Lennestadt. Lajana Kampf ist die neue Projektleiterin des Vereins „Sauerland-Radwelt“. Im Interview erzählt sie, warum Fahrradfahren immer beliebter wird.

Lajana Kampf aus Lennestadt ist seit April neue Projektleiterin des Vereins „Sauerland-Radwelt e.V.“ mit Sitz in Bad Fredeburg und kümmert sich um alles, was mit Fahrradfahren im Sauerland zu tun hat.

Lajana, wer hat sich denn Ihren doch etwas exklusiven Namen ausgesucht?

Lajana Kampf (lacht): Meine Eltern. Meine Mutter war Lehrerin und wollte einen Namen, der sie nicht an eine ihrer Schülerinnen erinnert.

Wie wird man Projektleiterin bei der Sauerland-Radwelt und wie waren die ersten acht Wochen im neuen Job?

Ich hab mich ganz normal beworben und nach dem Vorstellungsgespräch im Mescheder Kreishaus bekam ich einen Anruf des Vorsitzenden Ulrich Bork, dass ich die Stelle haben kann. Die erste Zeit war sehr positiv, ich fühle mich sehr wohl.

Was hat Ulrich Bork überzeugt?

Das müssten Sie schon ihn fragen.

Was war denn die Voraussetzung für den Job?

Auf jeden Fall eine Affinität zum Radfahren. Wenn man sich dafür nicht interessiert, dann ist es schwierig, das ganze Thema nachzuvollziehen. Das gilt auch für die Mitwirkung in den Arbeitskreisen, wo es um Verbesserungen oder Schwachstellen, zum Beispiel beim SauerlandRadring, geht. Wenn man den Ring selbst noch nicht gefahren ist, also nicht weiß, wie es draußen aussieht, bringt das nicht sehr viel.

An dieser Stelle kann ich mir die nächste Frage nicht verkneifen. Wann wird endlich auf dem SauerlandRadring der lang ersehnte Lückenschluss zwischen Lenne und Störmecke hergestellt?

Wir befinden uns in engem Kontakt mit Straßen NRW. Allerdings ist eine Prognose hier sehr schwierig, da mehrere Parteien in die Entscheidungsfindung eingebunden werden müssen. Ich hoffe allerdings, dass wir es möglichst bald hinbekommen, eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden. Aber es gibt auch noch andere Stellen, wo was passieren muss. Zum Beispiel an der Lenneroute, wo man 40 Kilometer über Straße statt Radwege fahren muss.

Sind Beschwerden über Mängel und Defizite auf den ausgewiesenen Radrouten willkommen bei der Sauerland-Radwelt?

Wenn es konstruktive Kritik ist, gern. Das hilft uns schon, weil wir nicht jede Tour kontrollieren können, ob sich zum Beispiel bei der Routenplanung ein Fehler eingeschlichen hat. Ein falscher Klick genügt da manchmal. Wenn wir das gemeldet bekommen, werden die Fehler sofort behoben. Deswegen sind solche Hinweise, auch auf eine fehlende Beschilderung, hilfreich.

Früher war Radfahren im Sauerland eine Randsportart. Heute boomt das Radeln im Land der 1000 Berge. Was sind die Gründe dafür?

Ganz sicher, weil die heimische Bevölkerung entdeckt hat, dass man bei uns viel vor der eigenen Haustür machen kann, bei frischer Luft in der Natur. Außerdem entstehen überall in der Region neue Trail- und Bikeparks. Die Radinfrastruktur hat sich deutlich verbessert, auch wenn es noch viel zu tun gibt. Es entstehen immer mehr neue Radwege. Ein weiterer Grund ist natürlich das Thema E-Bike. Ohne Motor wären viele angesichts unserer Topographie im Sauerland erst gar nicht aufs Rad gestiegen. Dies alles führt dazu, dass Radfahren boomt und auch immer mehr bei jungen Leuten angesagt ist.

Hat die Corona-Pandemie Ihren Job und das Radfahren im Sauerland irgendwie beeinflusst. Kann man das jetzt schon feststellen?

Ich glaube schon, das Radfahren auf jeden Fall. Dadurch, dass die Leute viele Dinge nicht machen konnten wie Ausflüge, Veranstaltungs- oder Restaurantbesuche haben sie festgestellt, dass man hier wunderschön Fahrradfahren und dabei viel erleben kann. Wir hören aus dem Fahrradhandel, dass die Verkaufszahlen enorm nach oben gehen. Meinen Job kenne ich ja noch gar nicht ohne Corona. Es wäre schön, wenn ich einige Leute bald auch mal persönlich kennenlernen würde.

Sie betreuen das Radwege- und Tourennetz im Sauerland. Das hört sich nach einem riesigen Aufgabengebiet an. Kennt Lajana Kampf schon jede Route und wie viele Stunden am Tag sitzt sie selbst im Sattel?

