Volmarstein. Fünf Anwohner diskutieren, wie der besondere Supermarkt an der Hauptstraße mehr Kunden anlocken könnte. Das sind ihre Vorschläge und ihre Kritik.
Das Gesprächsthema Nummer eins in Volmarstein? In den letzten Wochen ganz sicher der Cap-Markt. Schließungsankündigung, Proteste, dann doch die Rettung, zwischenzeitlich noch das länger feststehende Aus für Rewe in Grundschöttel Ende August. Die Nahversorgung in dem Stadtteil geriet 2023 oft in den öffentlichen Fokus. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigte sich nun auch bei einer kleinen Diskussion mit fünf Anwohnern – eine Art Aufwärmrunde für die große Debatte am nächsten Mittwoch ab 16.30 Uhr vor dem Redaktionsmobil auf dem Dorfplatz.
Gabriele Arnephy, Karla Tidden, Paul Bilstein, Ralf Ortwein und Georg Leber leben schon seit langer Zeit in Volmarstein. Aufmerksam verfolgen sie die Entwicklungen in ihrer Heimat und waren teils entsetzt sowie irritiert, dass vor wenigen Monaten noch das zehnjährige Bestehen des beliebten Cap-Markts im Vordergrund stand und recht kurz danach die Geschäftsaufgabe erfolgen sollte – quasi ohne Vorwarnung und Zeit, sich Lösungen zu überlegen. Und mit dem kolportierten Defizit in sechsstelliger Höhe lasse sich angesichts der vagen Summe auch wenig anfangen.
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Das führt direkt zur bedeutsamen Frage: Wie kann der Cap-Markt mehr Kunden anlocken und Umsätze steigern? „Eine Frische-Theke für Fleisch, Wurst, Käse oder gar Fisch wäre gut, dafür fahren die Leute fast immer über die Brücke nach Alt-Wetter“, sagt Gastgeber Georg Leber. Ralf Ortwein will festgestellt haben, dass die Auswahl an abgepacktem Fleisch in dem besonderen Lebensmittelladen im Dorfzentrum „hier früher größer war“. Das habe auch Karla Tidden beobachtet, die gleiche Entwicklung gebe es in Sachen Käse und Wurst.
Metzger zum Thema Frischfleisch
Paul Bilstein führte früher die Metzgerei an der Hauptstraße 17. „Für eine Frische-Theke braucht es Platz, ein Kühlhaus und passendes Personal. Abgepackte Ware ist dagegen kostengünstiger.“ Gabriele Arnephy erwähnt noch umfangreiche Hygienevorschriften und erinnert an jene Zeit, als Kunden noch einen Wochenmarkt in Volmarstein vorfanden. „Dieser wurde von den Leuten aber nicht richtig angenommen.“ Recht schnell herrscht in der Runde Einigkeit: Eine Sortiments-Ausweitung in Sachen Frischfleisch und ähnliches sei wünschenswert, aber im Cap-Markt nicht realistisch.
Aktuell mache sich zwar Freude breit, dass die inklusive Einrichtung weiter bestehe. „Doch mir fehlt es an Elan, ich sehe keine Aufbruchstimmung. Ich finde auch kaum vegane Produkte und fahre deswegen gelegentlich woanders hin. Ich weiß natürlich, dass man es nicht jedem Recht machen kann“, meint Ortwein. Andere beklagen, dass die Qualität der Gemüse-Theke nachgelassen und zwischendurch mal Klopapier gefehlt habe oder Regale auffällig leer blieben. Sollte das mit der drohen Schließung im Zusammenhang gestanden haben, lasse sich das nun schnell vergessen. Doch grundsätzliche wäre eine breitere Auswahl natürlich ebenso erstrebenswert wie ein Ende der Lieferprobleme. Vorschlag aus der Runde: Wie wäre es, eine Liste mit gewünschter Ware auszulegen?
