Erndtebrück. Umstellung der Altpapier-Entsorgung in Erndtebrück: Die Bürger beklagen sich. Und die Kritik aus der Politik hält an.
- Politiker stellen fest: Erndtebrücker Bürger einfach sauer – und oft nicht informiert
- Müllproblem am Mittwoch politisches Thema in öffentlicher Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses
- SPD hofft, „dass das Thema bis Februar erledigt ist – wenn alle Container-Standorte ausgestattet sind“
Der Wechsel bei der Altpapier-Entsorgung in der Edergemeinde von der Tonne hin zu Containern – eigentlich sollte er spätestens seit der vergangenen Woche vollzogen sein. Doch die Kritik vor allem aus der Erndtebrücker Politik an Planung und Umsetzung bleibt. Mit Recht? Container-Standort Jahnstraße im Kernort Montagmittag: Die beiden provisorischen Behälter sind mehr als randvoll.
„Das sieht ja furchtbar aus hier“, meint Madlen Krahl, die für das Altpapier aus ihren Kisten kaum noch einen Plätzchen findet zwischen den Wertstoffen, die sich hier auftürmen. „Das sollte doch jeden Montag abgeholt werden“, hat sie im Hinterkopf. Und sie hatte insgeheim gehofft, dass die Behälter am Mittag schon geleert sind. Zum Vergleich: An anderen Standorten in der Nähe sahen die angelieferten Altpapier-Mengen gestern eher bescheiden aus – etwa an der Ecke Bergstraße/Am Fuchsrain.
Bürgermeister-Entschuldigung das Mindeste
Die Entschuldigung des Bürgermeisters – sie sei das Mindeste gewesen, was die FDP-Fraktion habe erwarten dürfen, so deren Vorsitzender Heinz Georg Grebe mit Blick auf „die ganzen Unannehmlichkeiten, die den Bürgern entstanden sind“, aber auch „durch die mangelnde Informationspolitik“ seitens der Gemeindeverwaltung. Verpackt hatte Bürgermeister Henning Gronau sein Bedauern Anfang des Monats in eine Pressemitteilung.
Wörster: Gemeinde macht auch noch Gewinn
„Wenn wir als Gemeinde den Komfort per Papiertonne so gelassen hätten“, betont UWG-Fraktionschef Wörster, „hätten wir ab sofort 115 000 Euro für den Spaß bezahlen müssen“.
So aber spare die Gemeinde jene rund 40 000 Euro, die das Abenteuer Tonne „uns schon vorher gekostet hat“.
Die Gemeinde bekomme sogar „noch 4000 Euro raus“ – weil Entsorger Treude für den eingesammelten Wertstoff Altpapier zahle, erklärt Wörster. Und den Gewinn gebe die Gemeinde dann in der Gesamtkalkulation zur Abfallentsorgung an die Bürger weiter.
Was Grebe bei der gesamten Umstellung schmerzlich vermisst hat: Transparenz. Klärende Erläuterungen für die Erndtebrücker Bürger, warum die Gemeindeverwaltung sich bei der Neuausschreibung der Abfallentsorgung in der Edergemeinde für Container statt Tonne entschieden habe – nämlich nicht zuletzt, „um die Querfinanzierung hinzukriegen“, so Grebe, „dass es nicht noch teurer wird für Restmüll- und Biotonne“. Information sei „das A und O“, sagt der Liberale. „Wenn ich mit den Leuten spreche, haben die für vieles Verständnis“, aber: „Die Bürger wissen nicht Bescheid.“ Das werde er am morgigen Mittwoch im Haupt- und Finanzausschuss (öffentliche Sitzung ab 17.30 Uhr, Sitzungssaal, Rathaus Erndtebrück) auch noch einmal deutlich zur Sprache bringen.
Grebe: Über Regress nachdenken
Es wäre „auch gut gewesen, wenn man mit uns im Rat über die Container-Standorte gesprochen hätte“, findet Grebe. Bekanntlich soll deren Zahl ja von derzeit 30 auf 45 im gesamten Gemeindegebiet erhöht werden. Im Übrigen findet der FDP-Politiker, dass „man auch über Regress nachdenken“ sollte – gegenüber dem bisherigen Container-Anbieter Remondis aus Olpe. Dass der nämlich seine Container bereits im Dezember eingesammelt habe, das sei „angebotswidrig gelaufen“. Zugleich hatte der neue Berleburger Entsorger Treude Mühe, hier mit eigenen Behältern nachzukommen.
Ob mit oder ohne Papiertonne: Die Müllgebühren in Erndtebrück sind – auch im Vergleich zu den Wittgensteiner Nachbarkommunen – eher hoch. Wie kriegt man die so schnell wie möglich gesenkt? Das sei ganz klar „eine Sache des Vertrages“ mit den privaten Entsorgern, meint Grebe. Die Gemeindeverwaltung müsse hier „bei nächster Gelegenheit eine Ausschreibung für drei Kommunen hinbekommen“ – ein wichtiges Thema in der interkommunalen Zusammenarbeit.
Linten: Auch die Bemühungen sehen
„Überlaufende Container – das hat in erster Linie die Verwaltung zu verantworten“, meint CDU-Fraktionschef Heinz-Josef Linten. Er sei vor ein paar Tagen wirklich nicht glücklich darüber gewesen, sein Papier von seinem Haus an der Weiherstraße im Kernort aus bis zu einem Container in Schameder fahren zu müssen.
Allerdings müsse man ja jetzt auch die Bemühungen sehen, die Gemeinde und Entsorger Treude unternähmen, um die Lage in Sachen Altpapier zu entspannen. So erhöht sich die Zahl der aufgestellten Container in der Edergemeinde mitterweile erkennbar. Allerdings sei da generell „in Sachen Müll eine große Unzufriedenheit bei den Bürgern“, hat auch Linten festgestellt.
Wörster: Das wird sich noch einspielen
„Es gibt nur Beschwerden über die neuen Container“, bedauert UWG-Fraktionschef Heinrich-Wilhelm Wörster. Zugleich sei es schwer, den Bürgern zu erklären, warum es jetzt „Container statt Tonne“ heißt, während es im benachbarten Bad Berleburg „genau andersrum“ laufe. Aber: „Das wird sich noch einspielen“, ist Wörster in Sachen neue Container zuversichtlich – trotz Winter-Wetter.
„Der Umstieg war natürlich etwas chaotisch“, so das Fazit von Tim Saßmannshausen von der Erndtebrücker SPD. Er hofft, „dass das ganze Thema bis Februar endgültig erledigt ist – wenn alle Container-Standorte ausgestattet sind.“ Und die müssten dann natürlich regelmäßig so geleert werden, dass auch immer Platz sei für neues Altpapier.