Ende. Am Berge: Der Bebauungsplan für 113 Wohnungen liegt der Politik in Herdecke vor. Vielleicht können nach vielen Verzögerungen 2024 Bagger rollen.

Das Warten geht weiter, doch die nächste Etappe dürfte dann den Durchbruch bringen: In Ende sollen bekanntlich auf dem früheren Schulgelände in den Straßen Am Berge und Eicklohweg 113 neue Wohneinheiten entstehen. Die Stadt Herdecke hat für die jetzt anstehenden Ausschusssitzungen im Februar sowie für die Entscheidung am 7. März im Rat einen Bebauungsplanentwurf zur Abstimmung vorgelegt. Das formelle Vorgehen biegt also auf die Zielgerade ein. Auch Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster hatte im Interview mit der Lokalredaktion bestätigt, dass sich dort in diesem Jahr „endlich etwas tun“ werde.

„Beschleunigtes Verfahren“ auf dem Papier, nicht in der Realität

Für Außenstehende klingt viel Ironie oder Humor durch, wenn im Zusammenhang mit dem besagten Neubaugebiet von einem „beschleunigten Verfahren“ im Verwaltungssprech die Rede ist. Zumal der Herdecker Rat schon im August 2020 den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 84 Am Berge beschlossen hat und viele angesichts der Wohnungsnot im Stadtgebiet mit großen Hoffnungen auf die verschiedenen Haustypen in Ende blicken.

Über Entwurf schon abgestimmt

Den Fraktionen liegen nun „verfahrensabschließende Beschlüsse“ vor. Die öffentliche Auslegung der Unterlagen bis Dezember 2023 sowie die vorgeschriebene Beteiligung von Institutionen haben ein Ende gefunden. 14 Anlagen gehören zum aktuellen Info-Paket. Allein 14 Behörden und Träger öffentlicher Belange mussten Stellungnahmen abgeben, von privater Seite kam demnach nichts. Doch in den nächsten Wochen könnte der Satzungsbeschluss erfolgen, so dass dann der ausgearbeitete Bebauungsplan in Kraft treten kann. Bereits im September 2023 hatte der Rat den Entwurf gebilligt.

Viel Verzug

Wer in Ende hinter die Bauzäune des 1,9 Hektar großen Plangebiets schaut, sieht eine vorbereitete Fläche vor sich. So gesehen, könnten schon bald Bagger anrollen. Zur Erinnerung: Die Verzögerungen des Projekts Am Berge begannen schon früh. Der Businessplan sah ursprünglich einen Zeitraum von 2017 bis 2021 vor. Doch erst im März 2021 begannen die Abrissarbeiten der einstigen Schule im Dorf und der benachbarten Albert-Schweitzer-Förderschule. Daraus entstand wegen komplexer Materialfragen der nächste Verzug. So geriet das zuvor verkündete Ziel, im Jahr 2022 mit der Vermarktung der Grundstücke zu beginnen und die ersten Häuser zu bauen, außer Reichweite.

Die grobe Aufteilung im Wohngebiet Am Berge, den Mittelteil übernimmt die HGWG.
Die grobe Aufteilung im Wohngebiet Am Berge, den Mittelteil übernimmt die HGWG. © Wetter / Herdecke | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Die Stadt Herdecke, der die Fläche gehört, setzt das Projekt als „Kooperative Baulandentwicklung“ mit dem Partner NRW Urban um und hat beispielsweise eine Stellungnahme veröffentlicht, die auf die geänderte Anordnung der Wohnnutzung eingeht. Das Verkehrsgutachten zum Bauvorhaben Am Berge mussten die Verantwortlichen immer wieder mal aufgrund der beschlossenen Veränderungen anpassen. Etwa wegen der Neuanordnung und Erhöhung um neun Wohneinheiten. Dadurch bedarf es den Angaben zufolge der Verortung einer zusätzlichen Zufahrt zum nördlichen Straßenabschnitt der Straße Am Berge.

Erhöhung von 104 auf 113 Wohneinheiten

Zitat aus der Vorlage: „Durch die Erhöhung von 104 auf 113 Wohneinheiten werden in der vormittäglichen und nachmittäglichen Spitzenstunde circa fünf Kfz pro Stunde mehr prognostiziert. Diese unwesentliche Veränderung der Verkehrsmengen liegt im Rahmen von täglichen Schwankungen und verfahrensbedingten Unsicherheiten in der Prognose, sodass die Aussagen der Verkehrsuntersuchung aus März 2022 weiterhin Bestand haben. Es kann weiterhin mit einem leistungsfähigen Verkehrsablauf ausgegangen werden. Durch die marginalen Veränderungen der Anzahl der Wohneinheiten sowie der neuen Zufahrt des Wohngebietes ergibt sich somit keine Notwendigkeit der Anpassung der bereits durchgeführten Verkehrsuntersuchung.“

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So weit bürokratische Abläufe. Für Interessierte, die zukünftig am Eicklohweg und Am Berge ein Dach über dem Kopf suchen, dürfte Folgendes im Vordergrund stehen: Der Rat der Stadt Herdecke hat eine Quote für den geförderten Wohnungsbau in Höhe von 50 bis 60 Prozent beschlossen, die gedeckelten Preise sollen sich gleichmäßig über das Plangebiet verteilen. Heißt: Viele Mieten dürften bezahlbar ausfallen.

Projekt mit NRW Urban

Das Projekt in Ende läuft unter dem Schlagwort „Kooperative Baulandentwicklung“, die Stadt Herdecke entwickelt ihre Fläche in enger Zusammenarbeit mit der landeseigenen Gesellschaft NRW Urban. Die zuständige Ministerin Ina Scharrenbach und Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster unterzeichneten am 22. Juli 2018 die Zielvereinbarung zur Entwicklung des Wohngebietes Am Berge.

Der Bebauungsplan sieht an vielen Stellen zwei- und dreigeschossige Gebäude vor. Damit verfolgen die Planer das Ziel, „eine effektive und zugleich umfeldverträgliche Ausnutzung der Grundstücksflächen sowie einen schonenden Umgang mit Grund und Boden sicherzustellen“. Vor allem in der Mitte der Fläche soll verdichtet gebaut werden.

Kürzlich hat die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft im Gespräch mit der Lokalredaktion ihre Planungen dargelegt, die HGWG errichtet in der Mitte der Fläche nahe eines ein Quartiersplatzes 54 Einheiten (dreigeschossiger Geschosswohnungsbau). Wer die übrigen Gebäude errichtet, ist offen. Laut Bebauungsplanentwurf sollen im Westen - also am Eicklohweg - zwei Doppelhäuser und zwei freistehende Mehrfamilienhäuser stehen. Im Osten soll es künftig zwei weitere freistehende Mehrfamilienhäuser und eine Fläche für ein Einfamilienhaus (potenziell Mehrgenerationenwohnen) geben. Hinzu kommen Tiefgaragen, der Stellplatzschlüssel liegt bei 1,5 pro Wohneinheit. Auch eine öffentliche Ladesäule im Osten gehört zu den Planungen.