Finnentrop. Jahresrückblick in Finnentrop: das politische Geschehen war geprägt vom Zerwürfnis zwischen der CDU und Ex-Bürgermeister Dietmar Heß.
Die Finnentroper Christdemokraten blicken zweifelsfrei auf ein nervenaufreibendes Jahr 2020 zurück. Ungewollt standen weniger die Themen als viel mehr die Personalien im Mittelpunkt. Auf der einen Seite die CDU-Mannschaft um den Gemeindeverbandsvorsitzenden Dirk Leibe, um Fraktionschef Ralf Helmig und um Bürgermeister Achim Henkel, auf der anderen Seite dessen Vorgänger Dietmar Heß, den die CDU im Wahljahr nicht mehr als ihren Kandidaten unterstützte.
Der Langzeit-Bürgermeister aus Heggen, der die Geschicke der Gemeinde (nimmt man seine Zeit als Gemeindedirektor hinzu) über 30 Jahre leitete, trat schließlich als Einzelkämpfer aus dem Amt heraus an. Den Zweikampf gegen Achim Henkel (eigentlich war es ein Dreikampf, denn auch Christian Vollmert von den Freien Wählern kandidierte) unterlag Heß bei der Kommunalwahl am 13. September allerdings deutlich. Seit wenigen Wochen steht daher der ehemalige Polizeichef der Wache Attendorn/Finnentrop, Achim Henkel, an der Spitze der Verwaltung.
Rücktritt vom Rücktritt
Zum Bruch zwischen der CDU und dem Bürgermeister kam es bereits im Dezember 2019. In einer denkwürdigen Sitzung im Gasthof Steinhoff in Schönholthausen entzog die CDU Amtsinhaber Dietmar Heß die Gefolgschaft und setzte stattdessen geschlossen auf Achim Henkel. Wutentbrannt, so berichten Teilnehmer dieser Veranstaltung später, soll Heß die Gaststätte verlassen haben. Dieser kündigte nur wenige Tage später an, nicht mehr für eine Kandidatur bereit zu stehen. Allerdings folgte wenig später der Rücktritt vom Rücktritt.
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Und dann? Dietmar Heß ließ keine Gelegenheit aus, um auf seiner eigenen Internetseite die verbale Breitseite gegen das CDU-Führungstrio auszupacken – ohne dabei Namen zu nennen. Tenor dieser viel beschriebenen Blog-Einträge: Die Führungsspitze habe ihn, Heß, unfair abgesägt. Zudem bemängelte Heß vielfach die fehlenden Kompetenz bei den eigenen Lokalpolitikern und unterstellte immer wieder eine Politikverdrossenheit.
Leibe: In der Sache weiter streiten
„Das Jahr 2020 war geprägt vom Wahlkampf und von dem Wechsel, den wir unbedingt wollten. Wir haben mit Achim Henkel den richtigen Mann etabliert und wollen jetzt weg von den Grabenkämpfen und dem Gezicke hin zu einer Sachpolitik. Ich glaube, genau das ist uns in den letzten Ratssitzungen schon gut gelungen“, blickt Dirk Leibe zurück. Man wolle in der Sache weiter streiten, dabei aber fair miteinander umgehen, so Leibe. „Der Wahlkampf hat viel Kraft gekostet, aber eben auch unsere Reihen gestärkt und geschlossen.“
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Schaden haben die offensichtlichen Differenzen und die vergiftete Atmosphäre, die im Prinzip jede Ratssitzung dominierte, in der jetzigen CDU aber nicht angerichtet. Die Christdemokraten bilden – natürlich – wieder die Mehrheitsfraktion, haben sogar einen Sitz im Rat dazugewonnen und sich verjüngt. Für Dirk Leibe ist dies ein klarer Auftrag: „Wir haben die Verpflichtung, weiter eine Politik der Mitte zu betreiben und die Gemeinde als modern und Bürger-offen zu etablieren.“ Dazu gehörten unter anderem Themen wie die Windkraft, Gewerbeflächen oder neue Wohngebiete. Klar ist aber auch: auf ein nervenaufreibendes Jahr wie 2020 kann die CDU getrost verzichten.