Berlin/Olpe. Oliver Dupont arbeitet als Schauspieler. Der gebürtige Olper ist aufgrund der Coronakrise derzeit allerdings ohne Engagement. Ein Interview:

Das Corona-Virus hat Deutschland fest im Griff. Einer, der die Auswirkungen des Virus zu spüren bekommt, ist Oliver Dupont. Der 49-jährige gebürtige Olper, der in Berlin lebt, ist Schauspieler und zurzeit ohne Engagement. Zumindest finanziell gibt es nun einen Lichtblick.

Die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Oliver Dupont Wir alle sind wohlauf. Am Donnerstag der vergangenen Woche haben wir – unter Berücksichtigung aller Social-Distancing-Gebote – den 13. Geburtstag unserer Tochter im Garten unserer Wohnung hier in Berlin-Köpenick gefeiert.

Haben Sie eine ähnliche Situation schon einmal erlebt?

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Nein. Weder beruflich noch persönlich habe ich jemals etwas Vergleichbares erlebt. In unserem Beruf muss schon etwas Außergewöhnliches passieren, ehe eine Vorstellung ausfällt. Natürlich gab es das auch schon. Ein Kollege erkrankt, es findet sich niemand, der schnell übernehmen kann. Aber im „Normalfall“, der im Theater eigentlich nie „normal“ ist, geht, wie man so schön sagt, „der Lappen hoch“ und es wird gespielt. Bei einem Magen-Darminfekt steht schon mal ein Eimer in der Gasse bereit – für den Notfall. Dass, wie in diesem Fall, ein Theater geschlossen wird, Zuschauer und Darsteller, die Technik, alle Gewerke, nach Hause geschickt werden – das ist eine Katastrophe!

Wie viele Vorstellungen mit Ihnen wurden gestrichen?

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An bereits disponierten Vorstellungen wurden – wenn ich von einer Schließung der Theater bis Ende April ausgehe – 31 Vorstellungen an drei Theatern in Essen und Berlin gestrichen. Natürlich versuche ich, wie die gesamte Branche, optimistisch zu bleiben. Allerdings gehe ich derzeit davon aus, dass im Mai weitere Vorstellungen ausfallen werden. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Als freier Schauspieler bin ich auf Gastengagements angewiesen und derzeit wird in Deutschland kein Theater vor Publikum gespielt. Ich habe als Gast sogenannte „Stückverträge“, also immer befristet. Als Ensemblemitglied am Stadt- oder Staatstheater besteht ein Engagement auch in Corona-Zeiten weiter.

In seinem Element: Der gebürtige Olper Oliver Dupont spielt Theater.
In seinem Element: Der gebürtige Olper Oliver Dupont spielt Theater. © Privat | Privat

Aber auch diese Kolleginnen und Kollegen sitzen nun zu Hause und wissen nicht wie es weitergeht. Derzeit ist geplant, die ausgefallenen Vorstellungen im „Theater im Rathaus“ in Essen im Juni nachzuholen. Seit 2014 spiele ich ein Solostück, „Der Weg zum Glück“, von Ingrid Lausund, mit dem ich auch schon in Olpe gastierte. Im Juli bin ich damit zu den Festspielen in Wetzlar eingeladen. Das steht nun natürlich ebenfalls auf der Kippe. Derzeit bin ich in zwei weiteren Produktionen an zwei Theatern in Berlin vertreten, die weiterhin auf dem Spielplan stehen. Auch hier weiß derzeit niemand wie es weitergeht. Für die privaten Theater ist diese Situation existenzbedrohend.

Zur Person

Oliver Dupont, Jahrgang 1970, ledig, ist 49 Jahre alt, wuchs in Olpe auf und lebt heute in Berlin.

Nach dem Abitur am Städtischen Gymnasium Olpe 1989 wurde er an der Schauspielschule Bochum ausgebildet.

Er spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch sowie die Dialekte Rheinisch, Ruhrdeutsch, Sächsisch.

Sportlich stehen Fußball, Jonglieren, Windsurfen, musikalisch Chanson, Rock, Pop in seiner Vita. Er spielt Gitarre und Schlagzeug.

Neben Film und Schauspielerei arbeitet er auch im Bereich Comedy und Slapstick.

Gibt es finanzielle Hilfe?

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Ja, seit Dienstag. Am Sonntag habe ich mich angemeldet, um einen Antrag auf Soforthilfe für Künstler zu stellen. Meine Nummer in der Warteschlange lautete 245.048. Erst wenn ich dran bin, kann ich den Antrag stellen. Am Sonntag waren noch 180.000 vor mir, am Montagmorgen waren es noch 56.000. Um 14.22 Uhr habe ich den Antrag dann gestellt. Am Dienstag-Nachmittag habe ich die Soforthilfe überwiesen bekommen. Das ging sehr schnell.

Wann und wo war Ihr letzter Auftritt?

Der war am Sonntag, den 15. März. Eine Matinee um 11.30 Uhr im Theater an der Kö in Düsseldorf. Wir spielten ein Stück des sehr erfolgreichen französischen Autors Eric Assous, „Die Neue“. In Düsseldorf wäre dies ohnehin die letzte Vorstellung dieser Spielserie gewesen.

