Ende. Im März starten in Ende Abrissarbeiten auf dem früheren Schulgelände. Im neuen Wohngebiet Am Berge soll auch die HGWG eingebunden werden.
Immer wieder erhält Herdeckes Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster Anfragen, wann denn im Baugebiet am Berge in Ende die geplanten Wohnungen entstehen. Das dauert noch. Erste Grundstücksverkäufe im Jahr 2022 seien aber realistisch, hieß es nun bei einem Ortstermin auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule im Dorf und Albert-Schweitzer-Schule. Der Anlass: Der Abriss der alten Gebäude beginnt nun im März, voraussichtlich in der Monatsmitte.
Entkernen dauert rund drei Monate
„Was länge währt, wird endlich gut“, sagt Katja Strauss-Köster, als sie mit dem städtischen Planungsamtsleiter Daniel Matißik und Martina Gut als Projektleiterin des Kooperationspartners NRW Urban die nächsten Schritte erläutert. In den nächsten Tagen richtet demnach eine beauftragte Firma die Baustelle ein. Die Arbeiten dürften dann rund sechs Monate dauern und lassen sich grob in zwei gleich lange Abschnitte gliedern: Entkernen im Inneren, ehe im Sommer schweres Gerät anrücken kann und wuchtige Bagger die Gebäude abreißen.
„Der Abbruch ist komplizierter, als manche denken“, erläutert Daniel Matißik. „Denn nach den aufwendigen Untersuchungen müssen nun zunächst die Schadstoffe herausgenommen und entsorgt werden.“ Dabei handele es sich um Materialien, wie sie auch andernorts in alten Schulen auftauchen können: PCB, Pak, Asbest, Glasfasermatten, Fliesenkleber. „Die beauftragte Firma schickt bald Arbeiter in Ganzkörper-Schutzanzügen in die Gebäude. Dort müssen die dann zum Teil per Hand Bodenplatten und mehr entfernen, um einzelne Dichtungsschichten ordnungsgemäß zu entfernen.“ Die Bezirksregierung habe das genehmigt und überwache mit dem EN-Kreis die Vorgänge.
Bezahlbarer Wohnraum
Seit 2017 laufen konkrete Planungen zur Kooperativen Baulandentwicklung in der Straße Am Berge. Auf dem Gelände (ca. 19.000 Quadratmeter groß und städtisches Eigentum) sollen rund 100 Wohnungen entstehen, 50 Prozent öffentlich gefördert.
Wegen gestiegener Abriss- und Entsorgungskosten stieg der Kreditrahmen auf 1,4 Mio. Euro.
Da es sich um eine Fläche von mehr als 3000 Quadratmetern handele, dauert das Entkernen entsprechend. Und kostet auch mehr als gedacht, das haben die Stadt Herdecke und NRW Urban als gemeinsame Entwickler dieses städtischen Gebiets aber bereits 2020 per Ergänzungsvereinbarung geklärt.
Geärgert haben sich die Projektverantwortlichen über häufigen Vandalismus. Immer wieder seien Unbekannte trotz Warnhinweisen wie Einsturz- und Lebensgefahr in die Gebäude eingedrungen. Matißik: „Dabei ging Glas zu Bruch, das vermischte sich mit den vorhandenen Stoffen und sorgt für zusätzliche Arbeit.“ Auch daher sei es erfreulich, dass Bauarbeiter bald loslegen und regelmäßig vor Ort sind.
Weitere Planungsschritte
Auch die Planer haben noch viel zu tun. Beispielsweise müssen Stadtverwaltung und NRW Urban die Modellierung des Geländes besprechen, damit nach dem Abbruch der Gebäude die Erschließungsarbeiten beginnen und möglichst effektiv Bodenmassen verschoben werden können. Erste Häuser könnten dann, so Martina Gut, im Laufe des Jahres 2022 entstehen. Die Partner wollen der Politik am 11. Mai, so erfuhr es Bauausschuss-Vorsitzender Ulrich Schwellenberg, das weitere Vorgehen vorstellen. Etwa auch, welche Rolle die HGWG spielen könnte.
