Kreis Olpe. Die Wochenmärkte in Olpe, Attendorn und Lennestadt sind vor allem wegen ihrer regionalen Produkte gefragt. Es gibt aber auch Kritik.

Der Einzelhandel im Kreis Olpe hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt, bescheinigt die Industrie- und Handelskammer (IHK) den Städten und Gemeinden in einer Studie. Trotzdem fließt noch immer viel Kaufkraft ab, etwa in die Großstädte wie Siegen und Köln oder auch über das Internet in den Online-Handel.

Auf den drei Wochenmärkten in Olpe, Attendorn und Altenhundem hingegen spielt diese Konkurrenz keine Rolle.

Der Wochenmarkt in Olpe

Samstagmorgen, 11 Uhr, auf dem Olper Marktplatz: In der Luft liegt der Duft von Blumen und Kräutern, gemischt mit dem süßen Aroma von pflückfrischen Erdbeeren. Der Fischhändler verpackt gerade eine Portion Matjeshering. Ein paar Meter weiter bietet der Landbäcker knusprige Brotlaibe feil. Und der Imker verteilt Bonbons an die Kinder.

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Am Obst- und Gemüsestand hat sich eine lange Schlange gebildet. Denn in Corona-Zeiten drängelt sich keine Menschentraube vor den Auslagen. Man wartet mit Abstand, bis man an der Reihe ist. Die Verkäufer haben alle Hände voll zu tun, um dem Andrang am Samstag Herr zu werden. Denn der Wochenmarkt ist beliebt. Von 8 bis 13 Uhr gibt es ein breites und buntes Angebot an frischen Waren, gerne saisonal und so weit wie möglich regional. Aber auch exotische Köstlichkeiten und beliebte Spezialitäten werden hier verkauft.

„Der Wochenmarkt bedeutet so etwas wie Heimat“, sagt Carola Berg, die mit ihrer Familie, ihrem Sohn Louis und Ehemann Christian jeden Samstag den Markt besucht. „Hier einzukaufen macht einfach Spaß.“ Nachdem alles besorgt ist, gibt’s noch einen leckeren Café Latte, ein Eis oder ein frisch Gezapftes in einer der umliegenden Gastronomien.

Kein Zweifel, der Wochenmarkt in der Kreisstadt – es gibt ihn übrigens seit dem Mittelalter – ist ein wichtiges und geschätztes Element im sozialen Leben. Hier, im Schatten von St. Martinus, trifft man sich, tauscht sich aus, bummelt, kauft ein, genießt das bunte Treiben und die schöne Marktatmosphäre.

Die hohe Aufenthaltsqualität lockt nicht nur die Olper Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Besucher aus der gesamten Region, aus dem Hochsauerland, dem Märkischen, aus dem Oberbergischen und dem Siegener Raum. Und zwar das ganze Jahr, denn der Markt findet ebenso im Herbst und Winter statt. Auch während des totalen Lockdowns waren die Händler vor Ort. Mit Ausnahmen von Blumen und Textilien. Deren Handel war nach der Corona-Schutzverordnung zeitweise verboten. „Der Zuspruch während dieser Zeit war dennoch stärker als gedacht. Und jetzt ist wieder gewohnt viel los, besonders bei den Pflanzen. Ich glaube, danach haben sich die Leute besonders gesehnt“, sagt Michael Hütte vom Ordnungsamt.

Der Wochenmarkt in Attendorn

Die Einkaufsstadt Attendorn sorgte zuletzt für viel Gesprächsstoff und oft für negative Schlagzeilen. Massive Umsatzeinbrüche vieler Einzelhändler durch den Innenstadtumbau, ein überdurchschnittlicher Abfluss von Kaufkraft in andere Städte, die kontroverse Diskussion um die Ansiedlung des Wall-Centers am Bahnhof und zu allem Überfluss auch noch die Corona-Einschränkungen. An diesem sonnigen Samstag ist davon rund um den Alten Markt aber nichts zu spüren. Beim Besuch des Wochenmarktes treffen wir auf gut gelaunte Menschen, die hier gerne einkaufen und mit dem Angebot in Attendorn im Großen und Ganzen zufrieden sind.

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So wie Gertrud Schulte und Annemie Steinebach. „Ich gehe gerne über den Wochenmarkt und kaufe vor allem Blumen und frische Eier“, sagt Steinebach. „Wir kriegen in der Stadt eigentlich alles, was wir brauchen“, sind sich die beiden Attendornerinnen einig.

Für Albert Hasenau gehört der Besuch des Wochenmarktes zu seinem „Samstagsritual“. „Ich gehe gerne über den Markt. Hier treffe ich Freunde und Bekannte und trinke einen Kaffee“, freut sich der ehemalige Vorsitzende des SV 04 Attendorn immer auf den Samstag. Hasenau arbeitet in Olpe. „Aber nur noch ein paar Wochen“, so der Hansestädter. Dann geht er in Rente.