Nein, ich kenne noch lange nicht jede Route, wir haben im Sauerland immerhin ein Netto-Radwegenetz mit mehr als 5000 Kilometern, mehr als 3000 für Tourenräder und je über 1000 Kilometer für Rennräder und Mountainbikes. Mein Job ist nicht, den ganzen Tag mit dem Rad die Touren abzufahren und zu kontrollieren. Ich fahre eher wenig bis gar nicht während meiner Arbeitszeit. Meine Aufgaben drehen sich mehr um das Marketing der verschiedenen Touren und darum, neue Touren zu entwickeln. In der Coronazeit gibt es die Kampagne des Sauerland-Tourismus „#sauerlandcalling“. Da sind wir mit dabei, um Gäste ins Sauerland zu holen und für das Radfahren zu begeistern. Dazu gibt es viele Unterstützungsanfragen. So wird die Möglichkeit eines Bike-Parks im Skigebiet „Hohe Lied“ bei Gellinghausen geprüft. Dazu kommt das Tagesgeschäft mit konkreten Anfragen von Touristen und Gästen. Und wir drehen zurzeit ein neues Image-Video für das Radfahren im Sauerland.

Worum geht es in dem Video?

Dort werden noch einmal alle Radsportarten, die es bei uns gibt, kurz vorgestellt, also Rennrad, Mountainbike, Cross Country oder Gravelbike, die Bike- und Trailparks und so weiter.

Was ist den ein Gravelbike?

Es ist ähnlich wie ein Cyclocross-Rad. Mit dem Rennrad ist ja schon bei ein bisschen Schotter unterm Reifen Feierabend, mit dem Gravelbike kann man durchaus auch mal durch den Wald fahren, die Reifen haben im Gegensatz zu dem Rennradreifen Profil.

Auf welche neuen Projekte, Strecken, Touren können sich die Radfahrer im Sauerland in Kürze und Ferne denn freuen?

Freuen können sich unsere Radler über den Lennepark in Finnentrop, wo die Gemeinde viel investiert hat. Das ist ein echter Mehrwert. In Arnsberg wird der Möhnetal-Radweg weiter ausgebaut und in Iserlohn hat jetzt ein neuer Bikepark eröffnet. Viele Gemeinden sind dabei, das Netz zu verbessern, zum Beispiel gibt es für die Lenneroute (von der Quelle bis zur Mündung der Lenne, die Red.) jetzt einen Masterplan. Am SauerlandRadring soll es noch in diesem Sommer eine Bahntrassen-Kilometrierung geben, so dass die Radler wissen, auf welchem Kilometer Bahntrasse sie sich befinden, das ist ein zusätzlicher Mehrwert für die Touristen. Wir müssen kontinuierlich mit den Städten und Gemeinden zusammenarbeiten, dass wir ein möglichst geschlossenes Radwegenetz hinbekommen. Der SauerlandRadring soll eventuell im Herbst vom ADFC zertifiziert werden. Für jede nicht korrekte Beschilderung gibt es Minuspunkte. Wenn es zu viele sind, dann wird das nichts mit den Sternen. Beim SauerlandRadring bin ich aber sehr optimistisch, denn er gehört zu den Topwegen für Tourenradler im Sauerland.

Ich habe den Eindruck, dass die Kommunen das Thema Radfahren erkannt haben und ernst nehmen, oder?

Ja, weil das Radfahren ja nicht nur als Hobby, sondern auch als echte Alternative zum Auto immer wichtiger wird. Vielen Kommunen ist das bewusst geworden. Es gibt aber Ausnahmen, also Kommunen, die ihren Schwerpunkt woanders setzen. Nichtsdestotrotz sind die Kommunen bemüht, das Thema Radfahren weiterzubringen.

Die Städte und Gemeinden, die hier nicht so flott dabei sind, sind immer die gleichen, vermute ich mal?

Ja, meistens und das sagt schon etwas über den Stellenwert des Radfahrens in diesen Kommunen aus.

Leider bekommen wir in der Redaktion täglich mit, dass sich immer mehr Radunfälle ereignen. Was sagen Sie dazu?

Leute, die viele Jahre nicht auf einem Rad gesessen haben, steigen von heute auf morgen auf das E-Bike um. Viele überschätzen sich dann. Es gibt genug Fahrtechnik-Trainings und es sollte den Neu- oder Wiedereinsteigern aus eigenem Interesse Wert sein, daran teilzunehmen.

Wo gibt es denn solche Trainingsmöglichkeiten?

In Winterberg gibt es viele, aber auch hier im Kreis gibt es Guides, die das anbieten. Einfach mal bei uns, bei der Sauerland-Radwelt erkundigen. Aber bei 75 Prozent der Unfälle sind auch Autos beteiligt. Ich kann nur an alle, vom Wanderer bis zum Autofahrer appellieren, aufeinander besser zu achten. Nach dem neuen Bußgeldkatalog müssen Autofahrer beim Überholen jetzt einen Abstand von zwei Metern zum Radfahrer einhalten. Ich glaube, viele wissen das noch nicht und es ist sicherlich auch an manchen Stellen kaum möglich.