Kreis Olpe. . Viele Bürger im Kreis sortieren falsch. Der Störstoffanteil in der braunen Tonne ist auf fünf Prozent gestiegen, das erschwert die Kompostierung.
- Störstoffanteil ist fünf Mal so hoch wie vor 25 Jahren
- Automatische Sortierung teilweise nicht möglich
- Kontrollen möglich - Gebühren könnten steigen
Ziehen demnächst Müllkontrolleure durch die Straßen im Kreis und werfen einen prüfenden Blick in die braunen Tonnen? Noch ist es nicht so weit, aber wenn der Bioabfall nicht sortenreiner wird, werden solche Aktionen wohl unumgänglich. Denn der braune Abfall im Kreis Olpe ist zu schmutzig, zu viele nicht kompostierbare Stoffe, sogenannte Störstoffe, landen in der Tonne.
Störstoffanteil bei zirka fünf Prozent
„Ein Störstoffanteil bis zu einem Prozent ist ok, aber darüber haben wir ein echtes Problem“, so Klaus Remm, Leiter des Olper Kompostwerks. Derzeit liegt die Quote bei rund fünf Prozent. Das heißt: In jeder 80-Liter-Tonne passen im Schnitt 56 Kilogramm Müllmasse, davon sind fast drei Kilo Störstoffe, und zwar aller Art: Folien, Kunststoffe, Blechdosen, gefüllte Kunststoffbeutel mit Windeln und Restmüll und so weiter.
Auch interessant
Erst vor vier Jahren hat das Olper Entsorgungszentrum (OEZ), das das Kompostwerk betreibt, sieben Millionen Euro in eine neue Sortier- und Kompostiertechnik investiert. Mit Magneten, Luftabsaugung von Leichtstoffen und speziellen Sieben werden nach dem Kompostiervorgang Kompost und Störstoffe getrennt. „Wenn die Störstoffquote zu hoch ist, kommt die Technik an ihre Grenzen“, erklärt Klaus Remm.
Einen so hohen Störstoffanteil gab es zuletzt vor rund 25 Jahren, als die Mülltrennung im Kreis begann. Damals mussten alle Bürger das neue System erst begreifen. Heute liegen die Gründe woanders. Klaus Remm stellt bei einem kleinen Teil der Bürger eine „Sortiermüdigkeit“ fest, weil das Thema Abfallsortierung in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle spiele und vor allem, weil nicht kontrolliert werde und „Abfallsünder“ kaum mit Rügen oder Bußgeldern rechnen müssten. Es fehlt der Abschreckungseffekt. Remm: „Wenn jemand immer über rote Ampeln fährt und nie mit einer Strafe rechnen muss, wird er weiter so fahren.“
Kontrollen kosten Geld
Mit einem möglichst kreisweiten Kontrollsystem tut sich der Zweckverband Abfallwirtschaft im Kreis Olpe, kurz ZAKO, der seit 2016 die Abfallentsorgung für alle Städte und Gemeinden außer Attendorn organisiert, noch schwer. Und auch die Städte und Gemeinden selbst zögern, Kontrollmaßnahmen einzustielen. Klaus Remm: „Keiner will Ärger mit den Bürgern.“ Zudem kostet die Kontrolle Geld und die Müllgebühren sind ohnehin knapp kalkuliert.
Auch interessant
Den „schwarzen Peter“ hat derzeit vor allem das OEZ. Im aktuellen Liefervertrag mit ZAKO ist keine Störstoffquote festgelegt. Das Olper Kompostwerk muss den Biomüll also abnehmen und hat das Problem, dass es nur qualitativ guten Kompost an seine Abnehmer verkaufen kann. „Kein Landwirt will Müll auf seinem Acker haben“, so Remm. Deshalb muss Bioabfall, der nach der Sortierung wegen der vielen Störstoffe nicht weiter verwertet werden kann, sogenannte Siebüberläufe, wie normaler Restmüll in einer Verbrennungsanlage verbrannt werden.
Sanktionen der nächste Schritt
Das ist nicht nur umweltpolitisch fatal, sondern kostet das Unternehmen richtig viel Geld. Das sehen auch die ZAKO-Mitglieder ein. Kürzlich wurde in allen Haushalten des Kreises ein Flyer mit dem Titel „Bioabfall richtig sortieren“ verteilt, um die Bürger für mehr Disziplin an der Mülltonne zu sensibilisieren, bezahlt je zur Hälfte von ZAKO und dem OEZ. Geht die Störstoffquote nicht zurück, wären Kontrollen und Sanktionen der nächste, logische Schritt. Klaus Remm hofft auf eine einvernehmliche Lösung mit ZAKO: „Wir werden da nicht locker lassen.“
Klar ist: Passiert gar nichts, dann werden kurz über lang die Abfallgebühren für die Bürger im Kreis Olpe steigen müssen. Und das will eigentlich niemand.