Volmarstein. Der Cap-Markt ist die einzige Nahversorgungsmöglichkeit für Bürger im Dorf. Doch vielen Kunden vor Ort fehlt etwas Entscheidendes.

Vom ersten Tag an ist Elena Pais-Lelekakis dabei und erledigt im Cap-Markt alle anfallenden Arbeiten, „sobald der Chef mir den Auftrag gibt“. Herzlich seien sie und das ganze Team damals von den Volmarsteinern aufgenommen worden, berichtet die 40-Jährige, die am liebsten Bestellungen aufgibt und Einkaufsaufträge zum Ausliefern zusammenstellt. Zehn Jahre ist das nun her. Grund genug für eine kleine Bilanz und einen Blick in die Zukunft.

Vorgänger war Netto

Elena Lelekakis ist eine der insgesamt 13 Beschäftigten mit Behinderung, die gemeinsam mit sechs hauptamtlichen Mitarbeitern den Cap-Markt im Dorf „wuppen“. Am 17. Januar 2013 öffnete der Cap-Markt an der Hauptstraße 1-5 in den Räumen des Vorgängers Netto.

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Die Netto-Filiale wurde geschlossen, obwohl Bürger und Politiker lange für den Erhalt gekämpft hatten und die Schließung durch ihren Protest auch noch für eine gewisse Zeit hinauszögern konnten. Dass mit dem Cap-Markt dann ein neuer, wenn auch „etwas anderer“ Nahversorger nach Volmarstein kam, nahm die Bevölkerung dankbar an.

Beschäftigte „blühen auf“

Berührungsängste habe es nie gegeben, berichtet Marktleiter Dennis Köster; denn hier lebten die Bürger durch die Evangelische Stiftung von jeher mit Menschen mit Behinderung. „Unsere Beschäftigten schätzen die Arbeit und blühen hier auf. Sie sind stolz, dass sie so eine Tätigkeit ausüben dürfen“, lobt Köster. Seine Kollegin und älteste Mitarbeiterin, Regine Pixberg (58), ergänzt: „Sie kommen bei Wind und Wetter. Teils zu Fuß, teils mit dem Bus aus Ennepetal. Da dauert eine Fahrt alleine schon anderthalb Stunden.“ Und auch in der Corona-Pandemie habe sich am Arbeitswillen und Ehrgeiz der Beschäftigten nichts geändert. „Sie waren sehr diszipliniert in der Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Dabei war es schon schwierig, stundenlang während der Arbeit die FFP2-Masken zu tragen“, würdigt auch Sandra Salten, Bereichsleiterin der Awo-Werkstatt Asbeck, das Engagement der Beschäftigten mit Behinderung.

Lieferservive in Pandemie „explodiert“

Dennis Köster weiß auch, dass durch die Pandemie die Beziehung zu den Kunden noch enger und freundschaftlicher geworden sei. „Und unser Lieferservice ist in der Zeit explodiert“, berichtet der Marktleiter. Mit dem Kühltransporter beliefert der Cap-Markt aber schon seit Vor-Corona-Zeiten nicht nur Privathaushalte, sondern auch Kindergärten und ESV-Einrichtungen in Wetter, Witten, Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal. Er und sein Team sind sicher, dass noch etliche Kunden dazukommen werden, wenn erst der Rewe in Grundschöttel geschlossen ist: „Da wird besonders unser Lieferservice gefordert sein, denn den bietet ja hier sonst kein Geschäft kostenlos. Aber man muss die Entwicklung mal abwarten.“ Tatsächlich ist die Anlieferung der Ware vom Cap-Markt kostenlos – ab einem Mindestbestellwert von 30 Euro innerhalb Volmarsteins, ab 50 Euro Mindestbestellwert auch darüber hinaus.

Längere Parkzeiten wichtig

Was sich das Team des Cap-Marktes für die Zukunft wünscht? „Weiterhin ein freundschaftliches Miteinander mit den Kunden“, so Dennis Köster. „Und Parkplätze“, ergänzt Regine Pixberg. Denn die eine Stunde, die man auf dem Dorfplatz parken dürfe, sei zu kurz. Längere Parkzeiten dort wären für Bürger, Gastronomie und Handel gleichermaßen gut. Der Cap-Markt ist auch nach zehn Jahren noch defizitär. Rüttelt das aktuell an seinem Fortbestand? Sandra Salten schweigt und schüttelt den Kopf.

Cap-Markt und Café Herzken

Der Volmarsteiner Cap-Markt ist eine Außenabteilung der Awo-Werkstatt für Menschen mit Behinderung Asbeck in Gevelsberg, die ebenso wie die Werkstatt Stefansbecke und die Elektrotechnik-Werkstatt (beide in Sprockhövel) zum Werkstattverbund der Awo Ennepe-Ruhr gehört. Auch das Café Herzken am Dorfplatz in Volmarstein ist eine Abteilung der Awo-Werk­statt Asbeck.
Der Awo-Werkstattverbund ist eine Einrichtung zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung und zur Eingliederung in
das Arbeitsleben
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Das Zehnjährige feiert der Cap-Markt im Mai mit verschiedenen Aktionen. Kundinnen und Kunden können sich auf Gegrilltes und Waffeln sowie eine Thermomix-Vorführung mit Verkostung freuen; für Kinder gibt es einen Schminktisch.