Attendorn. Christian Pospischil ist seit 2014 Bürgermeister in Attendorn. Im kommenden Jahr tritt er bei den Wahlen erneut an.

Seit 2014 ist Christian Pospischil (SPD) Bürgermeister der Hansestadt Attendorn. Wenn die Wähler so wollen, dann wird der 38-jährige Ennester dieses Amt auch nach der Kommunalwahl im Herbst 2020 inne haben. Wir sprachen mit dem dreifachen Familienvater über seine Beweggründe, für eine erneute Kandidatur bereit zu stehen, über zentrale Aufgaben der Hansestadt und über die Zukunft.

Warum wollen Sie das Bürgermeisteramt über das Jahr 2020 hinaus füllen?

Pospischil: Ich möchte noch viel in Attendorn bewegen. Das kann man in diesem Amt sehr gut und ich hatte in den vergangenen fünf Jahren viel Spaß, Bürgermeister zu sein. Zum einen, weil wir schon viel bewegt haben, und zum anderen, weil man mit den unterschiedlichsten Menschen und Themen zu tun hat.

Welche zentralen Aufgaben und Herausforderungen gilt es in Attendorn denn umzusetzen?

Zunächst geht der Innenstadtausbau kontinuierlich weiter. Das Stadtjubiläum findet in 2022 statt und das ist natürlich ein Meilenstein in unserer Arbeit. Es gibt auch einige neue Themen, die wir mit in die nächste Legislaturperiode nehmen wollen. Die Digitalisierung, auch im Rathaus, und der Klimaschutz mit seinen neuen, umweltfreundlichen Mobilitätsformen werden zentrale Aufgaben unserer Arbeit sein.

Stichwort Innenstadtentwicklung. Was konkret soll bis zum 800-jährigen Jubiläum in 2022 umgesetzt sein?

Wir sind gerade dabei, unsere Fußgängerzone umzugestalten, also von Café Harnischmacher bis zum Rathaus. 2020/2021 wollen wir den Marktplatz gemeinsam mit dem Kirchplatz umbauen. Und dann geht es um den Bereich der östlichen Innenstadt, da werden wir 2023 fertig werden. Wir sind gut im Zeitplan und haben schon einen beachtlichen Weg hinter uns gebracht.

Wie schreiten die Planungen für den Bürgerpark voran?

Wir sind gerade dabei, eine Ausbauplanung erstellen zu lassen. Eine Machbarkeitsstudie ist bereits vorhanden und sie zeigt, was möglich ist. Klar ist: Der jetzige Schützenpark ist eine total verwilderte Fläche, die allerdings sehr zentral liegt zwischen dem Schwalbenohl und der Innenstadt. Wenn man dort Wege anlegt, die beleuchtet sind und das Areal ansprechend mit Pflanzen gestaltet, dann können wir dort einen schönen Übergang zwischen Stadt und Stadthalle schaffen. Wir wollen einen Park schaffen, in dem man einfach mal sitzen kann und die Bürger von der Stadthalle einen tollen Blick auf Attendorn haben. Davon profitiert schlussendlich auch die Stadthalle.

Es ist ein sehr steiles Gelände. Wie können Leute, die nicht mehr so mobil sind, den Park künftig nutzen?

Der Weg wird nicht als barrierefrei gelten, weil die Steigung dafür stellenweise zu hoch ist. Dafür werden wir aber Wege ohne Stufen haben. Aber auch diejenigen, die nicht so mobil sind, werden die Aussicht von oben genießen können.

Die Schützengesellschaft 1222 überlegt bekanntlich, von der Vogelsruthe am Waldenburger Weg mit dem Schießstand zur Stadthalle zu wechseln. Wann ist es soweit?

Das ist eine Sache der Schützengesellschaft, in die ich mich nicht einmische.

Wie viele Steine sind Ihnen vom Herzen gefallen, als Sie den Förderbescheid aus Arnsberg für die Umgestaltung des Alten Bahnhofes in den Händen hielten?

Da ist uns ein großer Stein vom Herzen gefallen (lacht), weil wir immer gesagt haben: ohne eine hohe Förderung durch das Land werden wir dieses Projekt nicht umsetzen können. Die Förderzusage bestätigt unsere Vorarbeit. Der Standort ist für die Nutzung von Jugendzentrum, Bürgerzentrum mit Veranstaltungssaal und Gastronomie unter einem Dach ideal. Der Alte Bahnhof ist super an den ÖPNV angebunden und die Innenstadt ist nah dabei. Ich bin optimistisch, dass sich die Angebote dort sehr gut ergänzen werden. Durch die Zusage ist jetzt die Gelegenheit da, im nächsten Jahr mit der Umgestaltung endlich anzufangen.

Der Rat der Stadt Attendorn hat das Projekt Dorfhaus Helden, zumindest vorerst, auf Eis gelegt (wir berichteten). Hintergrund: Auch die Schützen aus Helden haben für den Ausbau ihrer Halle einen Förderantrag gestellt und beide Förderungen würden aus dem gleichen Topf kommen. Da kamen Bedenken auf, dass nicht beide Vorhaben gleich behandelt werden und das Dorfhaus möglicherweise bevorzugt würde. Wie sehen Sie das?