Mehr Werbung kann sich auszahlen
Nächster Ansatz: „Ich würde es begrüßen, wenn der Cap-Markt verstärkt Werbung macht, zum Beispiel auch gut sichtbar an den Außenwänden zur Hauptstraße“, so Georg Leber. Denn 90 Prozent der Kundschaft, so schätzt es Karla Tidden, kommen aus dem engen Volmarsteiner Umfeld. „Nach der Rewe-Schließung sind nun auch einige aus Grundschöttel hier“, berichtet Gabriele Arnephy, die auch manche aus Silschede schon antraf.
Kein einhelliges Bild ergibt sich in der Debatte über Öffnungszeiten. Für Berufstätige wie Ortwein sei 18 Uhr, wenn der Cap-Markt an Wochentagen schließt, zu früh. Leber schlägt als Verlängerungskompromiss 18.30 oder 19 Uhr vor. „Früher war bis 20 Uhr geöffnet, das ging dann wegen ebenso Corona zurück wie die Reduzierung am Samstag von 18 auf 16 Uhr.“ Den Start am Morgen um 7 Uhr wiederum halten alle aus dem Quintett für gut.
Der soziale Aspekt
Einig ist sich die Runde auch, dass der Cap-Markt nach wie vor eine besondere Einrichtung ist. Arnephy betont den sozialen Aspekt für Mitarbeitende mit Handicap. Leber freut sich über vertraute Plaudereien mit Angestellten und Stammkunden. Tidden wünscht sich aber mehr Offenheit bei den Geschäfts-Verantwortlichen, um Verschiedenes weiterzuentwickeln.
Kontrovers debattieren die fünf Volmarsteiner dann auch die Parkfrage. „Warum schafft man hier im Zentrum nicht alle Regelungen wie das einstündige Limit auf dem Dorfplatz ab?“, fragt Paul Bilstein und sähe darin Vorteile für Geschäftsleute sowie Kundschaft. „Aber das würde doch nur Dauerparken anlocken und den Läden keine erhöhte Frequenz bringen“, so das Gegenargument. Laut Arnephy drehen ohnehin Mitarbeitende aus der örtlichen Geschäftswelt oft Parkscheiben etwa am Nettmannschen Hof weiter, womit sie dauerhaft Buchten blockieren. Leber hält wiederum die zwei Stellflächen direkt vor dem Cap-Markt für erhaltenswert. „Aber ein zweistündiges Halten dort ist zu lang – wer braucht denn so viel Zeit für einen Einkauf?“ Es bestehe einfach eine schwierige Konstellation, da sich Einkaufswagen nicht mal eben zum sehr nah gelegenen Dorfplatz schieben lassen. „Der wiederum ist abends richtig voll, wenn viele zur Pizzeria von Roberto wollen.“
Die Bedeutung des Supermarkts
Lob gibt es für das Lieferangebot des Cap-Markts (und des Dorfgrills direkt nebenan). Gleichwohl, so formuliert es Georg Leber, haben „viele hier den Ernst der Lage noch nicht erkannt und gehen womöglich weiter woanders einkaufen. Vielleicht kommt ja neuer Schwung über die Unternehmen, die den Laden gerettet haben, und deren Belegschaft auf.“ Karla Tidden wirbt für den etwas anderen Lebensmittelladen im Zentrum Volmarsteins: „Auch hier gibt es Angebote, manches ist mitunter sogar günstiger als andernorts. Es wäre schön, wenn die Leute mehr als beispielsweise nur einen Liter Milch kaufen.“
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Kurz reisen die fünf Volmarsteiner noch in die Vergangenheit. 15 Geschäfte im Dorfzentrum listet Leber beim Rückblick in die 1970-er Jahre auf, nach 2000 waren es nur knapp die Hälfte. Ob Optiker, Gemüseladen, Mode, Uhren oder Schmuck – früher habe es hier eine ausgewogene Geschäftswelt gegeben. Wenn eines Tages nun womöglich der einzige Supermarkt im Stadtteil schließen würde, wäre das so eine Art „Sargnagel für das Dorf“.