Herdecke/Volmarstein. Bewohner und Mitarbeiter ziehen bald vom Haus Bethanien in ein neu erworbenes Heim nach Herdecke. Die dort lebenden Senioren müssen dann weichen.

Im Zuge der Convivo-Insolvenz und Teilübernahme der Evangelischen Stiftung Volmarstein (ESV) in Herdecke hat die Redaktion nun von einer neuen Gemengelage erfahren. Wie berichtet, hat das Unternehmen aus Wetter in der Nachbarstadt die drei Seniorenheime Ruhraue, Nacken und den fast fertig gestellten Neubau an der Goethestraße übernommen. Offen ist die Zukunft in Kirchende.

Nach eigenen Angaben arbeitet die Stiftung zur Zeit in enger Abstimmung mit dem EN-Kreis an einem Gesamtkonzept für verschiedene Seniorenanlagen an Ennepe und Ruhr. „Wir müssen jetzt gucken, dass wir die von uns übernommenen Einrichtungen so in unsere Pläne und Strategien integrieren, dass wir auf der einen Seite unsere geplanten Investitionen in bestehende Häuser nicht vernachlässigen und auf der anderen Seite natürlich auch so vielen Menschen wie möglich eine wohnortnahe Versorgung bieten können. Dabei haben wir die Menschen in Kirchende weiter im Blick und arbeiten an Lösungen“, erklärt Nicolas Starck, Leiter der Seniorenhilfe in der ESV.

Fest steht: Die Bewohnerschaft und Mitarbeitenden des Seniorenheims Parkanlage Nacken werden im Juni in den Goethestraße-Neubau ziehen. „Und damit mitten ins Herdecker Leben“, so Starck.

Gemeinschaft nicht trennen

Laut ESV werden in einem zweiten Schritt Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitende vom Haus Bethanien in Volmarstein nach Herdecke in die Parkanlage Nacken umziehen. In dieser Einrichtung auf dem Stiftungs-Zentralgelände leben ausschließlich Menschen mit speziellem Hilfebedarf, die den Angaben zufolge in einer üblichen Senioreneinrichtung nicht versorgt werden können (48 Menschen mit der Gehirnkrankheit Chorea Huntington, 36 Schwerstbehinderte im fortgeschritten Alter und zwölf Personen mit extremer Adipositas).

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„Die oberen beiden Etagen im Haus Bethanien müssen wir sanieren. Und wir haben jetzt die Möglichkeit, die Einrichtung quasi eins zu eins umzuziehen. Denn wir können diese Gemeinschaft nicht einfach trennen. Das hätte für die Bewohnerinnen und Bewohner zum Teil schwerwiegende Folgen“, erläutert Starck diesen Schritt. Im Seniorenhaus Ruhraue will die ESV den Betrieb unverändert fortführen.

Unterdessen hat die Lokalredaktion erfahren, dass der Goldene Ring Herdecker Mitarbeitende von Convivo Parks übernehmen will. Der mobile Pflegedienst aus Hagen habe bereits Vertragsangebote vorgestellt. Die wiederum sollen einige als unzureichend eingestuft haben, da diese eine Bezahlung auf Mindestlohn-Basis und weitere ungünstige Konditionen enthalten sollen.

Die nächste Insolvenz

Zudem beantwortete Convivo-Insolvenzverwalter Dr. Christoph Morgen Fragen der Redaktion zur offenen Zukunft des Seniorenhauses Kirchende. „In Abstimmung mit der Heimataufsicht, dem Kreis und anderen Pflegeheimbetreibern kümmern wir uns um Unterbringungsmöglichkeiten der Bewohner der Einrichtung“, heißt es. Der von Dr. Morgen verwaltete Betrieb der Einrichtung sei aufgrund der finanziellen Gegebenheiten und der Unterstützung des Kreises nur noch bis zum 30. Juni fortzuführen. Anschließend soll „eine geordnete Schließung in Kirchende“ erfolgen.

Dort sei die Lage zusätzlich kompliziert, da die Gebäude-Eigentümerin (wie berichtet eine Fondsgesellschaft) inzwischen selbst einen Insolvenzantrag gestellt habe. „Mit dem Insolvenzverwalter der Immobilie sind wir im Austausch, da Mietverträge über Wohnungen auf diesen übergehen werden“, teilt Dr. Christoph Morgen mit.

Sorgen wegen Ende

Bürgermeisterin Strauss-Köster differenziert beim Blick auf das gesamte Stadtgebiet, wenn es um die Rettung der drei Herdecker Häuser und das ungelöste Problem in Ende geht. „Wir wünschen uns ein Fortbestehen in Kirchende. Denn auch dort wohnen fußläufig Kinder und Familien von Senioren, die ihre Angehörigen besuchen. Wir hoffen, dass die Veränderungen am Pflegestandort Herdecke im Sinne der Gemeinschaft und Versorgung erfolgen.“

Wegen der Sorgen in Kirchende fragen immer mehr Leute nach der Rolle der Stadt Herdecke. Das versteht die Bürgermeisterin, auch Katja Strauss-Köster lassen die Entwicklungen nicht kalt. „Als Stadtverwaltung wollen wir uns für die Menschen hier einsetzen, können aber nur über Gespräche und somit beschränkt Einfluss nehmen.“