebiet „Auf der Mark“, die täglich bis zu 4200 weitere Fahrzeuge bedeuten wird, hat sich die Interessengemeinschaft „Besser leben in Gerlingen“ (BliG) gebildet. „Wir haben konkrete Alternativen zur Verkehrsentlastung in Gerlingen erarbeitet und ergänzende Kriterien für die Verkehrsflussanalyse definiert“, so Ortsvorsteher Benjamin Hacke, der Sprecher der Interessengemeinschaft ist.
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„Es soll eine Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität erreicht und Gerlingen wieder lebenswerter werden, so Hacke: „Dabei schauen wir nicht zurück, sondern richten unseren Blick nach vorne und konzentrieren unsere Aktivitäten darauf, umsetzbare Alternativen zu erarbeiten. Wir sind überparteilich und offen für die Zusammenarbeit mit allen Personen und Institutionen, die uns dabei unterstützen. Unser Ziel: Die Verkehrssituation in Gerlingen ist zeitnah und nachhaltig verbessert.“
Mehr Wohn- und Lebensqualität
Wohn- und Lebensqualität in Gerlingen, Transportwege für Gewerbetreibende und der Verkehrsfluss für Transitautofahrer sollen deutlich optimiert werden. Laut Hacke liegen der Interessengemeinschaft inzwischen zwei konkrete Routen vor: eine zum Anschluss des Gewerbegebietes an die Autobahn A 4 und eine Ortsumgehung: „Wir beantragen, dass diese Varianten und gegebenenfalls weitere in einer Machbarkeitsstudie geprüft und bewertet werden.“
Der Autobahn-Anschluss des Gewerbegebietes an die A 4, der von Jürgen Simon skizziert wurde, würde an Amazon vorbei nach oben direkt zur Autobahn führen, wo derzeit noch ein geteerter Waldweg ist. „Die Brücke müsste eventuell erneuert werden, über eine andere Brücke könnte auch das neue Industriegebiet angeschlossen werden“, so Hacke. Dies sei von der Topografie her die einfachste und günstigste Lösung.
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Die mögliche Ortsumgehung für Gerlingen habe Jonas Heymann eingezeichnet. Diese würde so aussehen: Der Verkehr der L 512 wird jeweils an der Straße Auf dem Ohl und an der Ludwig-Erhard-Straße mithilfe eines Kreisverkehrs auf die neue Trasse umgeleitet. Die Fahrbahn der A 45 wird durch einen Tunnel unterquert. Nördlich des Tunnels schützen eine Eingrabung der Trasse und weitere Lärmschutzmaßnahmen entfernt liegende Anwohner vor möglichen Belastungen. Südlich des Tunnels wird bereits vorhandene Straßeninfrastruktur genutzt, die lediglich ausgebaut werden muss. Der Verkehr der L 714, aus bzw. nach Wenden, verbleibt auf seiner jetzigen Trasse, der Koblenzer Straße. Durch diesen stark verminderten Durchgangsverkehr werde die Existenz des Gerlinger Einzelhandels gesichert, so die Interessengemeinschaft.
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„Wir hätten die große Chance, dass wir nicht auf Ruttenberg warten müssen“, betont Benjamin Hacke. In der Tat steht derzeit noch in den Sternen, wann das geplante interkommunale Gewerbegebiet von Wenden, Olpe und Kreuztal umgesetzt wird. Der mögliche Verkehr durch das Gebiet Ruttenberg soll bereits jetzt hinein projeziert werden, weil man über diese Umgehungsstraße auch in das neue Industriegebiet kommen könnte. „Wir sind dann nicht auf Olpe oder Kreuztal angewiesen. Wir könnten für uns frei und alleine bauen“, so Hacke. Die Brücke Im Ohl sei da, die Straße durch die Wiesen müsste noch gebaut werden: „Auch ein Sicht- und Lärmschutz müsste dahin.“
Die Interessengemeinschaft drückt kräftig aufs Gaspedal. Seit einer Woche gibt es auch eine Petition, die an die Verkehrskommission NRW und die Autobahn GmbH des Bundes gerichtet ist. Man hofft auf viele Unterstützer.
Seriöse und glaubhafte Zahlen
Im Gespräch mit unserer Redaktion betont Benjamin Hacke zudem, dass die von der Gemeinde in Auftrag gegebene Verkehrsflussanalyse nur Sinne mache „mit seriösen und glaubhaften Zahlen.“ Die Amazon-Zahlen, die den Verkehrsfluss vom Industriegebiet auf die L 512 zu jeweils 50 Prozent Richtung Rothemühle und Gerlingen sehen, seien kaum nachvollziehbar. Hacke vermutet vielmehr, dass jeweils zehn Prozent in Richtung Rothemühle und Wenden, aber etwa 80 Prozent durch Gerlingen fahren.
„Wir bitten, das für uns Gerlinger so wichtige Thema nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen zu nutzen. Nach den bisherigen Rückmeldungen besteht offensichtlich ein parteiübergreifender Konsens. Eine einvernehmliche Entscheidung würde ein starkes Votum für die Gespräche auf Landes- oder Bundesebene darstellen“, betont Hacke. Und: „Alle Fraktionen blasen ins gleiche Horn, dass sich endlich etwas bewegt. Hauptsache uns wird geholfen, egal von welcher Partei.“
Petition unterstützen
Wer sich über die Aktivitäten der Interessengemeinschaft „Besser leben in Gerlingen“ informieren möchte, kann das auf der Internetseite des Vereins für Dorfgemeinschaftsaufgaben Gerlingen e.V. unter dem Reiter BliG tun.
Unterstützer können ihr Votum für die Petition abgeben unter: https://www.openpetition.de/petition/online/verkehrsentlastung-fuer-gerlingen