Volmarstein. Der Rewe ist dicht. Der Cap-Markt schließt: Das wird besonders für ältere Menschen zur Herausforderung. Stimmen zur Supermarkt-Situation.
„Jetzt ist alles aus.“ Am Telefon herrscht kurz Stille. Manchmal verschlägt es der 94-jährigen Seniorin die Sprache, wenn sie über die Einkaufssituation in ihrem Stadtteil nachdenkt: Der Rewe-Markt in Grundschöttel ist dicht. Der Cap-Markt schließt Ende des Jahres. Und schon jetzt weiß die Volmarsteinerin nicht, wie sie alleine ihren Kühlschrank füllen soll. „Ich kann das einfach nicht verstehen“, sagt sie betroffen.
Märkte hinterlassen große Lücke
Alleine ist sie mit ihren Sorgen nicht, berichtet die Seniorin weiter und zählt direkt Namen von Nachbarn und Bekannten auf, die auch nicht wissen, wie sie die Lücke schließen können, die beide Märkte hinterlassen. Ihren eigenen Namen möchte sie auch nicht veröffentlicht sehen. Viele der von den Schließungen Betroffenen seien über 80 Jahre alt, andere gingen auf die 90 zu. Und sie alle hätten „immer da unten eingekauft. Das sind doch alles ältere Menschen. Wir haben kein Auto. Wie sollen wir denn zum Aldi kommen?“, fragt sie, die sich selbst nur noch mit Hilfe eines Rollators bewegen kann.
Auch der Lieferservice fällt weg
Noch sei sie mit Vorräten eingedeckt. Doch der Lebensmittel-Einkauf wird für die Volmarsteinerin und ihre Familie zunehmend zur Improvisation. Mal springt die Tochter ein. Doch die sei selbstständig, habe eine eigene Praxis. „Wann soll sie das also noch machen?“, fragt die Seniorin. Auch der Sohn hat eingekauft, kann das aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Die Schwester hilft aus, bringt immer wieder mal was aus dem Cap-Markt mit. Doch die Auswahl ließe da auch nach. „Letztens gab es kein Becel mehr oder auch Bauchfleisch und was zum Braten gab es nicht“, weiß die Volmarsteinerin zu berichten. Und was ist mit dem Lieferservice des Marktes? Genutzt habe sie den auch schon. Aber mit der Schließung falle ja auch dieser Service weg. Je länger sie spricht, desto deutlicher wird ihre Sorge, ihr Unverständnis: „Ich komme da einfach nicht drüber hinweg“, sagt sie. „Was ist denn hier in Volmarstein demnächst noch? Gar nichts.“
Automat keine Alternative
„Das ist nicht tragbar“, sagt eine Wetteranerin, die ihren Namen auch nicht in der Zeitung lesen möchte, als sie auf die Situation in Volmarstein angesprochen wird. Die 70-Jährige wohnt selbst in Grundschöttel, dort, wo die Ladenfläche des früheren Rewe aktuell verwaist ist. Zum Automaten vor der Gaststätte „Zum Ostholz“ sei sie auch schon mal gefahren, um sich das Angebot anzuschauen. „Da steht dann Whiskey drin“, berichtet sie mit einem Kopfschütteln. Eine Alternative sei das nicht. Auch die Schließung des Cap-Markts kann sie nicht nachvollziehen. „Diese Einrichtung ist doch auch wichtig für die Menschen, die dort arbeiten“, betont sie. Auch sie scheint ratlos. „Wir müssen jetzt einfach damit klarkommen“, sagt sie resigniert. Ihr selbst fällt das noch leicht. Sie ist mobil, fährt mit dem Auto jetzt nach Hagen-Haspe zum Einkaufen. „Aber wo bleiben die Menschen, die nicht motorisiert sind?“, fragt sie.
„Ziemlich allein gelassen“
Auch Silvia Wackrow muss jetzt für jeden Einkauf in ihr Auto steigen. Die 69-Jährige wohnt in fußläufiger Entfernung zum früheren Rewe. In sieben Minuten war sie da, bekam alles, was sie brauchte – und traf auch noch viele bekannte Gesichter. „Das war ja auch irgendwie ein zentraler Treffpunkt“, blickt sie zurück. Ihren Wocheneinkauf erledigt die Wetteranerin jetzt in Herdecke oder Witten-Bommern. Die Entwicklung der Einkaufssituation in Volmarstein sei für alle schwierig. „Und es passiert ja auch nichts“, betont Silvia Wackrow. „Man fühlt sich ziemlich allein gelassen.“