Helden. Klaus Gabriel und seine Mitstreiter haben nach dem Veto des Stadtrates zwei Möglichkeiten: Aufgeben oder weitermachen. Zweiteres tun sie.
Den 25. September 2019 wird Klaus Gabriel nicht so schnell vergessen. Der Heldener war beruflich in Spanien, rund 1300 Kilometer entfernt von Attendorn. An diesem Mittwoch fiel im Ratssaal eine Entscheidung, die dem Vorsitzenden des neuen Dorfvereins Helden und seinen vielen Mitstreitern das Leben bis heute schwer macht. Mit der Mehrheit von 19:15-Stimmen lehnten die Fraktionen von CDU, UWG und FDP/Grüne den Antrag des Dorfvereins ab, das alte Feuerwehrhaus mitten im Ort in ein multifunktional zu nutzendes Dorfhaus umzubauen. Nur die SPD mit ihrem Bürgermeister Christian Pospischil stimmte dafür.
Vor den Kopf gestoßen
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„Das war einigermaßen unerträglich.“ Nicht nur Klaus Gabriel war wie vor den Kopf gestoßen. Bis zur Abstimmung im Stadtrat habe nichts gegen ein klares Ja für das 379.000 Euro teure Dorfhaus-Projekt gesprochen. Nur die UWG hatte aus Kostengründen frühzeitig ihre Ablehnung signalisiert. Neben Fördermitteln in Höhe von 250.000 Euro war im städtischen Haushalt eine Summe von 130.000 Euro vorgesehen. „Wir hatten die sichere Annahme, dass unser Antrag beschlossen wird“, verwies Gabriel am Mittwochabend in der Versammlung des Dorfvereins auf die eindeutige Beschlusslage im Hauptausschuss. Am 11. September hatte sich dieses Gremium mit 10:1-Stimmen für das Projekt Dorfhaus ausgesprochen.„Wir haben uns am 25. September gefühlt, als ob die Tür, die weit offenstand, auf einmal zugeklatscht worden ist“, gab Vorsitzender Gabriel einen Einblick in die Gemütsverfassung nicht nur des zwölfköpfigen Vorstandes des am 5. Juni mit so viel Zustimmung gegründeten Dorfvereins.
„KommerZabend“ im Feuerwehrhaus
Der Dorfverein Helden will das alte Feuerwehrhaus mit einigen Arbeitseinsätzen für eine provisorische Nutzung herrichten. Am 22. und 23. November steigt Klaus Gabriel dort selbst auf die Bühne und präsentiert mit seinem Bruder Benedikt einen „KommerZabend“, bei dem die besten Lieder und Gags des Duos aus 25 Jahren aufgeführt werden.
Seit einem Vierteljahrhundert treiben Karl Kappes und Bernhard Bockbier (Klaus und Benedikt Gabriel) als Vorstand und einzige Mitglieder des Karnevals- und Heimatvereins „Freudentränen“ ihr Unwesen im oberen Repetal. Unterstützt wird der Dorfverein bei dieser Veranstaltung vom Heldener Carneval Club (HCC).
Persönlich fühlt sich Klaus Gabriel vom Vorwurf des FDP-Stadtverordneten Ralf Warias hart getroffen, er habe die Politik über die „Unterstützung im Dorf getäuscht“. Aber nicht nur deshalb erhielt Warias vom Dorfverein einen „sehr, sehr persönlichen Brief“. Denn der Mann von der FDP hatte auch den mehrheitlich angenommenen Antrag gestellt, über „alternative Lösungen für die Nutzung des Feuerwehrhauses“ nachzudenken. „Das war fast die schlimmste Entscheidung, aber wir haben den Beschluss zu akzeptieren“, betonte Klaus Gabriel am Mittwochabend. Post mit „10+1-Fragen“ erhielten auch die CDU-Ratsherren aus dem oberen Repetal.
Unterstützung vom Schützenverein
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Unterstützung gibt es inzwischen von der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Helden. „Der Schützenvorstand unterstützt grundsätzlich das Dorfhaus-Projekt. Der Schützenvorstand setzt sich für die Nutzung des „Alten Feuerwehrhauses“ als „Heldener Dorfhaus“ ein und spricht sich gegen alternative Nutzungen aus“, fasste Klaus Gabriel ein „durchaus emotionales Gespräch“ am Montagabend zusammen. Die Schützenbruderschaft will ihre Festhalle umbauen bzw. erweitern und hofft auf Geld aus dem NRW-Förderprogramm „Dorferneuerung 2020“. Diesen Fördertopf wollte auch die Stadtverwaltung für das Dorfhaus-Projekt anzapfen. Wegen dieser „Konkurrenzsituation“ – die Fraktionen von CDU, UWG und FDP/Grüne wollen vom Projekt der Schützen bis dahin nichts gewusst haben – kippte die politische Stimmung plötzlich und der Stadtrat lehnte den Antrag des Dorfvereins Helden aus Sicht der engagierten Ehrenamtlichen überraschend ab.
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Für Klaus Gabriel und Co. gab es zwei Möglichkeiten: aufhören oder weitermachen. Der Vorstand des Dorfvereins entschied sich für die zweite Variante und erhielt dafür am Mittwochabend die einhellige Zustimmung der anwesenden von inzwischen 100 Mitgliedern. Doch der Hürdenlauf auf dem Weg zu einem Dorfhaus geht weiter. Bei der CDU gibt es auch nach einem Treffen am Dienstag grundsätzliche Zweifel. So wird von den Christdemokraten „angesichts vieler Vereinshäuser in Helden die Notwendigkeit eines Dorfhauses bezweifelt“. Allenfalls eine „faire Chance“ will die CDU-Fraktion dem Dorfverein einräumen, wenn es um die Entscheidung über alternative Nutzungen des Feuerwehrhauses geht.
Anwesende sprechen Mut zu
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„Wir brauchen eine politische Mehrheit für unseren Antrag. Wenn es keine Mehrheit gibt, ist unser Projekt gestorben“, redete Günter Schulte, Vereins-Geschäftsführer und SPD-Stadtverordneter, Klartext. Bis zur endgültigen Entscheidung über die Nutzung des ehemaligen Feuerwehrhauses will sich der Dorfverein laut Klaus Gabriel in diesem „provisorischen Zuhause einrichten und intensiv nutzen“. Denn auch das hat der Rat der Stadt Attendorn beschlossen.
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Günter Schulte ist wie seine Vorstandskollegen nach wie vor der Meinung, dass der private Förderantrag der Schützenbruderschaft und der gestoppte städtische für den Dorfverein „für zwei total unterschiedliche Projekte“ stehen. „Gibt es keine Förderung, gibt es auch kein Dorfhaus“, stellte Schulte klar. Der Dorfverein will jedenfalls im nächsten Jahr einen neuen Antrag auf Förderung aus dem Programm „Dorferneuerung“ stellen. „Es ist bemerkenswert, dass der Vorstand nicht die Flinte ins Korn geworfen hat. Er hat das hervorragend gelöst und die Diskussion auf eine sachliche Ebene geführt“, sprach ein Heldener wohl im Namen aller Anwesenden dem Vorstand des Dorfvereins Mut zu. „Wir freuen uns total darauf, das Haus zu nutzen“, sagte Klaus Gabriel in seinem Schlusswort.