Kreis Olpe. An ein weiteres Jahr ganz ohne Schützenfeste will Kreis-Oberst Markus Bröcher nicht denken. Aber: Die Zeiten bleiben schwierig.
Besonders nach dem Jahr des größten Desasters fürs heimische Schützenwesen scharren die Schützen hierzulande mit den Füßen. Doch über allem schwebt das Damoklesschwert namens Corona, das 2020 kein einziges Schützenfest zuließ: „Natürlich ist die Stimmungslage quer durch alle Vereine geteilt. Manch einer ist optimistischer, andere weniger. Ich persönlich glaube nicht, dass wir noch einmal ein ganzes Jahr ohne Schützenfeste erleben werden“, sagt der Erste Schütze im Kreis Olpe, Kreis-Schützenoberst Markus Bröcher, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Kleine Vereine im Vorteil
Ob auch Vereine wie in Elben oder Neger feiern könnten, deren Festtermine vorne in der Saison liegen würden, sei sicherlich fraglich: „Für den Mai wird es eng“, macht sich Bröcher nichts vor. Aber zumindest auf den Dörfern könne kurzfristig reagiert werden: „Es müsste möglich sein, über so etwas drei oder vier Wochen vor Festbeginn, also spontan zu entscheiden.“ Bei populären Großveranstaltungen mit vielen tausend Besuchern und umfangreicher Logistik sei das natürlich deutlich schwieriger.
Vor einer schwierigen Entscheidung stehe allerdings auch der Kreisschützenbund: „Noch im März müssen wir als Kreisvorstand entscheiden, ob das Kreisschützenfest in Lenhausen, das für Ende September terminiert ist, stattfinden kann.“ Da niemand voraussagen könne, wie es mit der Corona-Pandemie weitergehe, könne man mit einer solchen Entscheidung gravierend daneben greifen. Bröcher: „Gut möglich, dass wir unser Votum, egal, wie es ausfällt, in drei Monaten schon wieder bedauern.“
Hoffen auf die Impfung
Hoffnungen setzt der Kreisoberst auf den durchschlagenden Erfolg der Impfungen: „Ich bin überzeugt, dass das im Februar und März eine sehr dynamische Entwicklung nehmen wird.“ Dass es vor den Eingangstoren der Schützenfeste allerdings Impfkontrollen geben werde, glaubt Bröcher allerdings nicht: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
Schützenmajor Peter Liese, Chef des Olper Sebastianus-Schützenvereins, dem mitgliederstärksten Verein im Kreis Olpe, will momentan noch nicht an einen erneuten Ausfall der Großveranstaltung auf dem Ümmerich denken: „Ich versuche, positiv zu denken, dann geht es mir besser.“ Die Hoffnungen des Olper Schützenchefs ruhen verständlicherweise auch auf einer schnellen Impfung weiter Bevölkerungsteile. Nach der Zeitschiene befragt, sagt Liese: „Wir haben uns mit einigen Themen wie einem Hygienekonzept schon im vergangenen Jahr beschäftigt, worauf wir zurückgreifen können.“ Rund zehn bis 12 Wochen Vorlauf brauche der Vorstand aber, um ein Fest dieser Größenordnung stemmen zu können. Heißt im Klartext: Bei einem Schützenfest rund um den 3. Sonntag im Juli (17./18./19. Juli) müsse der Verein Mitte Mai Klarheit haben. Da gehe es auch um mehrere Vertragspartner, beispielsweise mit dem Festwirt, der Brauerei, dem Speisewirt, dem Toilettendienst, der Sicherheitsfirma oder dem Bundeswehr-Musikkorps.
Verschieben unrealistisch
Dass es Feste in der Größenordnung des Olper Schützenfestes mit zwischen 5.000 und 7.000 Besucher an jedem Festtag schwer haben könnten, Grünes Licht der Politik zu bekommen, weiß Liese aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres nur zu gut. Und ein abgespecktes Fest mit einer begrenzten Besucherzahl sei angesichts von rund 5.600 Mitgliedern ebenso wenig denkbar wie eine zeitliche Verschiebung: „Da kommen wir anderen Vereinen in die Quere.“ Und Verlegung ans Ende der Saison im September sei allein wegen der Witterung unrealistisch. Lieses Fazit: „Mit der Brechstange ein Fest organisieren zu wollen, was nicht schön wird, da hat niemand etwas von. Wenn es ein Schützenfest gibt, muss es schon ein Fest sein, das annähernd so stattfindet, wir wir das gewohnt sind.“
100 Jährige: Vier Jubiläumsfeste gefährdet
Besonders hart könnte ein durchgreifendes Festverbot in diesem Jahr die Schützenvereine treffen, die ihr 100-Jähriges feiern möchten: Das sind die Vereine in Römershagen, Finnentrop, Heid und in Halberbracht. Wir sprachen mit Kai Schröder, Mitglied der dreiköpfigen Vorstandsspitze des St. Hubertus-Schützenvereins Halberbracht, dessen Hochfest am 2. Wochenende im Juni auf dem Terminkalender steht: „Wir verhalten uns momentan so, als ob unser Fest stattfindet.“ Soll heißen: Die organisatorischen Dinge werden angepackt, Nachbarvereine angeschrieben, Musikvereine eingeladen und so weiter. Schröder macht aber auch kein Geheimnis aus der Stimmungslage im Vorstand: „Wir müssen uns realistisch darauf einstellen, dass es nicht mehr klappt.“