Lennestadt. Droht dem Kreis Olpe ein Ärztemangel? Eine langjährige Hausärztin aus Lennestadt blickt im Interview auf die medizinische Versorgung der Zukunft.

Zum Jahresende 2018 hat Dr. Ulrike Wilbrand ihre Hausarzt-Praxis in Lennestadt geschlossen. Andere Allgemeinmediziner im Kreis Olpe stehen ebenfalls kurz vor dem Ruhestand.

Im Interview erklärt sie, wie sie sich die medizinische Versorgung der Zukunft vorstellt und was für ein Leben als Landarzt oder Landärztin spricht.

Was glauben Sie, wie sieht die Gesundheitsversorgung bei uns in zehn Jahren aus?

Weniger Arztpraxen, eher einzelne größere Praxen in Zentralorten mit mehreren Ärzten/innen, die auch in Teilzeit arbeiten und angestellt sind. In den kleineren Dörfern erwarte ich Filialpraxen mit begrenzten Öffnungszeiten, digital vernetzt und mit intelligenten Bringsystemen der Patienten in die Hauptpraxen, digitaler Zugriff auf alle relevanten Daten des Patienten aller Leistungserbringer und für alle Leistungserbringer.

Ist der Digi-Doc, also die Telemedizin, eine Alternative zur konventionellen Praxis?

Die Telemedizin ist und kann nur eine Ergänzung zum „echten“ Kontakt sein, eine Erleichterung bei kleinen Problemen, Verlaufskontrolle, Nachfragen, Befundübermittlung und -besprechung. Sie setzt oft einen echten Arzt-Patienten-Kontakt voraus, um die Mitteilungen des Patienten realistisch einordnen zu können.

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Warum lohnt es sich trotz aller Widerstände dennoch, sich als Hausarzt auf dem Land nieder zu lassen?

Gute Gründe, die dafür sprechen: der gelebte Kontakt und die Beziehung zu den Patienten. Man lebt mit den Patienten in einem Umfeld und bekommt dadurch viele nonverbale Informationen, die die Behandlung erleichtern können; gemeinsam „durch das Leben gehen“ und älter bzw. alt werden; die Vielseitigkeit der Aufgaben und Anforderungen, die „bunt wie das Leben“ sind.