Da war die Atmosphäre doch bestimmt auch schon angespannt, oder?

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Allerdings! Die gesamte letzte Woche war ein wenig gespenstisch. Es gab viele Absagen von Zuschauern, der Saal blieb oft halb leer, die Menschen saßen nicht mehr dicht gedrängt, hielten bereits Abstand zueinander. Es ist ja nie schön, wenn während einer Vorstellung viel gehustet wird, aber in diesen Zeiten vielleicht noch ein wenig unschöner. Wir waren am Ende der Vorstellung deutlich emotionaler als sonst zum Ende einer Spielserie. Wir haben uns innerhalb des Ensembles ohnehin außergewöhnlich gut verstanden. Hier nochmal ein Dank an meine tollen Kollegen Peter Bongartz, Ann-Cathrin Sudhoff, Isa Weiß und Makke Schneider. Da hatten wir alle einen Kloß im Hals, weil wir nicht wussten, für wie lange das Theater ab jetzt geschlossen bleiben muss.

Halten Sie die Maßnahmen der Regierungen, vor allem die am vorletzten Sonntag beschlossene Kontaktsperre, für gerechtfertigt oder doch etwas übertrieben?

Ich bin ja nur Hobbyvirologe, aber ja, ich halte das, zumindest für eine Zeit lang, für eine abgemessene Maßnahme. Auf Dauer werden wir uns sicher etwas anderes einfallen lassen müssen. Irgendwann möchte ich natürlich wieder auf der Bühne stehen.

Mal weg von Corona – oder vielleicht doch nicht. Wie und wann wurden Sie vom „Virus Schauspielerei“ infiziert?

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In Olpe habe ich ein wenig in der Schule Theater in der Theater AG gespielt, allerdings kam es da nie zu einer Vorstellung. Meiner Neigung ging ich durch VHS-Theatergruppe und einer Kabarettgruppe nach. Meine erste Vorstellung vor Publikum fand im Pädagogischen Zentrum in Meggen statt. Lustigerweise bin ich dort circa 25 Jahre später mit diversen Tourneetheaterproduktionen des Theaters am Kurfürstendamm, Berlin, wieder gelandet. Mein Weg zum professionellen Schauspieler verlief nicht besonders geradlinig, aber ich habe diese Umwege gerne genommen und glaube mittlerweile, dass der „gerade Weg“ ohnehin nicht mein Ding ist. Jetzt bin ich seit 20 Jahren im Beruf und ziemlich glücklich damit.

Welche Rollen spielen Sie am liebsten?

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Ich würde sagen, mein Rollenfach ist eher das des etwas schrägen Außenseiters, manchmal ein wenig linkisch, möglicherweise komisch. Aber mit dieser Rollenbeschreibung könnte man dann doch wieder fast alles spielen. Komisches und Tragisches. Wenn ich mir eine Rolle wünschen würde, die ich noch nicht gespielt habe, dann den Malvolio in Shakespeares „Was ihr wollt“.

Spielen Sie lieber auf der Bühne oder im Film?

Bühne! Warum? Ich liebe alles daran – den Probenprozess, die Emotionalität, die Stimmung am Theater, die Möglichkeit des Scheiterns, die großen Glücksgefühle des Gelingens! Nicht falsch verstehen: Ich liebe auch die Arbeit vor der Kamera, aber es unterscheidet sich doch sehr vom Arbeiten auf der Bühne. Aber auch hier gilt: Wenn Du in „der Situation“ bist, kann alles passieren!

Was waren die Highlights in Ihrer Karriere?

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Es gibt viele Momente, die ich gerne erinnere. Die beiden wichtigsten Momente waren sicher die erste Premiere meines ersten Solostücks, „Der Weg zum Glück“ von Ingrid Lausund, in Köln am Freien Werkstatt Theater, dessen Produktion ich auch übernommen hatte und dann meine erste Premiere am Theater am Kurfürstendamm in Berlin in „Die 39 Stufen“, nach Alfred Hitchcock. In diesem Traditionshaus auf der Bühne zu stehen war schon etwas ganz Besonderes.

Wann und wo haben Sie zuletzt in der Heimat gespielt und wann hatten Sie geplant, wieder im Kreis Olpe aufzutreten?

Im letzten Jahr war ich gleich zwei Mal im Kreis Olpe. Einmal am 28. März im Lorenz-Jäger-Haus mit meinem Solo „Der Weg zum Glück“ und am 3. Dezember mit „Weihnachten auf dem Balkon“ im Rahmen einer Tournee mit der „Komödie am Kurfürstendamm“ in Meggen im Pädagogischen Zentrum. Derzeit gibt es keine geplanten Auftritte in Olpe und Umgebung. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre das eine Vorstellung mit „Der Weg zum Glück“ in der Aula meiner ehemaligen Schule, dem Städtischen Gymnasium, Olpe. Vielleicht lässt sich das ja nach Corona irgendwann realisieren.