Grundsätzlich ist es mein Ziel, dass die Dorfgemeinschaften gefördert werden. Immer gerne mit unserer Unterstützung. Da müssen von Dorf zu Dorf individuelle Lösungen her. In Helden war es wirklich schade, dass nach viel Vorarbeit erst in der Ratssitzung Bedenken geäußert wurden, die schon viel früher hätten geäußert werden können. Jetzt kommt es darauf an, ob die ehrenamtlich Aktiven bereit sind weiter zu arbeiten. Wie ich die Heldener und ihr Engagement für das eigene Dorf kenne, glaube ich an eine konstruktive Weiterarbeit, auch wenn die handelnden Personen des Dorfvereins zunächst enttäuscht waren.

Ist es zu einem Bruch in Helden gekommen? Auf der einen Seite die Dorfhaus-Befürworter, auf der anderen Seite der Schützenverein?

Es hat sicherlich Meinungsverschiedenheiten gegeben. Alle Beteiligten müssen nun aufeinanderzugehen. Die Signale sind aber von beiden Seiten sehr versöhnlich und ich setze darauf, dass alle Beteiligten zueinander finden.

In Attendorn gibt es kaum noch freie Gewerbeflächen. Steuern wir auf einen absoluten Mangel hinzu?

Im Sommer ist eine Untersuchung im Auftrag der IHK in Attendorn vorgestellt worden. Dabei ist herausgekommen, dass wir einen erhöhten Bedarf an Gewerbeflächen in Zukunft haben. Übrigens weit über das hinaus, was uns das potenzielle Gewerbegebiet Fernholte bringen kann. Das heißt im Umkehrschluss: Ohne Fernholte geht es überhaupt nicht, das Gewerbegebiet brauchen wir unbedingt. Wir sind dabei, einen neuen Antrag auf eine wasserrechtliche Genehmigung abzuschließen, um dann endlich bauen zu können. Es geht darum, einen kleinen Bachlauf, der durch das Gebiet läuft, etwas zu verlegen und auch ökologisch aufzuwerten. Wir haben eine gute Lösung gefunden, die den wirtschaftlichen Notwendigkeiten auf der einen Seite und den ökologischen Anforderungen auf der anderen entspricht.

Wann wird sich dort der erste Betrieb angesiedelt haben?

So schnell wie möglich. Mein Ziel ist, dass dort im kommenden Jahr begonnen wird mit der öffentlichen Erschließung. Es gibt auch schon zahlreiche Bewerbungen für das Gebiet. Grundsätzlich wollen wir aber mit diesen Flächen so haushalten, dass vor allem die Firmen sich dort ansiedeln können, die den größten Mehrwert für Attendorn liefern. Und es geht darum, dass wir die ganze Fläche nicht auf einen Schlag komplett besiedeln und in fünf Jahren vor dem selben Problem stehen wie heute. Es ist absehbar, dass es in Zukunft immer schwieriger wird, Industriegebiete dieser Größe zu erschließen. Insofern müssen wir klug haushalten.

Sind interkommunale Gewerbegebiete genau deshalb des Rätsels Lösung?

Ja, es ist nötig, dass wir an interkommunale Zusammenarbeit denken und wir sind in alle Himmelsrichtungen hin offen dafür. Wir müssen zudem überlegen, wo man Industriegebiete noch arrondieren kann. Zum Beispiel, indem man große Parkplatzflächen umwandelt in Gewerbeflächen und an zentraler Stelle Parkhäuser baut. Das könnte uns helfen, den Bedarf an Gewerbeflächen insgesamt zu decken.

Die Attendorner Einzelhändler Schuster und Hoberg, die das Stadtbild Attendorns über viele Jahre mitgeprägt haben, machen Ende Oktober zu. Wie verkraften Sie das?

Das Schuhhaus Hoberg und Schuster pro fashion sind prägende Geschäfte für die Innenstadt gewesen. Klaus-Walter Hoberg und Mike Schuster ist für ihr langes Engagement nur zu danken. Insofern schmerzen die beiden Abgänge natürlich. Aber im Fall von Schuster pro fashion ist ja bereits eine attraktive Nachnutzung durch Maiworm Mode in trockenen Tüchern. Wir sind immer bereit, mit den Eigentümern zusammen nach neuen Mietern zu schauen oder zu vermitteln. Insgesamt können wir beobachten, dass die Frequenz in der Innenstadt in den letzten Jahren stärker geworden ist, die Investitionen haben sich bezahlt gemacht. Wir sehen, dass auch bei Betriebsaufgaben die Ladenlokale schneller wieder besetzt sind. Die Nachfrage nach Ladenlokalen ist gestiegen. Deshalb haben wir weniger Leerstand. Insgesamt bietet Attendorn trotz eines tiefgreifenden Strukturwandels im Handel weiterhin einen guten Einzelhandelsmix.