Aus Plettenberg kommt Oliver Struwe regelmäßig in die Nachbarstadt, um auf dem Wochenmarkt vor allem Obst und Gemüse einzukaufen. An diesem Samstag ist der Erzieher mit Ehefrau Dajana und Töchterchen Emmi unterwegs. Manchmal sind auch die Großeltern dabei. Meistens machen die Struwes noch einen Abstecher in den Bio-Laden „Haferflöckchen“ oder in die Senfmühle.

Blumenhändler Roberto Pace aus Grevenbrück (hier mit einer Mitarbeiterin), ist seit 25 Jahren mit einem Stand auf den Attendorner Wochenmarkt vertreten.
Blumenhändler Roberto Pace aus Grevenbrück (hier mit einer Mitarbeiterin), ist seit 25 Jahren mit einem Stand auf den Attendorner Wochenmarkt vertreten. © WP | martin droste

Blumenhändler Roberto Pace aus Grevenbrück ist schon seit 25 Jahren mit einem Stand auf dem Attendorner Wochenmarkt vertreten, bei Wind und Wetter. „Viele haben aufgegeben“, sagt er, der gebürtige Italiener ist geblieben. „Viele Attendorner kaufen bei mir“, freut sich Pace. Aber auch der Grevenbrücker nutzt die Angebote in der „schönen“ Hansestadt, etwa beim Fischhändler gleich um die Ecke.

Fabian Scheffler, der hinter der Theke des Marktbetriebs Jan Van Werth aus Freudenberg eine große Auswahl an Käsesorten anbietet, lobt die „sehr gute Atmosphäre“ des Attendorner Wochenmarkts. Ein „Geldmachmarkt“ sei der aber nicht, spricht Scheffler aus Erfahrung. Denn sein Betrieb ist jede Woche auf zehn Märkten u. a. in Gießen, Altenkirchen und im Westerwald unterwegs. „Die Leute in Attendorn sind toll“, stellt der junge Mann den Kunden ein erstklassiges Zeugnis aus.

Der Wochenmarkt in Altenhundem

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Insgesamt acht Stände säumen den Marktplatz in Altenhundem. Es gibt Käse, Fisch, griechische Feinkostartikel, Blumen und natürlich Obst und Gemüse. In der Mitte des Marktplatzes bleiben hin und wieder ein paar Menschen stehen, die Freunde oder Bekannte treffen und sich kurz unterhalten. Über das Wetter, über Corona und darüber, dass sie heute endlich mal zum Markt gehen konnten.

„Das ist echt doof, dass der Markt immer freitags ist, da muss ich normalerweise ja immer arbeiten“, findet Jessica Hausmannn, die in Kreuztal wohnt, aber in Lennestadt arbeitet. Manchmal kommt sie in ihrer Mittagspause hierher, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Oft sei ihr das aber zu stressig, weil sie die halbe Stunde Pause gern dafür nutze, wofür sie auch vorgesehen sei – um zu essen und abzuschalten.

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Ulli und Tochter Sina Cordes freuen sich, dass sie ihre Kunde wieder in Altenhundem bedienen dürfen – mit oder ohne Schutzmaske. 
Von Britta Prasse, Volker Eberts und Verena Hallermann

Auch Sarah Richter aus Kirchhundem kommt nur sehr unregelmäßig zum Markt, weil sie und ihr Mann Freitagvormittags sonst arbeiten. Am freien Brückentag nutzen sie aber gern die Gelegenheit, um Hähnchen, Fisch und Obst zu kaufen. „Es ist natürlich schade, dass der Markt nur freitags ist und wir deswegen nicht so oft kommen können. Sonst würden wir das Angebot öfter nutzen“, meint Richter, die heute mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn von Stand zu Stand schlendert.

Wenn auch die Auswahl auf dem Marktplatz nicht allzu groß ist, ist Christof Hille dankbar dafür, dass es überhaupt einen Wochenmarkt in Lennestadt gibt. „Ich komme ungefähr alle drei Wochen hierher, vor allem um saisonale Produkte wie Spargel oder eben Eier zu kaufen“, erzählt Hille. Er kann den Marktgang alle paar Wochen in seinen Alltag integrieren, dennoch fände er eine Ausweitung der Öffnungszeiten sinnvoll. „Vielleicht bis 18 Uhr, damit auch andere davon profitieren könnten.“

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Tatsächlich sind es nämlich zum größten Teil Senioren, die den Wochenmarkt in der Lennestädter City besuchen, wie das Ehepaar Knauer aus Lennestadt. Mechthild Knauer kauft hier gerne Suppengrün oder Hähnchenschenkel vom Geflügelhandel Eberhard Geueke aus Schmallenberg ein. „Da weiß man wenigstens, wo es herkommt“, sagt sie. Außerdem sei immer noch Zeit, um ein bisschen mit den Leuten zu reden. Das sei im Supermarkt anders, da müsse alles immer „schnell, schnell“ gehen.