Lennestadt. Dass ein Schweizer Investor den Zuschlag zum Neubau am Bahnhof Meggen erhielt, stößt auf Unmut. Investoren aus Meggen fühlen sich benachteiligt.

In Meggen rumort es. Es ist ein heftiger Streit entbrannt um die künftige Nutzung des Bahnhofgrundstücks. Dabei war eigentlich alles schon entschieden. In nicht-öffentlicher Sitzung gab der Ausschuss Stadtentwicklung und Bauen der Incler GmbH mit Sitz in Luzern den Zuschlag, die dort ein neues Gebäude mit zwölf Wohneinheiten sowie einer gewerblichen Nutzung im Erdgeschoss errichten will. In die Röhre guckte der andere Bewerber, der bis zum Ende im Rennen war: eine Gruppe Meggener Investoren. Und die machen jetzt mobil gegen die Entscheidung.

Dr. Uwe Silberberg spricht von gigantischen Ausmaßen beim geplanten Projekt des Schweizer Investors. Auf diesem Bild hat er die mögliche Ansicht vom Saal aus illustriert.
Dr. Uwe Silberberg spricht von gigantischen Ausmaßen beim geplanten Projekt des Schweizer Investors. Auf diesem Bild hat er die mögliche Ansicht vom Saal aus illustriert. © WP | Privat

„Die Meggener Bürger werden nicht berücksichtigt gegenüber einem Schweizer Investor, der noch darüber hinaus ein gigantomanisches Konzept entwickeln will“, kritisiert Dr. Uwe Silberberg, sachkundiger Bürger für die Grünen im Ausschuss Stadtentwicklung und Bauen und einer der sechs Investoren. Fünf davon seien Gewerbesteuerzahler in Meggen, so Dr. Silberberg: „Es sind Meggener Bürger, die ihren Ortsmittelpunkt mitgestalten und soziale Aktivitäten unterstützen wollen.“ Während das Gebäude des Schweizer Investors 40 Meter breit werde, sei das der Meggener Investoren nur 17,75 Meter breit: „Das ist deckungsgleich mit dem alten Bahnhof. Unsere Sache passt auf das Grundstück, die andere nicht.“

Investoren legen Dienstaufsichtsbeschwerde ein

Der Meggener Architekt Tobias Hermes habe ein Haus mit sechs barrierefreien Wohnungen auf drei Stockwerken geplant sowie eine Remise, erläutert Dr. Uwe Silberberg: „Unser Konzept sieht vor, dass wir Strom- und Wasseranschlüsse schaffen, um auf dem Denkmalplatz mit Ehrenmal und Brunnen Festivitäten feiern zu können wie Osterfeuer, Weihnachtsmarkt oder Schützenfest.“ Zudem plane Hairdesigner Jens Hardenacke einen Glaskubus mit drei Stockwerken für sein neues Geschäft und die Unterbringung von auswärtigen Kunden. Dieser Glaskubus solle ein Ausrufezeichen sein: „Die Karl-Knoche-Straße war mal als Kreativmeile gedacht. Dann hätten wir wenigstens ein bisschen Kreatives.“

Es gebe die Vorgabe, dass die Stadt Lennestadt Bewerber für Grundstücke aus dem Ort auswärtigen Bewerbern vorziehen müsse, betont Dr. Silberberg. Zudem gebe es den Vergabegrundsatz, dass Bewerber, die schon einmal berücksichtigt worden seien, dann in der zweiten Reihe zurückstehen müssten. Das Schweizer Unternehmen Incler habe bereits 2019 den Zuschlag für ein ähnliches Projekt in Altenhundem am alten Sportplatz bekommen. Die Meggener Investoren wehren sich. „Wir haben beim Landrat eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Dabei geht es um das Vergabeverfahren. Außerdem haben wir den Ausschuss-Vorsitzenden Ditmar Haite um Aufhebung des Beschlusses gebeten.“

Kritik aus der SPD: „Anderer Entwurf passt besser“

Kritik äußern auch die SPD-Stadtverordneten Hermann Dörnemann und Manfred Stachelscheid: „Mit dem Investorenkonsortium aus Meggen hätte man einen ständigen Ansprechpartner vor Ort gehabt. Erfahrungsgemäß wissen wir, mit den Meggenern kann man immer das direkte Gespräch suchen und so schnelle Lösungen finden.“ Und: „Erneut sehen wir hier, dass große Mehrheiten nicht unbedingt immer von Vorteil sind. Es sei denn, man will auf Teufel komm raus ein Projekt durchboxen.“

