Elspe/Sondern. Tausende Zuschauere sollen im Sommer wieder zum Elspe Festival und zum Biggesee Open-Air strömen. Kann das angesichts der Coronalage klappen?
Als im vergangenen Jahr die großen Kulturveranstaltungen Biggesee Open-Air und Elspe Festival von der Corona-Pandemie vollständig oder teilweise ausgebremst wurden, dachte wohl kaum jemand, dass sich das Krisen-Szenario bis mitten ins Jahr 2021 ziehen würde.
Doch die „zweite Welle“ stellt nicht nur die großen Schützenfeste in Frage, auch in Elspe und Sondern muss man sich Gedanken machen.
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Im Wilden Westen des Sauerlands herrscht momentan aber Optimismus. Philipp Aßhoff, Geschäftsführer des Elspe Festivals, ist überzeugt: „Wir werden eine schöne Saison haben, da bin ich guter Hoffnung, irgendwas werden wir sicher veranstalten dürfen.“
Dahinter steht nicht nur das Prinzip Hoffnung, sondern auch die Erfahrungen aus dem letzten Jahr, als die Pandemie auch die Cowboys und Indianer am Elsper Rübenkamp aus dem Sattel holte. Die Karl-May-Saison musste ausfallen, aber zur Veranstaltungsreihe „Indian Summer“ durften zumindest bis zu 1000 Gäste pro Abend Helge Schneider und Co. live erleben. Aßhoff: „Deshalb glaube ich, dass es in diesem Jahr nicht weniger sein werden, nachdem ja nun immer mehr Leute geimpft werden. Eigentlich müssten mehr Leute rein dürfen.“
Einige Termine schon gut gebucht
Die Veranstaltungsprofis hoffen, dass die Impfkampagne nach dem holprigen Start schnell Fahrt aufnimmt. „Bei der Vergabe der Impftermine hätten die Verantwortlichen besser einen Profi aus der Eventbranche beauftragt, der dieses Geschäft täglich macht. Die hätten auch ausreichend Serverkapazitäten gehabt und es würden Leute beschäftigt, die zurzeit keine Arbeit haben“, so Aßhoff.
Unabhängig davon laufen die Vorbereitungen für die neue Spielzeit. „Wir planen die Saison ganz normal, unsere Fans können jetzt schon Karten kaufen.“ Einige Vorführungen seien schon sehr gut gebucht. „Viele Gäste haben letztes Jahr schon auf dieses Jahr umgebucht“, so Ingrid Mause, Mitglied der Geschäftsleitung. Weil niemand derzeit weiß, wie viele Gäste im Sommer in den Zuschauerraum dürfen, wird die gesamte Kapazität von 4000 Zuschauern nicht ausgenutzt, bei 1500 ist derzeit Schluss. „Damit wir später noch freie Kapazitäten haben und wir niemanden nach Hause schicken müssen“, so Geschäftsführer Aßhoff.
Im Juni soll es eigentlich losgehen
Das Biggesee Open-Air am Sonderner Kopf ist vom 18. bis 27. Juni geplant.
Unter anderem mit hochkarätigen Stars wie James Blunt, Nena und Joris, Marc Forster, Wincent Weiss, Lea und Joel Brandenstein, Cro und Motrip.
Die neue Saison beim Elspe Festival – gespielt wird „Der Ölprinz“ – soll am 26. Juni beginnen.
Das Buchungsverhalten der Karl-May-Fans hat sich zwangsläufig geändert. Mause: „Normalerweise wollen viele zu Beginn der Saison zu uns kommen, jetzt buchen sie lieber für die zweite Hälfte.“ In der Hoffnung, dass sich die Pandemielage bis dahin weiter entspannt. Viel Zeit für die organisatorische und personelle Planung muss das Elspe-Festival-Team nicht mehr aufbringen. Denn die Inszenierung „Der Ölprinz“ steht, die Kulisse ist fertig. Die bestehenden Verträge mit Schauspielern und Künstlern aus 2020 gelten auch für dieses Jahr. „Im Prinzip ist organisatorisch alles fertig und bis auf ein paar Kleinigkeiten startklar, so dass die Gäste kommen könnten“, sagt Philipp Aßhoff. Bleibt die Frage nach dem Worst-Case-Szenario, dass die Tore im Sommer komplett geschlossen bleiben müssen. Philipp Aßhoff: „Wenn wir gar nichts machen dürfen, das wäre schon schlimm.“
Von Unterstützung bleibt kaum etwas übrig
Die von der Politik gepriesenen November- und Dezemberhilfen mit der 75-Prozent-Regelung hörten sich super an, aber nach Abzug von Überbrückungshilfe, Kurzarbeit in voller Höhe und den Kosten für den Steuerberater bleibe kaum etwas übrig. Aßhoff: „Die Unterstützung hilft vielleicht dem kleinen Gastronomen, aber den Theatern überhaupt nicht.“
Auch ein öffentliches Hilfsprogramm für private Theater erwies sich als Nullnummer. „Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass wir zu groß für die Förderung sind.“
Dietmar Harsveldt, der bekanntlich an seinem Strandbad in Sondern den zweiten Anlauf nehmen will, das Biggesee Open-Air (BOA) realisieren zu können, redet Klartext: „Meine Deadline verläuft zwischen dem 15. und 30. März.“ Ende März müsse er spätestens wissen, wie die politischen Beschlüsse lauteten, „ansonsten erfolgt die Absage.“ Bei einem Festival dieser Größenordnung mit internationalen Stars wie James Blunt und Nena und eingeplanten 10.000 Besuchern pro Veranstaltungstag „brauche ich zwei- bis zweieinhalb Monate Vorlaufzeit, um die Planung auf die Reihe zu kriegen.“
Sollte die Pandemie das Festival unmöglich machen, will der 61-jährige Campingplatzbesitzer aber nicht aufgeben: „Dann versuchen wir es eben 2022 noch einmal.“
Verschiebung nicht realistisch
Abschreiben will Harsveldt das BOA 2021 aber noch nicht. Es bleibe abzuwarten, welche Möglichkeiten die Bundes- und Landespolitik Konzertveranstaltern aufzeige, mit welchen Unterstützungsmaßnahmen auch immer. Er könne jedenfalls nicht das unternehmerische Risiko tragen, im März Aufträge zu vergeben – beispielsweise für Bühnenbau, Security, Sanitäranlagen und so weiter, und Anfang Juni komme die generelle Absage durch die Politik. Es gehe um ein Auftragsvolumen von rund 1,5 Millionen Euro.
Eine Verschiebung des Festivaltermins in die zweite Hälfte des Jahres hält Harsveldt auch nicht für realistisch: „Die Künstler haben ihre Termine bereits fest.“ Auch eine Reduzierung der anvisierten Zuschauermenge, um den Abstand zwischen ihnen ermöglichen zu können, komme nicht in Frage: „Mit 3000 oder 5000 Zuschauern pro Tag rechnet sich das nicht.“