Während also einerseits in Kürze der Abriss Gestalt annimmt, gibt es andererseits bei der Kooperativen Baulandentwicklung in der Straße Am Berge noch einiges zu klären. Die Stadt Herdecke widmet sich – in Abstimmung mit dem Projektpartner NRW Urban – auch immer wieder den Vermarktungsfragen. Die da lauten: Wer soll ab 2022 auf dem städtischen Gelände in Ende bauen können? Welche Investoren kommen für die 1,9 Hektar mit rund 13.000 Quadratmetern Bauland infrage? Welche Erfahrungen oder gar Lehren lassen sich aus der Entwicklung der Wohngebiete am Fluss (Westfalia/Quartier Ruhraue) und am Bahnhof nutzen?
Aufteilung nicht zu kleinteilig
Wer Bahnhof sagt und an die neuen Häuser in der Walter-Freitag-Straße denkt, landet naturgemäß bei der Herdecker Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft. Mit der HGWG laufen bereits seit einiger Zeit Gespräche, inwieweit sich das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt auch Am Berge in Ende einbringen kann. Zumal dort bekanntlich die Hälfte des neuen Lebensraums als Sozialwohnungen vorgesehen ist. Klar ist: Die gesamte Fläche sei zu groß, als dass ein einziger Investor alles übernehmen könne oder soll. Andererseits sollte die Aufteilung der Grundstücke auch nicht zu kleinteilig erfolgen.
„Wir wollen aber natürlich gerne die HGWG einbinden“, sagt Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster. „Dadurch kann die Stadt Herdecke langfristig Einfluss und Gestaltungsmöglichkeiten aufrecht erhalten“, so Planungsamtsleiter Daniel Matißik. Strauss-Köster denkt beispielsweise konkret an den künftigen Platz mitten im neuen Wohngebiet, den die heimische Gesellschaft als „Herzstück“ sowie als Mittel- und Treffpunkt ebenso gestalten könnte wie vereinzelt Häuser.
Das Vorgehen der Stadtverwaltung: Erst die Verhandlungen mit der HGWG abschließen und die Ergebnisse vorstellen, ehe andere Interessenten zum Zuge kommen können. Womöglich über einen Wettbewerb. Das Ziel stehe ja längst fest: Am Berge soll ein Gebiet entstehen, dass unter städtebaulichen Gesichtspunkten wie Nachhaltigkeit, Ökologie und in Sachen Architektur überzeuge. „Bei diesen Themen kann uns NRW Urban dank der entsprechenden Erfahrung gut unterstützen“, meint Matißik.
In Abstimmung mit der hiesigen Politik braucht es also weitere Antworten, welche Investoren in Ende den Häuser-Mix und die vielen Mietwohnungen finanzieren. „In Großstädten treten immer mehr Akteure für genossenschaftliches Wohnen in den Markt ein“, sagt Matißik und zieht dann den Vergleich zu Herdecke: Hier wie dort sei (bezahlbarer) Wohnraum knapp. Für die künftigen Gebäude in der Straße Am Berge haben sich bisher vor allem mittelgroße Unternehmen auch aus der hiesigen Region interessiert, heißt es.
Gestaltungsfragen klären
Zudem müssen sich die Stadt Herdecke und NRW Urban als hundertprozentiges Beteiligungsunternehmen des Landes Nordrhein-Westfalen Gestaltungsfragen widmen. Beispielsweise Stellplätzen oder Zufahrten, die sich nach der Grundstücksaufteilung anordnen lassen.
Wenn zu all diesen Aspekten Klarheit herrscht, wollen die Verantwortlichen den Blick auf ein weiteres Projekt richten. Und zwar auf den angrenzenden Kreisel. Dieser Kreisverkehr als Verbindung der Straßen Am Berge und Eicklohweg sei nicht die beste bauliche Lösung, zumal manche Autofahrer auch den vorgegebenen Weg ignorieren und abkürzen. „Da sich diese Örtlichkeit direkt an das künftige Wohngebiet anschließt, streben wir eine Planung aus einem Guss an“, sagt die Bürgermeisterin und schaut hinüber zum öffentlichen Spielplatz, den es einzubeziehen gelte. NRW Urban fertige nun eine Skizze an, ob sich der Kreisverkehr auflösen lasse und wie die Stelle umgestaltet werden könnte. Das geschehe aber nachrangig.
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Vor einigen Wochen hatte die Herdecker CDU angeregt, diesen Kreisel zurückzubauen, um weitere Flächen zur Wohnbebauung zu gewinnen. Das lehne die Stadtverwaltung aber ab, da das Gebiet ohnehin schon sehr stark verdichtet sei.