Es handele sich um ein ortsbildfremdes Gebäude mit deutlich zu großen Abmessungen: „Nach unserer Meinung passt sich der Entwurf der Meggener Investoren weitaus besser dem örtlichen Umfeld, der örtlichen Wohnbebauung an. Zudem ist hierbei bekannterweise als Ankermieter ein Meggener Dienstleister (Friseur) mit im Boot, der sich in der Vergangenheit um die Entwicklung des Ortskerns verdient gemacht hat und der sich nun mit einem zukunftsorientierten Konzept beteiligen möchte, jedoch bei der Vergabe an den Schweizer Investor nicht berücksichtigt wird.“

Sanierung der Bahnunterführung notwendig

In Meggen besinne man sich gerne auf seine Tradition und baue darauf das Fundament für die Zukunft, betonen die beiden Genossen: „Daher brauchen wir in Meggen, wie in dem leider abgelehnten Meggener Vorschlag vorgesehen, barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen in der Tallage. Nur so kann auch die ältere Generation noch aktiv am Dorfleben teilhaben. Weitere Ladenlokale werden in Meggen zum aktuellen Zeitpunkt und in absehbarer Zeit nicht benötigt, da bereits jetzt eine akute Leerstandsproblematik besteht.“

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Enorm wichtig sei auch die Sanierung oder der Neubau der Bahnunterführung: „Ein Ort, dessen unansehnlicher Zustand bereits seit langem allen Meggenerinnen und Meggenern missfällt. Mit der Beauftragung einer Machbarkeitsstudie zur barrierefreien Lösung wurde hier ein erster neuer Schritt gemacht.“

Vieles sei schon geschehen, vieles müsse noch angepackt werden: „Wir hoffen sehr, dass bezüglich der Nachfolgenutzung des alten Bahnhofsgebäudes das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und die Meggener Bevölkerung digital oder analog an der weiteren Diskussion beteiligt wird.“

„Ein Außenstehender wird sich sicher verwundert die Augen reiben angesichts der Diskussion über das geplante Bauvorhaben in Meggen“, schreibt die CDU-Fraktion Lennestadt in einer Pressemitteilung.

CDU verweist auf Wünsche der Bevölkerung

Zu den Kriterien für die Entscheidung erinnert die CDU an den Workshoptag im PZ Anfang 2018, an dem etwa 80 interessierte Meggener teilnahmen. Thema einer Arbeitsgruppe sei die weitere Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes und Nutzungsalternativen für einen Neubau gewesen. In der am 22. März 2018 vom Fachausschuss einstimmig beschlossenen Verwaltungsvorlage heiße es: „Nahezu alle Besucher des Workshops sehen dringenden Handlungsbedarf für einen barrierefreien Zugang und altersgerechtes Wohnen bei der Realisierung des Neubauvorhabens. Für die Nutzung im Erdgeschoss fand die Einrichtung eines Cafés oder einer Eisdiele mit Anbindung an den LenneRoute-Radring die größte Zustimmung.“ In allen Workshops sei die ortsbildprägende Bedeutung des Bahnhofvorplatzes hervorgehoben worden, dass das Ehrenmal erhalten bleiben und der Vorplatz für eine öffentliche Nutzung hergerichtet werden solle. Zustimmung habe auch die beschlossene Abkoppelung von der Bahnhofsunterführung gefunden.

„Die Aufgabe der Ausschussmitglieder war nunmehr, sich für einen der vorgelegten Entwürfe zu entscheiden“, heißt es in der Pressemitteilung. „Für die Mitglieder der CDU-Fraktion spielten ausschließlich sachliche, architektonische und städteplanerische Gründe eine Rolle.“ Abschließend schreibt die CDU: „Wir freuen uns, dass nach beinahe 30 Jahren eine Lösung für das Meggener Bahnhofsgelände gefunden wurde, die genau dem entspricht, was vor zwei Jahren im Workshop von der Meggener Bevölkerung gefordert wurde.

Die CDU-Fraktion begrüßt zudem die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie zur barrierefreien Umgestaltung des Meggener Bahnhofes. Hier sei Bürgermeister Stefan Hundt gedankt, der in vielen Gesprächen und Verhandlungen mit den Eisenbahnbehörden, Bund und Land NRW immer wieder die Interessen der Stadt Lennestadt (hier der Wunsch nach barrierefreien Bahnhöfen in Meggen und Grevenbrück) vehement vorgetragen hat. Dies könnte ein erster Schritt zu einer Lösung der unendlichen Geschichte der Unterführung in Meggen sein.“