Kirchhundem. Die Gynäkologin Dr. Katja Roloff aus Kirchhundem ist mit dem Coronavirus infiziert. Im Interview erzählt sie, was sie seitdem erlebt.

„Liebe Patientinnen, wie Sie wahrscheinlich schon gehört haben, habe ich mich mit dem Coronavirus infiziert...“ Kurz, nachdem die in der Gemeinde Kirchhundem wohnende Gynäkologin Dr. Katja Roloff (59) dies am Freitag per Aushang an ihrer Praxistür in Altenhundem und über die sozialen Medien veröffentlichte, verbreitete sich die Nachricht am Wochenende wie ein Lauffeuer. Wir sprachen mit der Ärztin am Sonntag über Ihre Beweggründe, warum sie so konsequent und schnell die Öffentlichkeit gesucht hat.

Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Danke, so langsam geht es wieder!

Im Gegensatz zu den örtlichen Gesundheitsbehörden, die alle Corona-Infizierten komplett abschotten, haben Sie Ihren positiven Befund öffentlich gemacht. Warum?

Das ist in meinen Augen der einzig richtige Weg. Meine Infizierung betrifft sehr viele Personen und das ging so einfach schneller, bis dass das Gesundheitsamt jede einzelne meiner Kontaktpersonen angerufen hat. Ich habe gedacht, im Sauerland funktioniert die Buschtrommel auf dem Dorf im Regelfall gut. Und wenn man die sozialen Medien nutzt, hat man die Garantie, dass alle, die es angeht, relativ schnell Bescheid wissen. Es unterliegt meiner Sorgfaltspflicht, dass ich diesen Weg gegangen bin.

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Sie haben nebenbei auch vielen Leuten Mut gemacht, indem sie schildern, dass es nicht so schlimm ist, wie sich viele eine Corona-Infizierung vielleicht ausmalen. Welche Symptome hatten Sie?

Es hat rasch angefangen. Als ich am Dienstagabend aus der Praxis heim gekommen sind, war ich ein bisschen schlapp und dachte, nach einem 12-Stunden-Arbeitstag wird das normal sein. In der Nacht ging es los mit Husten, Gliederschmerzen, Kopfweh und leicht erhöhter Temperatur. Dass ich jetzt sehr heiser bin, liegt sicherlich daran, dass ich am Samstag mit ungefähr 200 Patienten telefoniert habe.

Da war also nix mit der Erholung zu Hause?

Ich habe mir gedacht, dass das Gesundheitsamt in dieser Situation einfach überlastet ist, um jede Frage eines besorgten Patienten zu beantworten. Wenn Sie die 116117 anrufen, haben Sie keine Chance, ich habe es letzte Woche selber ausprobiert und das gleiche gilt auch für die Extra-Hotline des Landes.

Wissen Sie, wo Sie der Virus erwischt hat?

Das kann ich Ihnen nicht sagen, keine Ahnung, es muss uns jemand infiziert haben, mit dem mein Mann und ich gemeinsam Kontakt hatten. Meinen Mann hat es auch erwischt, wir sind gleichzeitig erkrankt.

Ich hoffe, Sie werden von Ihrem sozialen Umfeld auch ohne direkten Kontakt gut versorgt?

Sie können sich nicht vorstellen, was sich vor der Haustür auftürmt und alle paar Minuten ruft jemand an, ob wir noch etwas brauchen. Das ist eine Sauerländer Spezialität, in Notsituationen steht man zusammen. Das ist sehr rührend.

Welche Erfahrungen ziehen Sie aus Ihrem persönlichen Fall?

Das Allerwichtigste ist, dass man keine Panik schürt. Die vielen Fragen und Ängste führen dazu, dass die Ämter, die jetzt eigentlich mit anderen Sachen beschäftigt sein sollten, nämlich die Infizierten und die unter Quarantäne Stehenden zu informieren und sich um koordinatorische Dinge zu kümmern, überfordert sind. Ich werde auf dem gleichen Weg in den nächsten Tagen die wichtigsten Fragen, die meine Patientinnen mir gestellt haben, an die Öffentlichkeit bringen; in der Hoffnung, dass dies zur Ruhe beiträgt.