Kreis Olpe/Siegen. Die IHK Siegen-Olpe stellte ihre aktuelle Konjunktur-Umfrage vor: Noch nie hat es so unterschiedliche Ergebnisse aus den Branchen gegeben.

Während sich die Industrie in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein langsam, aber stetig aus der Corona-Krise heraus kämpft, sieht die Situation insbesondere für den stationären Einzelhandel und die Gastronomie weiterhin zappenduster aus: „Es gab bei unseren Umfragen noch nie ein so unterschiedliches Bild zwischen den Branchen“, brachte es IHK-Präsident Felix G. Hensel (Lennestadt) bei der Vorstellung der Januar-Konjunkturumfrage für den IHK-Bezirk Siegen/Olpe auf den Punkt. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener fürchtet, dass vor allem die heimischen Innenstädte die Verlierer sein könnten: „Viele vor allem kleine und kleinste Betriebe werden ohne großen Aufschrei einfach verschwinden.“

Starke Beteiligung der Unternehmen

Positiv habe die IHK Siegen-Olpe zur Kenntnis genommen, so Hensel, dass es einen starken Rücklauf für die Konjunkturumfrage gegeben habe: „572 Unternehmen haben sich beteiligt, das repräsentiert rund 40.000 Beschäftigte.“ Allein aus der Industrie, fügte Klaus Gräbener hinzu, hätten rund 240 Unternehmen geantwortet, was einer für Umfragen sehr hohen Rücklaufquote von etwa 30 Prozent entspreche. Im Klartext: Die Ergebnisse der Umfrage seien durchaus repräsentativ und belastbar.

Ein Fazit stellten die IHK-Spitzenvertreter trotz einiger Lichtblicke vorne an: „Der konjunkturelle Aufholprozess der letzten Monate ist nahezu zum Erliegen gekommen. Die zweite Infektionswelle und der harte Lockdown sind für viele Unternehmen ein schwerer Rückschlag. Die Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung ist zunächst verflogen“, sagte Hensel. Bei einigen Unternehmen sei ein Sterben auf Raten zu befürchten.

Konjunkturklima-Index steigt leicht

Auch, wenn der Konjunkturklimaindex wieder leicht nach oben zeige, bleibe er deutlich unter dem Mittelwert der letzten 20 Jahre. Nur etwa 14 Prozent der Unternehmen wollten ihr Personal aufstocken, 25 Prozent planten den Personalabbau. Gräbener: „Das ist zwar besser als im Herbst, aber alles andere als gut. Auch die Investitionsneigung sei überschaubar: 28 Prozent gehen von weniger Investitionen aus, 20 Prozent wollen mehr investieren. Im Vergleich zur IHK-Herbstumfrage habe sichdie Beurteilung der eigenen Lage aber verbessert. In Zahlen: Rund 30 Prozent der Firmen bezeichnen ihre Lage momentan als gut, 24 Prozent als schlecht. Im Herbst bezeichneten noch über 40 Prozent ihre Situation als schlecht.

Bausektor ungeschoren, Gastronomie resigniert

Während der Bausektor ungeschoren aus der Corona-Krise komme, habe vor allem der seit Anfang November geltende Lockdown Einzelhandel und Gastgewerbe ins Mark getroffen. Stephan Häger, IHK-Experte u. a. für Konjunktur und Statistik: „Das hat die Branchen in der für sie umsatzstärksten Phase des Jahres massiv getroffen.“ Zwei Drittel der Einzelhändler bewerteten ihre Lage als schlecht, sogar 90 Prozent der Gastronomen. Häger: „Die Stimmung ist in weiten Teilen perspektivlos und resignativ.“

Gräbener: „Hilfen, die nicht ankommen, helfen nicht“

Klaus Gräbener macht die Unterstützungspolitik von Bund und Land dafür mitverantwortlich: „Staatliche Hilfen, die nicht ankommen, verdienen den Namen nicht. Sie helfen nicht.“ Die Politik habe zu viele, wechselnde und bürokratiebeschwerte Programme aufgelegt und dafür keine schlagkräftige Verwaltung, die Anfragen zeitnah abarbeiten könne. Was beim Kurzarbeitergeld von der Agentur für Arbeit gut bewältigt worden sei, sei hier häufig fehlgeschlagen.

Thematisiert wurde während der Pressekonferenz zur Umfrage auch der spürbare Rückgang der Ausbildungsverträge. Gräbener: „Wir sehen im zweiten Jahr nacheinander ein sehr niedriges Niveau, das könnte sich zu einem handfesten Problem auswachsen. Felix G. Hensel, selbst Unternehmer, deutete an, der Verzicht auf die Sozialbeiträge für Ausbildungen könne ein Rezept sein, das Unternehmen wie Azubis entlaste und dem Abwärtstrend entgegen wirke.